Reise

Sonnenbad statt Pistenspaß Kein Schnee, keine Touristen

Der wärmste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnung auch in Baden-Württemberg bereitet der dortigen Tourismusbranche Kopfzerbrechen. Weil der Schnee fehlt, bleiben die Touristen weg. Vor allem in den Urlaubsregionen des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb sind die Gäste- und Übernachtungszahlen deutlich zurückgegangen. Mit einer Trendwende in den kommenden Wochen rechnen die Tourismusmanager nicht mehr.

"Einen derart enttäuschenden Winter hat es sehr lange nicht mehr gegeben", sagt Herbert Kiefer, Bürgermeister des Wintersportorts Todtmoos im Südschwarzwald. Alle Skilifte stehen still, Hotelbetten bleiben leer. Die in der 2.100 Einwohner zählenden Tourismusgemeinde zur Tradition gewordenen Hundeschlittenrennen mussten in diesem Jahr abgesagt werden, weil der Schnee fehlte. "Das war besonders schmerzhaft", sagt Kiefer. So wie in Todtmoos sei die Situation im ganzen Land.

"Wir hatten zu bis zuletzt Hoffnung. Aber wir haben keine Chance", sagt Carlo van de Vaart. Der 43 Jahre alte Niederländer hat mit seiner Familie zwei Wochen Skiurlaub im Schwarzwald gebucht. Doch statt weißen Pisten bekommt er grüne Wiesen zu sehen, jeden Morgen wird er von zwitschernden Vögel geweckt. Die Skier in der Box auf seinem Geländewagen hat van de Vaart erst gar nicht ausgepackt. Für einen klassischen Winterurlaub sei das Wetter in diesem Jahr einfach zu mild.

"Die Hotels und Gastronomiebetriebe berichten von Umsatzeinbußen", sagt der Tourismusdirektor von Todtmoos, Henning Tatje. "Vor allem Spontanurlauber bleiben weg." Es fehlten Skifahrer, die übernachten und einkehren. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, müsse die Tourismusbranche ihre von der Witterung unabhängigen Angebote künftig weiter ausbauen. "Wir müssen einfach zur Kenntnis nehmen, dass es im Schwarzwald keine absolute Schneegarantie mehr gibt", sagt Tatje.

Auf dem höchsten Berg im Land, dem Feldberg im Südschwarzwald, ist die Situation ähnlich. "Selbst wenn es jetzt noch kräftig schneien sollte: Wirtschaftlich retten können wir die Saison nicht mehr", sagt Bürgermeister Stefan Wirbser. Die Skilifte rund um den 1.493 Meter hohen Gipfel waren bislang an rund 50 Tagen in Betrieb. Um Verluste zu vermeiden, müssen es mindestens 80 Wintertage sein. In der laufenden Saison, die maximal bis Ostern läuft, ist das kaum noch zu erreichen. Selbst für den Einsatz von Schneekanonen ist es zu warm. Im Schnitt laufen die Lifte am Feldberg nach Wirbsers Angaben an 100 Tagen im Jahr. 2005 waren es 153 Tage gewesen, im Jahr davor 142.

"Wir sehen aber keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken", sagt Wirbser. In den kommenden Jahren werde es, trotz Klimawandels, auch im Schwarzwald genügend Schnee zum Skifahren und Rodeln geben. Wirbser: "Die Rekord-Winter der drei vergangenen Jahre haben gezeigt, dass wir uns auf den Winter verlassen können."

(Von Jürgen Ruf, dpa)

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen