Reise

Wirbelstürmen zum Trotz Karibik ist Ganzjahresziel

Hurrikan "Dean" hat es erneut bewiesen: Fast jedes Jahr im Spätsommer sorgen tropische Stürme in der Karibik nicht nur für Verwüstungen in den Dörfern und in der Natur.

Sie wirbeln auch die Pläne vieler Urlauber kräftig durcheinander. Am Ort des Geschehens müssen Touristen in Sicherheit gebracht werden, noch nicht in die Ferien gestarteten Gästen ermöglichen die Veranstalter meist das Umbuchen oder kostenlose Stornieren. 2004 waren vor allem Florida und Grenada betroffen, 2005 Mexiko und New Orleans im Süden der USA, diesmal Jamaika und erneut Mexiko. "Warum überhaupt noch im Sommer Karibik-Reisen in Erwägung ziehen?", mag sich da mancher denken. Für die Reiseveranstalter steht jedoch fest: Trotz der "Hurrikan-Saison" ist und bleibt die Karibik ein Ganzjahresziel.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer ist die Größe der Region, "die in Deutschland oft unterschätzt wird", sagt Rolf Nieländer, Sprecher der Caribbean Tourism Organization (CTO) in Nidderau in Hessen. Die Weite des Raumes führe dazu, dass viele Inseln gar nicht betroffen seien, wenn in einem anderen Teil der Karibik ein Hurrikan wütet.

Das Problem besteht nun darin, dass sich nicht schon lange vorher sagen lässt, wann und wo die Stürme auftreten. Und in manchen Jahren wie 2006 bleibt es insgesamt eher ruhig. "Wegen einer punktuell möglichen Gefahr nehmen wir keine Urlaubsregion aus dem Programm, die für viele Menschen ein Traumziel ist", sagt deshalb Matthias Rotter, Bereichsleiter von Meier's Weltreisen in Frankfurt. "Wir sehen uns nicht veranlasst, an der Angebotsstruktur etwas zu verändern", sagt auch Stefanie Berk, die Fernreisen-Direktorin bei Neckermann im hessischen Oberursel.

Ein weiterer Grund sind die Preise für Karibik-Urlaub, die in der Sommersaison zum Teil deutlich niedriger sind als in der Zeit von Dezember bis Mai. Ein paar Beispiele: Zwei Wochen Urlaub im "Hotel Playa Pesquero" bei Holguin auf Kuba kosten bei Meier's mit Flügen ab/bis Frankfurt im September ab 1.747 Euro pro Person. Im Februar beträgt der Mindestpreis 2.033 Euro. Neckermann bietet 14 Tage im "Grand Oasis Cancn" in Mexiko im September und Oktober ab 1.559 Euro an, ebenfalls inklusive der Flüge ab/bis Frankfurt. Im Februar sind es mindestens 1.756 Euro, verschiedene Rabatte bereits berücksichtigt.

Diese je nach Saison rund 200 oder 300 Euro Unterschied pro Person machen für viele Urlauber die Karibik-Reise überhaupt erst bezahlbar. "Der Preis spielt für einen erheblichen Teil der Touristen eine große Rolle", sagt Prof. Karl Born, Tourismusforscher an der Hochschule Harz in Wernigerode. Die Karibik biete außerdem "prima Strände für relativ wenig Geld - das ist schon eine Versuchung." Daher gebe es die Neigung, sich zu sagen: "Okay, wir riskieren es. So groß ist das Risiko auch wieder nicht, dass ausgerechnet wir betroffen sind."

Solche Erfahrungen macht auch Neckermann-Managerin Berk. Ohne Kenntnis von der Möglichkeit eines Hurrikans setze sich im Sommer und Herbst jedenfalls kein Karibik-Urlauber ins Flugzeug: "Die Reisebüros beraten in dieser Frage wirklich gut, und auch in den Katalogen geben wir deutliche Hinweise." Außerdem wüssten die Gäste, dass sie sich im Notfall auf gut funktionierende Warn- und Evakuierungssysteme der Behörden verlassen können. "Anders als bei Terroranschlägen hat man immerhin eine Vorwarnzeit von ein bis zwei Tagen", meint Prof. Born. "Und auch das Krisenmanagement der Reiseveranstalter ist perfekt."

Die Nachfrage nach Karibik-Urlaub im Spätsommer und Herbst bleibt somit trotz des Hurrikan-Risikos groß. "Auch in diesem Jahr war das so", sagt Stefanie Berk. Meier's Weltreisen verzeichnete selbst für den Sommer 2006 "eine sehr starke Nachfrage nach Karibik-Reisen", ergänzt Matthias Rotter – "und das, obwohl die Nachrichten über die Stürme des Vorjahres noch sehr präsent waren." 2005 hatte unter anderem Hurrikan "Wilma" Teile der mexikanischen Küste um Cancn verwüstet und "Katrina" die US-Südküste bei New Orleans.

Selbst wenn die Nachfrage geringer wäre, hätten die Veranstalter ihre Probleme, den August und September in der Karibik ganz ausfallen zu lassen. "Flüge für acht Woche auszusetzen oder Hotels diese Zeit komplett leer stehen zu lassen - das wäre alles nicht so einfach", sagt Kirsten Feld-Türkis, Fernreisen-Managerin bei der TUI in Hannover. Und auch in den Zielgebieten selbst kämen solche Maßnahmen alles andere als gut an: "Der Tourismus ist für die Inseln existenziell", sagt CTO-Sprecher Nieländer. "Für die ist das ganze Jahr Saison" - das ändern auch Hurrikans wie "Dean", "Wilma" und "Katrina" nicht.

Quelle: ntv.de

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