Tourismuswerbung in Krisenzeiten Urlaub in der Türkei wird zum Politikum
09.03.2017, 14:01 Uhr
Antalya im Juli 2016: Kommen die Urlauber wieder?
(Foto: imago/Steffen Schellhorn)
In diplomatisch stürmischen Zeiten wirbt die Türkei auf der ITB um mehr deutsche Urlauber. 2016 sind 30 Prozent weniger Touristen gekommen. Das Land braucht sie unbedingt, doch das Image hat gelitten.
Auf der ITB versucht die Türkei mit einem riesigen Stand, unentschlossene Touristen von einer Urlaubsbuchung im Sommer 2017 zu überzeugen. Die Touristiker rühren die Werbetrommel - in Zeiten, in denen jede Äußerung auf dem diplomatischen und politischen Parkett genauestens angehört wird und die Urlauber nicht wissen, welche Reiseziele sie als sicher empfinden.
Zahlreiche Anschläge, unter anderem in Istanbul, und der Putschversuch hatten zu einer ausgewachsenen Krise im Türkei-Tourismus geführt. Viele Urlauber aus Deutschland weichen lieber nach Spanien, Italien und Griechenland aus. Diese Länder werden im Gegensatz zur Türkei als besonders sicher empfunden. Die Gesamtzahl der Touristen im Land sank im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Millionen. Insgesamt kamen 3,9 Millionen Deutsche. 2017 soll es nach Meinung der türkischen Tourismus-Experten besser werden. Woher die Zuversicht rührt, bleibt offen.
Minister schweigt sich über "Maßnahmen" aus
In der touristisch wie diplomatisch schwierigen Situation versucht der türkische Tourismusminister Nabi Avci für Urlaubsbuchungen in seinem Land zu werben. "2016 gab es weltweit Probleme. Und wir haben Maßnahmen getroffen, sodass wir voller Zuversicht in die Zukunft schauen", sagt er auf der ITB-Pressekonferenz. Welche Maßnahmen er damit meint, will der Minister auch auf Nachfragen nicht erklären.
Ohnehin möchte er sich eigentlich weniger über die Negativschlagzeilen der vergangenen Jahre und über die aktuelle diplomatische Debatte äußern, sondern spricht lieber allgemein über das Vertrauen in die Tourismuslandschaft, das auf Gastfreundschaft, Innovationen und Nachhaltigkeit gründe.
Immer wieder erwähnt der Minister die deutsch-türkische Freundschaft. Auf aktuelle Ereignisse will er nicht eingehen. Dabei gäbe es genügend Themen, etwa den Fall des inhaftierten Journalisten Deniz Yücel. Die Lage der Menschenrechte in der Türkei hat durchaus Auswirkungen auf das Image des Landes - auch bei Urlaubern.
Zur Sicherheitsdebatte und zur Lage im Land sagt er: "Es gibt digitale Medien, die versuchen, die Wahrnehmung zu manipulieren".
Quelle: ntv.de