Reise

Die "ersten Alpen" Tannheimer Tal im Tiroler Allgäu

Idylle in Blau, Grau und Weiß: das Tannheimer Tal, laut Ludwig Steub das "schönste Hochtal Europas".

Idylle in Blau, Grau und Weiß: das Tannheimer Tal, laut Ludwig Steub das "schönste Hochtal Europas".

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

Weiß und weitläufig, eingerahmt von markanten Berggipfeln: Das "schönste Hochtal Europas" wurde das Tannheimer Tal einst genannt. Wer das überprüfen will, muss nicht weit fahren. Aus Ulm oder Augsburg kommen die Wintersportler selbst für einen Tag in das Stück Tirol im Allgäu.

Schuh ganz anheben, vorwärts bewegen und nicht abrollen: Gästeführer Rief (l.) bringt Urlaubern im Tannheimer Tal das Schneeschuhwandern bei.

Schuh ganz anheben, vorwärts bewegen und nicht abrollen: Gästeführer Rief (l.) bringt Urlaubern im Tannheimer Tal das Schneeschuhwandern bei.

Endlich geht es hinauf. Wenigstens ein paar Schritte. Gästeführer Elmar Rief hat die Schneeschuhe untergeschnallt und macht vor, wie man damit eine zwei Meter hohe Schneewehe hinaufstapft und dann im Tiefschnee weiter vorankommt. "Den Schuh ganz anheben, vorwärts bewegen und nicht abrollen." Sieht einfach aus, aber so mancher Einsteiger verheddert sich beim Einsatz der Teleskopstöcke und tellerförmigen Untersätze. "Nicht so viel nachdenken, lieber genau hinschauen und Natur einatmen", mahnt Rief.

Der Schriftsteller Ludwig Steub nannte das Tannheimer Tal das "schönste Hochtal Europas". Der Tourismusverband zitiert das gebetsmühlenartig auf allen Prospekten und Karten.

"Wir sind die ersten Alpen"

Weiß und weitläufig liegt es da, eingerahmt von markanten Berggipfeln, die aber längst nicht so schroff wie in anderen Alpenregionen wirken. Wir befinden uns auf bereits 1100 Metern Höhe. Da scheinen die Gipfel der Zweitausender im Osten oder der isolierte Aussichtsgipfel im Norden Tannheims, der Einstein auf 1866 Metern Höhe, gar nicht so weit entfernt.

Auf Langlaufskiern lässt sich das weite Hochtal von Tannheim sportlich durchqueren.

Auf Langlaufskiern lässt sich das weite Hochtal von Tannheim sportlich durchqueren.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

"Wir sind die ersten Alpen", sagt Michael Keller, Geschäftsführer des Tourismusverbands, über das Stück Tirol im Allgäu. Den Zusatz "für Gäste aus dem Norden" lässt er weg. Das Tal ist sowieso das ganze Jahr über fest in deutscher Hand. Die Übernachtungszahlen der sechs Gemeinden im Tourismusverband sind im Sommer wie im Winter fast gleich hoch, nur kommen im Winter noch viele Tagesskifahrer aus Ulm oder Augsburg dazu. Für sie ist die Anreise viel einfacher als für Besucher aus der Landeshauptstadt Innsbruck.

Jungholz, die westlichste Gemeinde im Verbund, kann sogar nur über deutsches Gebiet angefahren werden. "Wir galten früher als deutsches Wirtschaftsgebiet mit österreichischem Hoheitsgebiet. Davon sind noch die beiden Postleitzahlen, eine österreichische und eine deutsche, übrig geblieben", erklärt Hans Hatt, Geschäftsführer der Bergbahnen Jungholz. Hatt ist Erfinder des "Kinderlands": So heißt das 20.000 Quadratmeter große, eingezäunte Gebiet mit Indianerdorf, fußbodenbeheizten Iglus und Schnee-Karussell: "Wir wollen die Kinder spielerisch und ganz langsam an das Skifahren gewöhnen", sagt der Geschäftsführer.

Auf Familien gesetzt

Die vielen blauen Pisten im Tannheimer Tal eignen sich gut dafür, das Skifahren zu lernen. Für Familien wurde eigens ein "Kinderland" angelegt.

Die vielen blauen Pisten im Tannheimer Tal eignen sich gut dafür, das Skifahren zu lernen. Für Familien wurde eigens ein "Kinderland" angelegt.

(Foto: picture alliance / dpa-tmn)

Das Jungholzer Skigebiet ist so klein wie das 300-Seelen-Dorf selbst: Es hat zehn Kilometer Skipiste, davon sind 70 Prozent blau - und damit kinderleicht. Weil das für Jugendliche, Snowboarder oder geübte Fahrer langweilig ist, setzte Hatt vor zehn Jahren auf die Kinder und gewann damit die Familien.

Zwei Stunden pro Tag steht der 64-Jährige noch selbst auf den Ski, schaut nach dem Rechten und ist damit keinesfalls der Älteste. Das mag an den Lifttarifen liegen, die ab 60 Jahren ermäßigt sind - ab dem 80. Geburtstag fahren Besucher gratis. Das hat aber vielleicht auch mit der Breite des Angebots im Tal zu tun: Es gibt Rodelbahnen, einen Eiskletterturm und ein Ballonfestival.

Bei den Schneeschuhtouren, die der Tourismusverband dreimal wöchentlich kostenfrei anbietet, ist der jüngste Teilnehmer 10 Jahre alt, der älteste über 60 - und alle japsen und stöhnen, als der Gästeführer die Teilnehmer am Ende der Tour noch auf einen Wettlauf schickt.

Informationen:

Tourismusverband Tannheimer Tal, Oberhöfen 110 A-6675 Tannheim, Telefon: +43 5675/62 200, E-Mail: info@tannheimertal.com

Veranstaltungen:

- Internationales Ballonfestival, 7. Januar bis 22. Januar 2012: Fast 40 Heißluftballons starten vom Tannheimer Tal aus Richtung Norden und landen im Allgäu, wo genau, hängt vom Wind und Wetter ab. Eine Mitreise kostet 220 Euro. Die Gäste werden anschließend im Bus wieder zurück ins Tal gebracht.

- 16. Ski-Trail Tannheimer Tal in Bad Hindelang vom 25. bis 29. Januar 2012, mit dem Skilangläufer Peter Schlickenrieder und insgesamt rund 1400 Läufern. Samstag 28. Januar, Klassik, 14 oder 25 Kilometer (Startgeld 36 Euro); nachmittags Mini Ski-Trail (Startgeld 8 Euro); Sonntag, 29. Januar, Skating, 55 oder 35 Kilometer-Strecke (Startgeld 41 Euro), gemeinsamer Ziellauf. Anmeldungen bis kurz vor Start möglich.

Quelle: ntv.de, Deike Uhtenwoldt, dpa

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