Reise

Deutsche Polizei auf französischer Insel Touristen freudig überrascht

Der Alptraum des Urlaubers: Man wird im Ausland bestohlen und kann sich bei der Polizei nicht verständlich machen. Wer Glück hat, trifft aber vielleicht auf einen deutschen Polizisten.

Hafen und Altstadt von Bastia auf Korsika: Auf der französischen Ferieninsel ...

Hafen und Altstadt von Bastia auf Korsika: Auf der französischen Ferieninsel ...

(Foto: AP)

Auto aufgebrochen, Handtasche geklaut, Ferienwohnung ausgeräumt: Der Alptraum eines jeden Urlaubers wird zum puren Horror, wenn der Ferienort im Ausland liegt und den Polizisten dort mangels Sprachkenntnissen nicht einmal das Fehlen des gesamten Geldes gemeldet werden kann. Wer Glück im Unglück hat, der trifft aber vielleicht auf einen der deutschen Polizisten, die in Frankreich derzeit in Urlaubsorten offiziell im Einsatz sind: "Wir helfen unseren Landsleuten, wir begleiten sie zu Behörden und wir sind bei ihrer Anhörung als Übersetzer dabei", erzählt Patrick Jung. Zusammen mit französischen und einem italienischen Kollegen ist der 49-Jährige im Moment auf der Mittelmeer-Insel Korsika unterwegs - in deutscher Uniform.

Einsatz auf der ganzen Insel

Jung ist im Ferienort Ghisonaccia an der Ostküste von Korsika stationiert, doch im Einsatz ist er im Prinzip auf der ganzen Insel. "Ich werde automatisch alarmiert, wenn ein Betroffener Deutsch spricht", berichtet der Bundespolizist aus dem badischen Kehl. In 60 Prozent der Fälle gehe es um Deutsche, aber auch Schweizern, Österreichern oder Niederländern, die Deutsch sprechen, helfe er. 16 Anzeigen hat Jung seit Mitte Juli schon aufgenommen, vom Verkehrsunfall mit Unfallflucht bis hin zum Einbruch im Ferien-Bungalow.

... ist derzeit auch ein deutscher Polizist im Einsatz.

... ist derzeit auch ein deutscher Polizist im Einsatz.

(Foto: AP)

Gibt es keine konkreten Vorfälle, dann ist der Polizeihauptkommissar einfach im Streifendienst, oder er fährt Feriendörfer oder Campingsplätze mit vielen deutschen Urlaubern an und klärt dort über Vorsorgemaßnahmen gegen Diebstahl auf. Sogar zu operativen Einsätzen der Franzosen kann er hinzugezogen werden. Und rund um die Uhr ist Jung zudem per Rufbereitschaft in Notfällen erreichbar.

Sprachbarriere sehr hoch

Die meisten Touristen seien "schon überrascht", wenn plötzlich ein deutscher Polizist vor ihnen stehe, schmunzelt Jung. "Aber das kommt natürlich sehr gut an." Viele würden sich einfach nicht trauen, zur französischen Polizei zu gehen, "weil die Sprachbarriere sehr hoch ist". Und die französischen Kollegen seien froh, weil ihre Ermittlungen manchmal nicht vorankämen, weil ihnen entscheidende Informationen fehlten. So seien Hinweise auf Pädophile auf einem Campingplatz "vorher einfach nicht angezeigt" worden, berichtet Jung. Zwar sprechen auch französische Polizisten oft mehrere Sprachen, aber "die Opfer fühlen sich sicherer, wenn ein Landsmann dabei ist und liefern einfach mehr Einzelheiten", stimmt Grégory Goumain, Kompaniechef von Ghisonaccia, zu.

Angefordert hat den deutschen Polizisten und seinen italienischen Kollegen Nicola Caluso die französische Regierung. Auf Grundlage des Vertrages von Prüm, der eine enge Zusammenarbeit von EU-Staaten bei der Kriminalitätsbekämpfung vorsieht, sind laut Jung in diesem Jahr 14 deutsche Beamte in Urlaubszentren ins Ausland entsandt. In Frankreich sind deutsche Polizisten auch in Paris und in Versailles im Einsatz. "Unsere Leute werden natürlich vorher geschult", von der Sprache bis zu den Unterschieden im Justizwesen, hebt der Polizeihauptkommissar hervor, der bereits 2008 bei einem der ersten derartigen Einsätze in Versailles dabei war. An anderen Orten sind in Frankreich dieses Jahr auch Polizisten aus Holland, England, Spanien und Belgien im Dienst.

Insgesamt 14 deutsche Polizisten wurden in diesem Jahr in Urlaubszentren im Ausland entsandt. (Calanques de Piana auf Korsika)

Insgesamt 14 deutsche Polizisten wurden in diesem Jahr in Urlaubszentren im Ausland entsandt. (Calanques de Piana auf Korsika)

(Foto: AP)

Umgekehrt hat Deutschland speziell für Urlaubsorte keine ausländischen Polizisten angefordert. "Wir haben einfach nicht diese Masse französischer Touristen in Deutschland", sagt Jung. Zur Fußball-Weltmeisterschaft oder zum NATO-Gipfel wurden allerdings ausländische Beamte geholt. Für Jung, dessen Einsatz auf Korsika am 15. August zu Ende geht, steht jedenfalls fest, dass er sich nächstes Jahr wieder um Frankreich bewerben wird. Denn auch nach Feierabend klappt der Austausch mit den französischen Kollegen offenbar ganz gut: "Die Kollegen haben sogar Bootsfahrten und Grillfeste für uns organisiert. Man kümmert sich schon um uns - bestens sogar."

Quelle: ntv.de, Murielle Kasprzak und Christine Pöhlmann, AFP

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