Schneller an die Côte d'Azur Neue TGV-Strecke in Betrieb
12.12.2011, 09:25 Uhr
Mit dem TGV dauert eine Fahrt von Freiburg ans Mittelmeer etwa sechs Stunden.
Für Bahnreisende aus Deutschland und Frankreich rückt die französische Mittelmeerküste näher an die Heimat heran: Eine neue TGV-Strecke geht in Betrieb. Ab Ende März 2012 rollen die schnellen Züge der französischen Staatsbahn SNCF auch von Frankfurt am Main via Straßburg, Belfort und Lyon bis nach Marseille - mit bis zu 320 Kilometer je Stunde.
Pünktlich zum Fahrplanwechsel am Sonntag (11. Dezember) wurde zwischen Petit-Croix bei Belfort und Dijon eine 140-Kilometer lange Schnell-Schienenlücke in Betrieb genommen. Auf dieser Rhein-Rhône-Strecke verkürzen Hochgeschwindigkeitszüge (TGVs) mit 320 Kilometern je Stunde die Fahrzeit zwischen Straßburg und Lyon um 75 Minuten. Eine Fahrt von Freiburg ans Mittelmeer dürfte dann etwa sechs Stunden dauern.
Im Elsass wurde das Ereignis gebührend gefeiert. In Straßburg begrüßte am Sonntag Oberbürgermeister Roland Ries den ersten TGV in Richtung Lyon. Auch in Colmar und Mülhausen wurden die Reisenden des ersten TGV mit Musik und Weihnachtsgebäck begrüßt. Straßburg wird dadurch langfristig zum Knotenpunkt der Schienenstrecke zwischen Hamburg und Barcelona sowie zwischen Paris und Budapest.
Vorteil für deutsche Reisende
Über die neue Verbindung können sich auch Reisende aus Deutschland freuen. Denn ab dem 23. März sollen die schnellen Züge der französischen Staatsbahn SNCF, die TGV, auch von Frankfurt am Main via Straßburg, Belfort und Lyon bis in die Mittelmeerstadt Marseille rollen - mit einer Geschwindigkeit von bis zu 320 Kilometern je Stunde. Die Fahrt in den hochmodernen, teilweise zweistöckigen Zügen werde sieben Stunden und 45 Minuten dauern, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn (DB), die dabei mit der SNCF kooperiert.
Der Vorverkauf beginnt am 24. Dezember. Zunächst sei eine Hin- und Rückfahrt täglich geplant, sagt der Bahn-Sprecher. Bei entsprechender Nachfrage könnten zusätzliche Züge eingesetzt werden.
Deutsche Bahn rechnet mit großer Nachfrage
Die DB rechnet mit großem Interesse: Zum einen seien Frankfurt und Lyon Partnerstädte, die Fahrt zwischen ihnen werde sich mit dem TGV von heute siebeneinhalb auf weniger als fünf Stunden verringern, erläutert der Sprecher. Außerdem lägen auf der Strecke auch viele für Touristen interessante Ziele, etwa Aix-en-Provence und Avignon.
Der Bau war aufwendig; es mussten 160 Brücken und 13 Viadukte sowie zwei neue Bahnhöfe geschaffen werden. Die Kosten beziffert die SNCF auf insgesamt rund 3,7 Milliarden Euro. Das neue Teilstück, um das die Regionen in Ostfrankreich mehr als zwei Jahrzehnte gerungen haben, schafft auch eine Anbindung an die bestehende TGV-Strecke Paris-Marseille.
Bessere Paris-Anbindung
Den ostfranzösischen Regionen verschafft es damit eine bessere Anbindung in die französische Hauptstadt. Vom südelsässischen Mülhausen etwa wird Paris nur noch zwei Stunden und 20 Minuten entfernt sein. Und davon profitieren auch benachbarte Städte in Baden-Württemberg und der Schweiz, etwa Freiburg und Basel. Noch kürzer wird die Fahrzeit, wenn zwei letzte Lücken in der Hochgeschwindigkeitstrasse geschlossen sind - eine bei Belfort und eine bei Dijon, insgesamt etwa 50 Kilometer. Die Bauarbeiten dafür sollen im Jahre 2014 beginnen.
Das Tauziehen um den TGV zwischen Rhein und Rhône war besonders zäh - nicht zuletzt, weil das Projekt im zentristisch organisierten Frankreich eine kleine Revolution darstellt: Es ist die erste regionale Hochgeschwindigkeitsverbindung, die nicht auf Paris ausgerichtet ist. Bei ihrem Ringen um die Strecke erhielten die Regionen in Ostfrankreich übrigens tatkräftige Hilfe von den Nachbarn auf der rechten Rheinseite. Mehrere deutsche und Schweizer Städte - von Göttingen über Frankfurt, Karlsruhe, Freiburg bis Basel - sind Mitglieder in der Vereinigung "TGV Rhin-Rhône", die seit Jahren für das Projekt mobil macht.
Neuer Tunnel durch Vogesen
Auf der zweiten TGV-Strecke zwischen Straßburg und Paris haben die Arbeiten an einem vier Kilometer langen Tunnel durch die Vogesen begonnen. Der Tunnel ist das teuerste Element der zwei Milliarden Euro teuren letzten Ausbaustrecke. Sie soll 2016 in Betrieb gehen. Dann dauert die TGV-Fahrt zwischen Straßburg und Paris nur noch eine Stunde und 50 Minuten - 30 Minuten weniger als zurzeit.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa