Reise

Zeit der Schnäppchenjäger Reiseanbieter stehen unter Druck

Erst war es die Wirtschaftskrise und dann die Aschewolke, die der Reiseindustrie das Geschäft verdarb. Die Durststrecke für die Veranstalter dürfte noch nicht zu Ende sein. Denn Urlauber sind äußerst sparsam geworden - es ist die Zeit der Schnäppchenjäger.

Leere Strandkörbe in Travemünde, Schleswig-Holstein.

Leere Strandkörbe in Travemünde, Schleswig-Holstein.

(Foto: dpa)

Die Aschewolke über Europa, die Wirtschaftskrise und besonders sparsame Reisegäste haben den europäischen Reiseanbietern die Bilanzen verdorben. Die Zeiten für die Tourismusindustrie sind schwer. Auch wenn in allen Umfragen der Urlaub als hohes Gut hervorgehoben wird, auf den die Bürger so schnell nicht verzichten wollen - die Leute achten auf den Preis, verschieben ihre Reisepläne auf billigere Zeiten, und manche fahren auch gar nicht weg. Der Trend zum Billigurlaub lässt die ohnehin schon geringen Margen teilweise noch weiter bröckeln.

TUI bekam die Zurückhaltung der Deutschen zu spüren, ...

TUI bekam die Zurückhaltung der Deutschen zu spüren, ...

(Foto: dpa)

Den beiden größten europäischen Reiseveranstaltern Tui und Thomas Cook riss dies zuletzt große Löcher in die Bücher. In Großbritannien und den Niederlanden zählte zum Beispiel die Londoner Tui-Tochter Tui Travel von April bis Juli sogar einen Rückgang der Urlauberzahlen. In Deutschland gab es zwar mehr Gäste, aber der durchschnittliche Verkaufspreis sank. Die Budgets vieler Urlauber sind geschrumpft und Zukunftsängste weit verbreitet, wie Experten analysieren.

Billige Reisen gefragt

Die Kunden hätten verstärkt preisgünstige und damit renditeschwächere Reisen gebucht, berichtete Tui. Die Gäste seien wegen der öffentlichen Sparprogramme verunsichert, hieß es in London. Wegen des schönen Sommerwetters in ganz Europas hätten viele auch entschieden, nicht wegzufahren oder Autoreisen gebucht, die deutlich geringere Renditen abwerfen als Flugreisen ans Mittelmeer. Und manch ein Fußballfan sei auch wegen der Fußball-WM zu Hause geblieben.

... ebenso wie Thomas Cook.

... ebenso wie Thomas Cook.

(Foto: dpa)

In Deutschland gab es nach der WM laut Tui-Beobachtung einen regelrechten Buchungsschub. Dass dabei überwiegend Last-Minute-Reisen gebucht worden wären, sei nicht unbedingt festzustellen. Aber "der Kunde ist sehr preissensibel", sagte ein Sprecher. Auch Thomas Cook verzeichnete in den vergangenen vier Wochen noch ein Anziehen der Buchungen für den Sommer, wie Sprecherin Nina Kreke sagte. Unentschiedene hätten dann kurzfristig doch noch gebucht. Auf die Gewinnspanne habe sich dies aber nicht ausgewirkt.

Last Minute wieder im Kommen

Jahrelang haben die Reiseveranstalter mit immer ausgeklügelteren Frühbucherangeboten den Last-Minute-Trend bekämpft, der ihnen weit weniger Planungssicherheit bietet. Aber in unsicheren Zeiten lassen sich Urlauber eben nicht frühzeitig festlegen - der Last-Minute-Trend scheint wieder stark im Kommen zu sein. Es ist die Zeit der Schnäppchenjäger.

Griechenland wird nach Preissenkungen nun wieder mehr gebucht. (Strand auf der Insel Ikaria

Griechenland wird nach Preissenkungen nun wieder mehr gebucht. (Strand auf der Insel Ikaria

(Foto: dpa)

Bei Thomas Cook stand in Deutschland in diesem Sommer zum Beispiel Mallorca erneut unangefochten an der Spitze. Aber auf Platz zwei folgte bereits die Türkei, die in den vergangenen Jahren vor allem das Angebot an gut kalkulierbaren All-Inclusive-Anlagen massiv ausgebaut hat. Und auch Griechenland, dessen Image wegen der Schuldenkrise sank, verzeichnet nach Preissenkungen nun wieder mehr Buchungen - wenn auch noch nicht auf Vorkrisenniveau.

Die Reiselust sei ungebrochen, betonen die Veranstalter. Aber zumindest im Massengeschäft abseits der teuren Spezialangebote läuft es überall dort gut, wo es hohe Rabatte gibt. Und so sind die Reiseanbieter losgezogen, haben mit Hoteliers und Fluggesellschaften verhandelt und so auch in den Winterkatalogen wieder die Preise etwas gesenkt. Nur scharf kalkulierte Reisen haben eine Chance, hohe Zuschläge dürften auf absehbare Zeit nicht mehr drin sein. Denn die Europäer sind reiseerfahren - wenn die organisierte Reise zu teuer wird, organisiert man sie sich lieber selber.

Quelle: ntv.de, Eva Tasche und Rochus Görgen, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen