
Drama, Baby!! Procida - zu jeder Tageszeit ein absoluter Hingucker.
(Foto: IMAGO/ingimage)
Unsere Autorin reist gern um die Welt - und lässt andere an ihren Erfahrungen teilhaben. Ihre "jüngsten" Entdeckungen: Ischia und Procida. Von Traumstränden, der besten Pizza ihres Lebens, von Zitronen und Geheimtipps zum Schwimmen, Wohnen im Leuchtturm und Eisessen auf der Piazza - für alle ist etwas dabei.
Der Flug nach Neapel ist kurz. Eine halbe Stunde später sitze ich mit einem Peroni in der Hand am Hafen Molo Beverello. Von hier fahren die Fähren nach Capri und Ischia und man schippert gemütlich auf eine der Inseln im Golf von Neapel. Heute geht es auf die Vulkaninsel Ischia. Sie ist bekannt für ihre mineralhaltigen Thermalquellen, aber hat so viel mehr zu bieten, wie sich in den nächsten Tagen herausstellen wird.
Mit Freunden fahre ich durch die schmalen Gassen über die Insel und gelange schließlich zur Trattoria Il Focolare. Ein Geheimtipp und absolutes Highlight, wie sich herausstellt. Dieses familiengeführte Restaurant bietet authentische italienische Küche und ist auch noch spät abends gut besucht, überall hängen originale alte Filmposter der Filme, die hier gedreht wurden: Von "Avanti Avanti" mit Jack Lemmon über "Appuntamento a Ischia" bis zu Elena Ferrantes "Meine geniale Freundin". Eine Vespa steht mitten im Saal, es wird gegessen, getrunken und gelacht. Was für ein grandioser Auftakt.
Leuchtendes Beispiel
Am nächsten Morgen geht es auf zum Leuchtturm! Der nach wie vor aktive Faro Punta Imperatore thront über den Klippen des Golfs von Neapel. Die vier Suiten sind wunderschöne, ruhige Rückzugsorte. Das Interior ist schlicht, mit einem Hauch maritimer Eleganz. Der Ausblick atemberaubend.
Wer zum Sundowner oben auf der Dachterrasse steht, kann sich vorstellen, was Naturgewalten bewirken können: Vor einem die scheinbar unendliche Weite - und in der Mitte ein Licht, das Orientierung bietet. So gut wie wir hatten es die Seefahrer allerdings nicht immer, denn selbst als ein Sturm aufkommt, sitzen wir nur wenige Minuten später unten in der gemütlichen Kaminlounge und genießen einen Drink, bevor das Restaurant Luci zum Dinner lädt. Hier kocht Antonio Monti und serviert lokale Köstlichkeiten mit einem modernen Twist. Auch das Obst und die Eier für das Frühstück stammen aus seinem Garten und es ist eine Freude, ihm und seinem ambitionierten Team beim Kochen in der offenen Küche zuzuschauen. Vom romantischen Dinner zu zweit bis zur großen Party: Hier kann man alles feiern.
Spa oder Strand?
Am nächsten Morgen geht es dann in den hübschen kleinen Hafenort Forio. Hier gibt es noch viele authentische Geschäfte und Kneipen. Danach geht es weiter in den Ort Ischia und auf ein Eis im Atelier Delle Dolcezze, bevor wir weiterfahren in das älteste Spa der Welt, die Fonte delle Ninfe Nitrodi.
Ischia ist, wie bereits erwähnt, berühmt für seine Thermalbäder. Diese Quellen sind etwas ganz Besonders. Eine Oase der Ruhe und des Friedens. Der Park liegt eingebettet in die hügelige grüne Landschaft, zwischen Meer und hellblauem Himmel liegen die verschiedenen Wasserfälle, die Anwendungsbereiche sind auf verschiedene Terrassen verteilt. Am Wegesrand wachsen Rosmarin, Lavendel und Salbei, die Zikaden zirpen und dem mineralhaltigen Wasser hier werden heilende Kräfte nachgesagt. Für eine optimale Wirkung wird empfohlen, mindestens 10 Minuten unter der Quelle zu duschen und sich danach zum Trocknen in die Sonne zu legen. Und tatsächlich, nach dem ersten Durchgang fühle ich mich schon ganz durchsonnt und erholt.
