30 Grad und kein Schnee Skifahren in der Wüste
16.02.2004, 11:10 UhrSkifahren in der Wüste. «Ein unglaublicher Spaß, das muss man erlebt haben», sagt Henrik May. Der 28-Jährige aus dem thüringischen Städtchen Zella- Mehlis ist Skilehrer und betreibt eine Skischule. Nicht im verschneiten Thüringer Wald, sondern in der afrikanischen Wüste. Bei Temperaturen von 30 Grad Celsius wedeln seine Schüler durch den Sand der Namib in Namibia.
«Mit Neugierde hat es angefangen, daraus wurde eine Leidenschaft und jetzt mein Beruf», erzählt der ehemalige Nordische Kombinierer vom Oberhofer Sportgymnasium. 1999 verließ er mit seiner Familie Thüringen und ging nach Afrika. In der Nähe von Swakopmund an Namibias Atlantikküste eröffnete er ein Touristen-Camp.
Was in Afrika für Aufsehen sorgte, ist in Deutschland schon länger bekannt. Im bayerischen Ort Hirschau in der Oberpfalz können Interessierte schon seit Jahren auf dem Quarzsandhügel Monte Kaolino des gleichnamigen Skiclubs auch im Sommer Skifahren. Dort werden seit 14 Jahren sogar die Sand-Ski-Europameisterschaften ausgetragen. «Aber meistens fahren bei uns nur Snowboarder», sagte Claudia Heckmann vom Skiclub Monte Kaolino.
Henrik May dagegen bietet in seiner Skischule in der Wüste Abfahrten und Langlauf an. «Das schönste ist, wenn man mit Langlaufskiern durch den Sand gleitet und vor sich ein Dünenmeer hat», sagt er. «Skilanglauf in der Wüste können auch Anfänger schnell lernen.» Anders sei das beim Abfahren.
«Eine Düne herunter zu fahren, ist schwierig und sehr rasant. Da ist es schon ein großer Vorteil, wenn man ein guter Skifahrer ist», sagte May. Im Sand lasse sich der Ski nicht so schnell drehen. «Man sollte hart im Nehmen sein, denn wenn man hinfällt, tut es ordentlich weh.»
Die einzige Gemeinsamkeit, die Skifahren in den Alpen und in der rund 11 0000 Kilometer entfernten Wüste hat, sei das Material. «Ich nehme immer herkömmliche Ski. Die werden nur härter gewachst, weil es dann besser vorwärts geht.» Eröffnet hat der 28-Jährige seine Skischule, die nach seinen Angaben die einzige in Afrika ist, im Oktober 2003. Die ersten Touristen hätten das Angebot bereits genutzt. «Der älteste war über 60 Jahre und der jüngste gerade acht Jahre alt», erzählte May. Die Afrikaner nennen Henrik May «crazy white man» - den verrückten weißen Mann.
Quelle: ntv.de