Zwischen Kraterrand und Kokosstrand Nicaragua erwacht als Reiseland
29.02.2012, 11:38 Uhr
Von der Mauer grüßt Fidel Castro: Nicaragua-Touristen werden vielerorts mit der Zeit der Sandinisten-Regierung in den 80er Jahren konfrontiert.
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Reggae, Rum und weißer Sand: Nicaraguas Atlantikküste hat echtes Karibik-Feeling zu bieten. Vor Corn Island schwelgt das Meer in vielen Blau- und Grüntönen, am Strand wiegen sich Kokospalmen. Das ehemalige Bürgerkriegsland wird heute wieder von Touristen besucht.
Urlauber flanieren über den Parque Central der Kolonialstadt Granada. Sie fahren mit dem Auto direkt an den Krater des Vulkans Masaya, schwimmen und surfen im Pazifik: Etwa 20 Jahre nach dem Bürgerkrieg ist der Tourismus wieder Alltag in Nicaragua. Viele Touristen kommen gerne wieder und wollen Neues erleben - auch das "Caribbean Feeling" des Landes an seiner ruhigen Atlantikküste.

Kaffee ist eines der Hauptexportgüter Nicaraguas - wer übers Land fährt, kann die Landarbeiter zum Beispiel beim Wenden der Kaffeebohnen beobachten, die zum Trocknen ausliegen.
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Aus dem Flugzeug waren sattgrüne Tupfer zu sehen - vor der Landung in Bluefields entpuppen sie sich als Urwaldflächen. Das gelbgrüne Areal wird zum Weideland, die schwarz-weißen und braunen Punkte darauf erweisen sich als Rinder und das dunkelblaue Band am Horizont als Karibikmeer. Bluefields, von holländischen Piraten vor gut 400 Jahren gegründet, zählt knapp 50.000 Einwohner.
Ansonsten ist es in der dünn besiedelten Region Atlántico Sur einsam. Hier leben einige tausend Ureinwohner der Miskito, von denen manche das Wildschwein noch mit dem Speer erlegen. Eine Flugstunde ist es von hier bis ins 380 Kilometer entfernte Managua. Die meisten Menschen sind aber zehn bis zwölf Stunden unterwegs, erst mit Booten, dann per Bus.
Reggae-Stimmung auf Corn Island
Die Zwischenlandung der Propellermaschine in der kleinen Stadt am Meer dauert zehn Minuten. Marina Rodriguez geht um ihr Flugzeug herum. Die einzige Pilotin des Landes freut sich "über mehr Touristen und ein besseres Image Nicaraguas in der Welt". Fast alle der 35 Passagiere in der vollen Maschine sind Ausländer und wollen weiter. Sie sind "reif für die Insel" - und die ist nur noch 20 Flugminuten entfernt.

Über dichten grünen Rasen zum Strand: Little Corn Island bietet Urlaubern Entspannung ohne Autoverkehr.
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Corn Island mit 6000 Insulanern und die Schwesterinsel Little Corn Island mit ihren knapp 1000 Einwohnern bieten Karibik-Atmosphäre mit viel Reggae, Salsa und Merengue. Dazu kommen Rum, Grillfisch, Reis und Bohnen sowie Pulversand, Kokospalmen und ein Meer in vielen Blau- und Grüntönen. Die Insulaner sprechen Spanisch, kreolisches Englisch und Dialekte.
Auf Corn Island fährt ein Bus um die Insel. Es gibt auch Mopeds und Taxis für 15 Córdoba pro Strecke - weniger als ein Euro. Die Übernachtungspreise sind moderat. Sie reichen von 8 bis 65 Euro für die Nacht - der Familienanschluss ist dabei häufig inbegriffen.
Auf Little Corn Island stört kein Lärm oder Auspuffgas. Ein paar Kindern radeln auf dem schmalen Hauptweg aus Zement am Strand, ein älterer Mann schiebt eine Karre. Jeder grüßt hier jeden, ein Insulaner repariert sein Fischerboot. "Vier Kirchen, eine Schule und zwölf kleine Restaurants" gebe es, sagt Arnold Archibald, der unter einem Mandelbaum auf einem Hocker an der "Sweet Oasis"-Bar sitzt.

Matagalpa südlich von Managua - hier die Kathedrale - ist das Zentrum einer wichtigen Kaffeeanbauregion.
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Eine heile Welt für Urlauber ist Nicaragua allerdings nicht: Das Auswärtige Amt rät wegen gestiegener Kriminalität und des Risikos von politisch motivierten Auseinandersetzungen zu Vorsicht im Lande, auch auf Corn Island und Little Corn Island. Touristen müssten achtsam sein: In dünn besiedelten Regionen seien Armee und Polizei "nicht immer in der Lage, die Sicherheit zu garantieren", heißt es in dem Sicherheitshinweis.
Grummelnde Vulkane
Auf dem Festland zieht es viele Reisende immer wieder nach Granada. Am Parque Central dösen Fahrer und Pferde zur Siesta im Schatten. Die Geschäfte laufen heute hier besser als vor zehn Jahren. Die 1524 von den Spaniern gegründete Stadt liegt direkt am Nicaraguasee. Ausflüge locken auf die nahen Inselchen und zur großen Insel Ometepe. Etwa 40 stille und aktive Vulkane hat das Land - zwei grüßen auf Ometepe die Gäste schon von weitem: Der mehr als 1600 Meter hohe Concepción "grummelte" in den vergangenen Jahrzehnten mehrere Male. Der Maderas misst fast 1400 Meter und ist ruhiger.
Klein, aber lebhaft ist dagegen der 635 Meter hohe Masaya unweit der gleichnamigen Kolonialstadt. Parkplätze gibt es direkt neben dem Krater. Doch Vorsicht: Wenn der Wind dreht, sorgen die ständig ausströmenden Gase für Hitze und einen penetranten Geruch. Schwarzes Lavagestein im Masaya-Nationalpark zeugt von früheren Eruptionen.
Etliche Farmer in Nicaragua setzen auch auf Ökotourismus. "Das funktioniert nur, wenn es weiter Frieden im Lande gibt", sagt der Kaffeebauer und Pferdezüchter Alvaro Reyes Portocarrero. Nicht ohne Stolz zeigt der Señor seine Hacienda im Hochland nördlich von Matagalpa. Die ist so ökologisch, dass zwei Frauen fast ständig mit der Regenwurmzucht für den Humus der Kaffeepflanzen beschäftigt sind.
Quelle: ntv.de, Bernd Kubisch, dpa