Reise

Im Wandel der Zeiten TUI wird 40

Es war die Zeit der Studentenunruhen und der Beatles. Flugreisen waren noch Luxus. Die meisten Deutschen verbrachten ihren Urlaub im eigenen Land, doch immer mehr flohen vor dem unsicheren Wetter an die sonnigen Strände des Mittelmeeres. Am 1. Dezember 1968 entstand aus den Reiseveranstaltern Touropa, Scharnow, Hummel und Dr. Tigges die Touristik Union International - kurz TUI. Ihre Geschichte ist auch eine Geschichte des Wandels der Reisegewohnheiten. Und Herausforderungen muss sich die TUI immer wieder stellen: Ein dramatischer Einbruch bei den Gästezahlen wird zwar nicht erwartet, doch dürfte die aktuelle Wirtschaftskrise nicht spurlos an der Reiseindustrie vorbei gehen.

Gerade mal 17 Prozent der Deutschen machten 1968 eine Pauschalreise, aber die Wachstumsraten in den Folgejahren waren atemberaubend. 20 bis 30 Prozent Plus erzielten die Urlaubsmacher im Jahr - davon können sie heute nur träumen. Pauschalreisen erreichten zuletzt kaum noch Zuwächse. Im Geschäft mit Sonne, Sommer und Ferien machten Billigflieger und das Internet den Anbietern der Rundum-Sorglos-Pakete zunehmend den Platz streitig.

Rasante Entwicklung des Massentourismus

Zunächst aber entwickelte der Massentourismus sich schnell. 1969 hatte die TUI eine Million Gäste, zehn Jahre später waren es doppelt so viele und 1992 bereits 4,5 Millionen. Die "Hannoversche Gemischtwarenhandlung in Sachen Ferienvergnügen" nannte eine Wochenzeitung die TUI in den 70er Jahren. Dazu gehörte auch der TUI-Ferien-Express - ein Zug mit Barwagen, der Urlaub von Anfang an versprach. Den größten Aufschwung aber nahmen Flugreisen. Mallorca wurde bald zu einem Lieblingsziel der Deutschen und blieb es bis zum heutigen Tag. Brauchte der Flieger damals vier Stunden für den Weg auf die Baleareninsel, schafft er es heute in der Hälfte der Zeit. Fliegen wurde billiger und normaler. Schon für Zehn-Euro-Schnäppchen jetten Fluggäste inzwischen quer durch Europa.

Das Stichwort in der Branche heißt Konsolidierung - nur die Großen werden überleben. So ist auch die TUI auf der Suche nach einem Partner für die deutsche Flugtochter TUIfly. Es wird voraussichtlich nicht die einzige Veränderung sein, die dem Unternehmen noch ins Haus steht. Dabei hat die TUI schon turbulentere Jahre hinter sich - vor allem seit der heutige Konzernchef Michael Frenzel auf der Bildfläche erschien und das Reisegeschäft Teil des industriellen Mischkonzerns Preussag wurde.

Immer wieder Wendungen

1998 steigt Frenzel bei TUI ein, sein Ziel ist ein integrierter Reisekonzern, der auf allen Wertschöpfungsstufen rund um die Urlaubsreise Geld verdient - vom Reisebüro bis zum Ausfluganbieter im Urlaubsland. Frenzel geht auf Einkaufstour in Europa und stößt die industriellen Teile der Preussag ab. 2002 stirbt auch der Name Preussag - der Konzern heißt nun TUI. Doch die Terroranschläge in den USA vom September 2001 haben den Deutschen inzwischen das Fernweh vermiest und der Reisebranche kräftige Einbrüche beschert. TUI ist nun an der Börse notiert - und die verlangt Rendite.

Mit immer neuen Wendungen versucht Frenzel seit Jahren, die Erträge zu steigern und die Aktionäre zufriedenzustellen, die auf den Hauptversammlungen über den geringen Aktienkurs wettern: TUI stehe für "Tränen Unter Investoren". 2007 entsteht dann wieder ein neues Unternehmen. Frenzel fusioniert den größten Teil des Reisegeschäfts mit dem britischen Konkurrenten First Choice zur TUI Travel in London. TUI Deutschland ist nun Tochter von TUI Travel.

Branchenbeobachter gehen davon aus, dass dies nicht so bleiben wird. Denn Frenzel hat auf Druck von Aktionären jetzt die Mehrheit an der Reedereitochter Hapag-Lloyd verkauft, und viele halten es für wahrscheinlich, dass er TUI Travel zurückkauft. Der Wandel geht weiter.

Eva Tasche, dpa

Quelle: ntv.de

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