Reise

Kaum noch Benzin in Griechenland Urlauber sitzen weiter fest

In Griechenland wird seit Tagen gestreikt, vor allem die Spritknappheit wirkt sich immer dramatischer aus. Zehntausende Touristen sitzen fest, Obst und Gemüse gibt es kaum noch zu kaufen. Reiseagenturen rufen die Regierung auf, sofort etwas zu unternehmen, andernfalls werde der Tourismus zusammenbrechen. Pauschalurlauber müssen allerdings noch nicht mit größeren Einschränkungen rechnen. Schwierigkeiten gibt es nur, wenn sie einen Mietwagen buchen wollen.

Streikender Truckfahrer vor dem Transportministerium in Athen.

Streikender Truckfahrer vor dem Transportministerium in Athen.

(Foto: dpa)

Nach mehreren Tagen Streik der Tank- und Lastwagenfahrer gibt es in Griechenland kaum noch Benzin. Zudem machten sich zunehmend Engpässe bei der Versorgung mit Obst und Gemüse bemerkbar. Hunderte Urlauber ließen ihre Mietwagen einfach stehen. Zehntausende Touristen harrten in Hotels und auf Campingplätzen aus, weil es keinen Sprit für ihre Autos gab. Die griechischen Tank- und Lastwagenfahrer streiken bereits seit Montag.

Hoffnungsschimmer Streikende

Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer für Griechen und gestrandete Urlauber: Am Nachmittag wollen die Gewerkschaften der Tank- und Lastwagenbesitzer entscheiden, ob sie den Streik beenden. Die Regierung hatte bereits am Donnerstag ein Verfahren in Gang gesetzt, um die Fahrer wieder zum Dienst zu verpflichten.

Griechische Medien zeichnen ein düsteres Bild und sehen das Land nahe am Zusammenbruch. Die Arbeit bei Unternehmen wurde eingestellt. Reiseagenturen riefen die Regierung am Donnerstag auf, sofort etwas zu unternehmen, andernfalls werde der Tourismus zusammenbrechen. Einige Fähren stellten den Verkehr wegen Treibstoffmangels ein. Tausende Touristen haben Medienberichten zufolge bereits ihre Reisen storniert, weil sie Angst haben, mit dem Auto steckenzubleiben. Auf Kreta hätten mehr als 200 Touristen ihre Mietfahrzeuge einfach stehengelassen, weil sie keinen Sprit mehr bekamen.

"In Richtung eines Bankrotts"

In einem emotionalen Appell riefen die Verbände der drei größten griechischen Touristeninseln Kreta, Korfu und Rhodos am Donnerstag die Regierung auf, dringend etwas zu unternehmen: "Wenn diese Situation weitere 24 Stunden anhält, werden wir unsere Arbeit einstellen. Wir gehen in Richtung eines Bankrotts. Es ist der Gnadenschuss (für den Tourismus)", hieß es in der Erklärung der Verbände. Auch die Industrie litt zunehmend unter den Engpässen.

Warten auf Sprit - das macht fast ganz Griechenland.

Warten auf Sprit - das macht fast ganz Griechenland.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Eigentümer und Fahrer der rund 30.000 Tank- und Lastwagen Griechenlands protestieren gegen die von der Europäischen Union verordnete sogenannte Öffnung geschlossener Berufe. Eine Lizenz für einen Last- oder Tankwagen kostet in Griechenland je nach Größe des Wagens bis zu 300.000 Euro. Lizenzen sind seit fast 40 Jahren in Griechenland nicht mehr ausgegeben worden. Aus diesem Grund steigt ihr Wert immer mehr. Dies soll nach einem Gesetzesentwurf in den nächsten drei Jahren stufenweise durch die Ausgabe neuer Lizenzen geändert werden.

Kaum Einschränkungen bei Pauschalurlaub

Pauschalurlauber in Griechenland müssen noch nicht mit größeren Einschränkungen wegen des dortigen Kraftstoffmangels rechnen. "Bislang finden alle Ausflüge weiter statt", sagte Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband in Berlin. Auch müssten Pauschalreisende keine Angst haben, dass sie wegen des fehlenden Treibstoffs nicht mehr vom Hotel zum Flughafen kommen. "Die Transfers laufen nach derzeitigem Stand ganz normal." Die Partner der Veranstalter hätten noch genug Spritreserven. Ihr sei kein Fall bekannt, in dem Urlauber aufgrund der aktuellen Treibstoffprobleme im Hotel festsaßen und nicht wie geplant abreisen konnten.

Wer seine Griechenlandreise in den kommenden Tagen antreten will, sollte sich aber beim Veranstalter erkundigen, ob Ausflüge oder Bustransfers wie gebucht angeboten werden können, rät Zeuch. Denn derzeit sei nicht absehbar, wie sich Situation angesichts des Streiks in Griechenland entwickeln wird. Bislang gebe es aber keine Angebote von Veranstaltern, gebuchte Reisen in das Land kostenlos umzubuchen oder zu stornieren.

"Ausflüge und alle Transfers finden ganz normal statt"

Touristen am Strand von Thessaloniki: Für Pauschalreisende kann der Griechenland-Urlaub - vorerst - entspannt weitergehen.

Touristen am Strand von Thessaloniki: Für Pauschalreisende kann der Griechenland-Urlaub - vorerst - entspannt weitergehen.

"Wir sehen dazu keine Veranlassung, weil wir nach wie vor in der Lage sind, alle Leistungen weiter anzubieten", erläutert Mathias Brandes von Thomas Cook in Frankfurt/Main. Vermehrte Umbuchungen oder Stornierungen verzeichnen die Reiseveranstalter momentan noch nicht. "Weder aus den Reisebüros noch von Kunden haben wir bislang solche Anfragen", sagt Romana Voet von der TUI in Hannover. Auch bei Thomas Cook, zu dem auch der Veranstalter Neckermann gehört, seien Reiserücktritte wegen der aktuellen Lage bislang ausgeblieben. "Bis jetzt stellen wir da nichts fest", sagt Brandes.

TUI-Gäste müssten derzeit nicht fürchten, dass wegen des Spritmangels Bustouren ausfallen oder sie nicht mehr zum Flughafen gebracht werden können. "Alle Ausflüge und alle Transfers finden ganz normal statt", sagt Voet. Engpässe bei der Versorgung mit Obst und Gemüse beträfen Urlauber des Veranstalters ebenfalls nicht. "Die Versorgung mit Essen ist weiterhin gewährleistet."

Schwierigkeiten gebe es allerdings, wenn Pauschalreisende einen Mietwagen am Urlaubsort buchen wollten, fügt Brandes hinzu. Auch Individualurlauber müssen laut DRV-Sprecherin Zeuch mit Problemen rechnen, wenn zum Beispiel beim "Insel-Hopping" eine Fähre ausfällt und sie dadurch von einer Insel nicht mehr wegkommen.

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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