Sextouristen in Massagesalons? Malediven haben Moral-Problem
02.01.2012, 11:55 Uhr
Der Tourismus ist eine der wichtigsten Einnahmequellen auf den aus 1192 Inseln und Inselchen bestehenden Malediven.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zur Prostitutionsbekämpfung ordnet die Regierung der Malediven die Schließung der Wellnessbereiche in den Hotels an, da Islamistenparteien in den Wellnessanlagen Bordelle vermuten. Der Tourismus ist allerdings eine der wichtigsten Einnahmequellen der Malediven - daher wird die Schließung wohl nicht von Dauer sein. Zu große finanzielle Einbußen werden befürchtet.
Nach Protesten aus der Tourismusbranche will die Regierung der Malediven die vor wenigen Tagen angeordnete Schließung von Wellness-Bereichen in allen Hotels des Inselstaates überdenken. "Wir prüfen derzeit, ob wir es den Resorts doch gestatten, ihre Wellness-Zentren weiter zu betreiben", sagte Tourismusministerin Mariyam Zulfa nach Angaben der Nachrichtenwebsite "Haveeru Online". Sie räumte ein, dass das Verbot erhebliche Auswirkungen auf den Tourismus haben könnte, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes.
Die Regierung hatte kurz vor dem Jahreswechsel Hunderte Resorts und Luxushotels angewiesen, ihre Wellness-Bereiche zu schließen. Damit war sie auf eine Forderung islamistischer Parteien eingegangen, denen vor allem die Massageangebote in den Hotels ein Dorn im Augen sind. Sie vermuten in den Wellnessanlagen Horte der Prostitution. In der offiziellen Begründung der Regierung hatte es geheißen, viele Bürger des islamischen Staates seien davon überzeugt, dass es sich bei den Wellness-Zentren um getarnte Bordelle handele.
Massive finanzielle Verluste befürchtet
Nach Bekanntwerden der Entscheidung wies der Chef des Tourismusverbandes Mati, Mohamed Ibrahim, die Vorwürfe zurück und warnte vor massiven finanziellen Verlusten für die Hoteliers. Es gebe dort "definitiv" keinen Sex-Tourismus, sagte er. Das Verbot sei "sehr störend, nicht hilfreich für den Tourismus und schlecht für das Image unseres Landes". Der Verband habe die Regierung um "rechtliche Klarheit" gebeten und hoffe, dass die Regelung bald wieder zurückgenommen werde. Gleichzeitig appellierte er an Regierung und Islamisten, eine einvernehmliche Lösung für den Streitfall zu finden.
Der Islam ist auf den Malediven Staatsreligion. Noch vor wenigen Tagen hatte Staatschef Mohammed Nasheed allerdings bei seinen rund 330.000 Landsleuten für eine tolerante Religionsauslegung geworben.
30 Prozent des BIP durch Tourismus
Die Malediven im Indischen Ozean bestehen aus rund 1200 Inseln. Wichtigste Wirtschaftszweige des knapp 400.000 Einwohner zählenden Landes sind Fischerei und Tourismus. Nach Schätzungen setzt die Tourismusbranche jährlich rund 1,2 Milliarden Euro um und ist damit mit etwa 30 Prozent am Bruttoinlandsprodukt beteiligt.
Bei deutschen Urlaubern gelten die Malediven vor allem als Taucherparadies. Das Land ist generell hauptsächlich ein Ziel von Luxus- und Hochzeitsreisen und nichts für Rucksacktouristen. Im Jahr 2011 wurden nach offiziellen Angaben rund 850.000 Touristen gezählt.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP