"Wir brauchen die deutschen Gäste" Tunesien bangt um Einnahmen
17.01.2011, 14:00 UhrIn den Badeorten in Tunesien herrscht nach dem Massenexodus der Urlauber am Wochenende das Prinzip Hoffnung. Nicht nur deutsche, sondern auch britische und holländische Strandurlauber wurden angesichts der sich ausbreitenden Unruhen zu Tausenden evakuiert.
Binnen weniger Tage hat sich das beliebte Badeziel Tunesien in eine Krisenregion verwandelt. Die meisten Hotels haben zwar weiterhin geöffnet - allerdings mit weniger Personal, sagte eine Sprecherin des tunesischen Fremdenverkehrsbüros in Deutschland. Der Tourismus sei mit sieben Prozent des Bruttoinlandprodukts eine wichtige Einnahmequelle. "Wir hoffen, dass sich mit der Übergangsregierung die Lage wieder beruhigt und die Touristen wiederkommen" sagte die Sprecherin. Besonders die deutschen Urlauber seien wichtig für das Land. Sie würden länger bleiben als die französischen Gäste und das ganze Jahr über nach Tunesien reisen. "Die deutschen Urlauber werden gebraucht."
Viele der 8000 deutschen Touristen, die in Tunesien waren, dürften aber erst einmal froh sein, wieder heimischen Boden unter den Füßen zu haben. Zwar hätten die Gästen in ihren Hotels von den Demonstrationen nichts mitbekommen, sagte eine Sprecherin von TUI Deutschland. Dennoch haben sich die deutschen Reiseveranstalter entschieden, ihre Gäste zurückzuholen und für die kommenden Tage alle weiteren Tunesien-Reisen abgesagt. Insgesamt hätten die Unternehmen über 30 Sondermaschinen im Einsatz gehabt, um die Urlauber zu evakuieren, sagte Torsten Schäfer, Sprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV) bei n-tv. Bis auf einige Hundert Gäste, die nicht abreisen wollten, seien alle deutschen Urlauber ausgeflogen. Das Land ist vor allem als preisgünstiges Pauschalreiseziel beliebt.
Der Blick in die Glaskugel
Die Zukunft von Tunesien als Reiseland sei "ein Blick in die Glaskugel", sagte die TUI-Deutschland-Sprecherin. Es bleibe abzuwarten, wie schnell sich die Lage dort wieder stabilisiere. Für den heutigen Montag war in Tunesien die Bildung einer Übergangsregierung geplant, die dem Land Ruhe bringen soll. In der Nacht kam es erneut zu schweren Gefechten zwischen der Leibgarde des gestürzten Präsidenten Zine al-Abidine Ben Ali und Spezialkräften. Das Auswärtige Amt rät daher weiterhin von "nicht unbedingt erforderlichen Reisen" nach Tunesien ab.
Der Deutsche Reiseverband rechnet dennoch nicht mit großen Einbrüchen bei Tunesienurlaubern, sagte der Sprecher. Pro Jahr reisen knapp 500.000 Deutsche in das Mittelmeerland. Damit sei Tunesien ein wichtiges Urlaubsziel - aber bei weitem nicht das Wichtigste. Nach Spanien fahren pro Jahr knapp zehn Millionen Deutsche, in die Türkei mehr als vier Millionen.
Quelle: ntv.de, abe/rts