Am Abend dann noch zum Aperitivo mit Live-Musik im Kaktusgarten von Ravino - der Tag könnte schöner nicht ausklingen. Bei einer Reise nach Ischia unbedingt auch den botanischen Garten Giardini della Mortella besuchen: Der prachtvolle Park beeindruckt mit exotischen Pflanzen und Landschaften und gehört zu den Highlights der Insel. Auch ein Ausflug nach San Angelo gehört zu den Musts: Schon von oben hat man einen grandiosen Blick auf die kleine Halbinsel. An diesem Ort hat übrigens Angela Merkel jahrelang Urlaub gemacht. Es gibt kleine Boutiquen, Restaurants und Bars, und man kann sich mit einem Taxibötchen zum Marontistrand bringen lassen. Hier gehen auch die Italiener baden, alle bleiben lange am Strand, und dann geht es auf einen Aperitivo und anschließend zum späten Abendessen in eines der schönen Restaurants mit Meerblick.
Wer noch ein paar Tage am Strand verbringen will, wird rund um den Ort Lacco Ameno fündig, hier befinden sich auch die Fünf Sterne Hotels Il Mezzatorre und das in einem fantastischen 3 Hektar großen Garten gelegene Hotel Botania. Das Hotel wurde erst vor kurzem zu einem 5 Sterne Relais und Spa umgebaut, hat eine tolle Lage und bietet großartigen Service. Es gibt ein vegetarisches Restaurant (Mirto, was mit einem grünen Michelin Stern ausgezeichnet ist), man kann ins Gym gehen, Yoga machen, am Pool liegen oder zum nahegelegenen Lido von San Montano gehen und noch ein paar Tage klassischen Italienurlaub dranhängen. Oder man fährt weiter auf die winzige Nachbarinsel Procida.
Procida
Die Fähre braucht nur knapp 20 min und schon bin ich in einer anderen Welt. Procida ist nur 4 Quadratkilometer groß, aber hat fast genauso viel zu bieten wie die große Schwester. Theoretisch kann man fast alles zu Fuß erkunden. Da es manchmal aber doch recht steil bergauf und bergab geht, nimmt man entweder einen der Minibusse, die die Insel ständig auf ihren wenigen schmalen Einbahnstraßen umrunden, oder man leiht sich ein E-Bike. Beginnen wir unsere Tour auf der Piazza della Republica, denn an diesem Platz kommt man immer wieder vorbei, sei es um einen der Busse zu nehmen, zum EC Automaten zu gehen oder um in die Pizzeria Vefio einzukehren.
Hier habe ich ungelogen die beste Pizza meines Lebens gegessen. Was für ein Glück, dass ich diesen Tipp von einem Einheimischen bekommen habe, denn man würde das Restaurant, welches über dem Postamt liegt und nur über eine kleine Treppe an der Seite zu erreichen ist, von außen sonst glatt übersehen. Jede Pizza wird mit viel Liebe zubereitet. Meine war mit den inseltypischen Zitronen, Provolone und Rucola belegt und hat zusammen mit einer Flasche Wasser gerade einmal 12 Euro gekostet.
Von hier aus fährt auch die blaue Buslinie die kleine Schleife und führt zum Strand von Pozzo Vecchio, wo einst der Filmklassiker "Il Postino" mit Philippe Noiret und Maria Grazia Cucinotta gedreht wurde. Diese Tatsache scheint den Einheimischen hier allerdings etwas zu Kopf gestiegen zu sein - ich behalte den Ort lieber so in Erinnerung, wie er mir damals im Film erschien. Am besten macht man auch hier wieder einen Abstecher zum Leuchtturm - in der Gegend kann man wunderbar wohnen und abends essen gehen im kleinen Zitronengarten des Hotels Casa sul Faro. Es ist einfach, aber die Atmosphäre ist gut und von den Zimmern im oberen Stockwerk hat man einen großartigen Ausblick. Man läuft also einfach immer der Nase nach und kommt dann irgendwann zum Punta del Piopetto. Hier kann man vom Kliff springen und im Meer baden - auch die Einheimischen kommen zum Schwimmen und Sonnenbaden her.
Fahrt ins Blaue
Wer lieber Service mit einem der typisch gestreiften italienischen Sonnenschirme will, fährt weiter nach Ciraciello. Wer hier noch einen Liegestuhl in einer der vorderen Reihen ergattert, hat auch einen herrlichen Ausblick auf die Felszunge der Naturschutzinsel Vivara. Wer mag, kann dort auch eine drei- bis fünf-stündige geführte Wanderung durch die unberührte Natur machen. Oder man macht eine Bootstour rund um die Insel, springt ab und zu ins Meer und genießt Sommerferien Feeling pur vom Wasser aus.
Ein kleiner Spaziergang weiter führt in die Marina Chiaiolella, hier liegen die Fischerboote und man kann das bunte Treiben bis zum Sonnenuntergang beobachten, bis es langsam ruhiger wird und alle zum Abendessen gehen. Oder man stattet dem Aussichtspunkt der bedeutenden Nachkriegsschriftstellerin Elsa Morrante einen Besuch ab. Wer hier bis ca. 15.30 Uhr die 184 Stufen hinab (und wieder hinauf) steigt, wird mit einem großartig beleuchteten Belvedere auf die Terra Murata und die Kirche Abbazzia San Michele Arcangelo belohnt. Hier in der Nähe befindet sich mein absoluter Restaurant-Geheimtipp: Das La Conchiglia da Tonino. Hier kann man bei einem Campari Spritz mit Blick aufs Meer alles andere vergessen.
Was bei einem Besuch auf Procida aber auf keinen Fall fehlen darf, ist der Aufstieg zur Festung Terra Murrata: Dort einfach einen Sundowner am Imbisswagen kaufen und der Sonne dabei zuschauen, wie sie hinter der pittoresken Marina Coricella im Meer versinkt. Der Blick auf den kleinen Fischerhafen mit seinen bunten Häuschen gleicht einer Filmkulisse. Dann steigt man beseelt bergab und geht in eines der schönen Hafenrestaurants zum Essen - das Il Pescatore mit seiner gehobenen Küche und dem überaus freundlichen Service sei ganz oben genannt. Und wer mag, fällt dort auch gleich ins Bett des dazugehörigen Boutiquehotels San Michele. Genießen Sie den Charme und die Ruhe des intimen kleinen Ortes am nächsten Morgen, wenn alles noch ganz still ist - bevor es dann weiter geht, mit der nächsten Fähre, auf eine Fahrt ins Blaue.
Fliegen: easyjet fliegt ein- bis zweimal pro Tag, z. B. von Berlin, nach Neapel
Dort ins Taxi springen (unbedingt Festpreis ausmachen, max. 28 EUR)
Wohnen: Wohnen im Leuchtturm Faro Punta Imperatore
Hotel Mezzatore
Hotel Botania
Essen: Trattoria Il Focolare (absolutes Highlight)
Trattoria Il Focolare
Restaurant Luci
Eis im Atelier Delle Dolcezze
Sehenswert: Der botanische Garten Giardini della Mortella
Im ältesten Spa der Welt: Fonte delle Ninfe Nitrodi, Liegestühle im Department No 8 buchen
Hier liegt man in einem schattigen Separée, hat Ruhe und kann den Panoramablick über das ganze Tal genießen
Es gibt Massagen, Tee und ein kleines Restaurant, sodass man hier locker den ganzen Tag verbringen kann
Am Abend zum Aperitivo mit Live-Musik im Kaktusgarten von Ravino
How to Procida
Wohnen: Hotel Casa sul Faro
San Michele
Essen: Pizzeria Vefio
La Conchiglia da Tonino
Il Pescatore
Sehenwertes: Punta del Piopetto (hier kann man vom Kliff springen)
Quelle: ntv.de