Reise

Naturwunder in Kalifornien Im Reich der Riesenbäume

Nur 30 Autominuten von der quirligen Millionenmetropole San Francisco entfernt wartet auf Urlauber eines der größten Naturwunder der USA: die Mammutbäume im Muir Woods National Monument. Die teils über 1000 Jahre alten Sequoias, die höchsten Bäume der Erde, entgingen nur mit knapper Not und dank des Engagements von Pionieren des Naturschutzgedankens der Säge und der Axt. In diesem Jahr feiert das Schutzgebiet sein 100-jähriges Bestehen.

Der überfüllte Parkplatz vor Muir Wood zeigt, dass das Schutzgebiet rund 20 Kilometer nördlich der Golden Gate Brücke ein überaus beliebtes Ausflugsziel ist. Rund eine Million Besucher aus aller Welt lassen sich jedes Jahr in den Bann der roten Riesenbäume ziehen. Egal ob auf Chinesisch, Spanisch, Deutsch oder Französisch: die staunenden Ausrufe der Besucher scheinen stets dasselbe zu bedeuten: Mann, sind die groß!

Bis auf eine Höhe von über 80 Meter bringen es die rotholzigen Giganten. Einige sind über 1.200 Jahre alt. Ein besonderer Anziehungspunkt in dem Gebiet ist der Kathedralen-Wald, in dem am 19. Mai 1945 die Gründungsväter der UN in einer Gedenkfeier den kurz zuvor verstorbenen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt ehrten. Der Wald kann auf einem nur eineinhalb Kilometer langen Pfad erreicht werden, der auch für Familien gut zu begehen ist.

Erhabenheit und Zauber

An bestimmten Tagen wird Cathedral Grove zur Ruhezone erklärt, damit die Besucher die Erhabenheit und den Zauber der Bäume noch intensiver erleben können. Wer in der Stille den Vögeln lauscht, den Wind durch die Äste rauschen hört, den Blick auf die schwindelerregende Höhe der Bäume richtet, deren Wipfel grazile Bögen bilden, der weiß, aus welchem Grund das Waldstück seinen Namen erhalten hat.

Dass es auch heutigen Generationen noch vergönnt ist, dieses Naturwunder zu erleben, grenzt fast an ein Wunder. Der Großteil der Küstenmammutbäume, die einst Kaliforniens Küstenwälder bedeckten, wurde nämlich im 19. Jahrhundert gefällt. Aus ihrem Holz wurden die Häuser und Städte des jungen Staates gebaut. Doch die Bäume im heutigen Schutzgebiet überlebten bis zur Wende vom 19. aufs 20. Jahrhundert, weil sie in einem schwer zugänglichen Canyon standen.

Benannt ist das Schutzgebiet zwar nach dem amerikanischen Naturforscher John Muir, doch der eigentliche Retter und Vater des National Monument ist der Geschäftsmann William Kent, der das Land kaufte, um die Bäume zu schützen. Doch nach dem verheerenden Erdbeben von 1906, das San Francisco fast völlig zerstörte, wurde der Ruf immer lauter, das Gebiet zu erschließen. Ein örtliches Wasserversorgungsunternehmen wollte die Bäume fällen und einen Damm am Redwood Creek, der durch das Gelände fließt, errichten. Per Gerichtsbeschluss sollte Kent das Gebiet weggenommen werden.

Bäume vor der Wirtschaft gerettet

Doch Kent, der später in die Politik ging und Abgeordneter wurde, schenkte das herrliche Fleckchen Erde der US-Regierung in Washington. Der damalige Präsident Theodore Roosevelt, ein mächtiger Förderer der entstehenden Naturschutzbewegung, erklärte den Wald zum National Monument und entzog damit die Mammutbäume dem gierigen Zugriff der Wirtschaft. Es war auch Kent, der sich in einem Briefwechsel mit Roosevelt dafür einsetzte, dass das Schutzgebiet den Namen Muir zu Ehren des Naturschützers erhalten sollte. Roosevelt wollte den Park eigentlich nach seinem eigentlichen Retter, Kent, benennen, doch der lehnte bescheiden ab. Er habe fünf brave Jungs, und wenn die nicht dafür sorgten, dass der Name Kent erhalten bliebe, "dann bin ich willens, dass er vergessen wird", antwortete er dem Präsidenten.

"Dienst an Gott und der Menschheit"

Doch William Kents Name wurde nicht vergessen. Erhalten blieb er unter anderem im Namen der Ortschaft Kentfield in Marin County nicht weit von dem Waldstück entfernt. Kent war später einer der Mitautoren des Gesetzes, mit dem 1916 der National Park Service der USA gegründet wurde - ein weiterer Meilenstein zum Schutz der Natur. In einem Brief an Kent würdigte Muir die Verdienste des bescheidenen Naturschutzpioniers: "Das Retten dieser Bäume vor Axt und Säge, vor Geldwechslern und Wasserfirmen, und seine Übereignung an unser Land und die Welt ist auf vielerlei Weise der bemerkenswerteste Dienst an Gott und der Menschheit, von dem ich gehört habe, seitdem meine Wanderungen durch die Wälder begannen."

Quelle: ntv.de, dpa

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