Millionendeal soll Touristen locken Mexikos Image-Kur mit "Cirque du Soleil"
09.05.2016, 20:21 Uhr
Mexikos Image ist aufgrund der hohen Kriminalität ziemlich ramponiert.
(Foto: imago/ZUMA Press)
Kriminalität, Drogenkriege und Armut sind Schlagwörter, die viele Menschen mit Mexiko verbinden. Dieses Negativ-Bild will das Land ablegen - und bezahlt mit vielen Millionen eine "Cirque du Soleil"-Produktion, die Mexikos Ruf verbessern soll. Ob's hilft?
Mexiko hat ein Imageproblem. Trotz atemberaubender Natur, traumhafter Strände und jahrtausendealter Kultur verbinden viele mit dem lateinamerikanischen Land vor allem Drogenkrieg und Korruption, Armut und Gewalt. Das soll sich nun ändern. Um das Bild von Mexiko auf der ganzen Welt zu verbessern, greift die Regierung tief in die Trickkiste. Mit "Luzia" widmet der kanadische "Cirque du Soleil" erstmals eine ganze Show einem einzigen Land. Monarchfalter und Kakteen, Lucha Libre und Jaguare entführen die Zuschauer nach Mexiko. Das Tourismusministerium trägt die Hälfte der Produktionskosten - 47,5 Millionen US-Dollar (42 Millionen Euro).
"Luzia wird eine der attraktivsten Shows sein, basierend auf unserer Kultur und Musik, aber mit der Handschrift des Cirque du Soleil", sagte Tourismusminister Enrique de la Madrid. "Dies ist eine andere Art, Werbung für Mexiko zu machen." In den kommenden sieben Jahren soll das Programm in 450 Städten auf der ganzen Welt zu sehen sein. "Man muss sich mal überlegen, was es bedeutet, wenn ein Chinese, der nichts über Mexiko weiß, diese Show sieht", sagte der Leiter des mexikanischen Tourismusrats für Nordamerika, Rodrigo Esponda, der Zeitung "Milenio". "Wir sind überzeugt, dass das Interesse weckt, unser Land zu besuchen und verschiedene Orte kennenzulernen."
Von James Bond bis Formel 1
Es ist nicht das erste Mal, dass Mexiko versucht, sein Image popkulturell aufzupolieren. So spielt die Eröffnungsszene des jüngsten James-Bond-Films "Spectre" im historischen Zentrum von Mexiko-Stadt. Agent 007 jagt darin einen Bösewicht durch eine Menschenmenge, die den traditionellen Tag der Toten feiert. Medienberichten zufolge soll viel Geld geflossen sein, um Mexiko in einem positiven Licht darzustellen.
Auch die Rückkehr der Formel 1 im vergangenen Jahr nach Mexiko gilt als Teil einer ausgeklügelten PR-Strategie. Besucher, Journalisten und Fahrer zeigten sich begeistert von der Stimmung an der renovierten Strecke. Bei dem Rennen Anfang November spielte eine Mariachi-Band im Hintergrund, von den vollen Tribünen des Autódromo Hermanos Rodríguez winkten 110.000 jubelnde Fans den Piloten zu. "Ich habe mich wie ein Rockstar gefühlt", sagte Gewinner Nico Rosberg nach der Siegerehrung.
Das sind die Bilder, die Mexiko braucht. Urlauber und Investoren sollen sich nicht von den Berichten über verschleppte Studenten, folternde Soldaten und Zehntausende Gewaltopfer abschrecken lassen. Zuletzt stieg das Land zur neuntwichtigsten Touristendestination auf. Im vergangenen Jahr besuchten 32,1 Millionen ausländische Urlauber das Land, ein Plus von 9,5 Prozent. In Berlin, wo derzeit eine große Maya-Ausstellung zu sehen ist, lud kürzlich ein Pavillon am Hauptbahnhof zu einer interaktiven Entdeckungsreise nach Mexiko ein.
Ablenkung von Missständen
Immer wieder versuchen Staaten, kulturelle und sportliche Ereignisse zu nutzen, um von Problemen abzulenken. Als Äquatorialguinea im vergangenen Jahr kurzfristig als Ausrichter des Afrika-Cups einsprang, bemängelten Kritiker, dass dem diktatorischen Kleinstaat damit eine Bühne geboten werde.
Ein Abkommen mit einer der bekanntesten Show-Marken der Welt, wie es Mexiko nun mit dem "Cirque du Soleil" geschlossen hat, dürfte allerdings einzigartig sein. Die Mexikaner ließen sogar in den Vertrag schreiben, dass der Zirkus während der Vertragsdauer keine Kooperation mit anderen Ländern eingehen darf.
Quelle: ntv.de, Dennis Düttmann, dpa