"Lebendes Fossil" in der Wüste Welwitschia in Namibia
24.11.2006, 11:18 Uhr
Sieht tot aus, lebt aber noch: Die Welwitschia ist eben nicht die schönste Pflanze.
(Foto: picture-alliance/ gms)
In einer der trostlosesten Landschaften der Welt wächst eine Pflanzenart, die Botaniker gelegentlich als "lebendes Fossil" beschreiben - die Welwitschia. Schön ist sie nicht, dafür aber faszinierend, wie sie so im Sand der Namib-Wüste liegt und ihre Blätter bis zu zweieinhalb Meter ausstreckt. Kaum eine Rundreise durch Namibia führt nicht zu ihr, auch wenn Umweltschützer vor zu vielen Besuchern warnen. Deshalb dürfen die ältesten Exemplare nur noch mit dem nötigen Abstand betrachtet werden, ein Zaun schützt sie vor den Menschen.
Ausgangspunkt der Reise zu den botanischen Methusalems ist die einstige Hafenstadt Swakopmund an der Südatlantikküste. "Beschaffen Sie sich erst eine Besuchsgenehmigung für die Fahrt durch den Namib Naukluft Naturpark", rät Fremdenführer Sam Nama aus der Hauptstadt Windhuk, der gerade die Strecke hinter sich hat. "Planen Sie etwa einen halben Tag ein und nehmen Sie Proviant mit." Selbstverständlich muss der Tank des Wagens voll sein.
Die Genehmigung gibt es im Tourismusbüro für etwa sechs Euro, sie gilt für ein Auto und zwei Personen. Das Gebäude lässt sich schnell finden - ein viereckiger Turm überragt alle anderen Häuser. Er erinnert an die deutsche Kolonialzeit in diesem Teil Afrikas. Die Hamburger Reederei Woermann betrieb hier bis zum Ersten Weltkrieg ihr Kontor. Alle Hafenaktivitäten sind längst ins benachbarte Walfish Bay verlagert.
Wie auf dem Mond
Kurz hinter dem Ortsausgang von Swakopmund beginnt die Wüste. Von der Asphaltstraße zur Hauptstadt Windhuk zweigt wenig später der Weg zur sogenannten Welwitschia-Route, D-1991, ab. Für die Schotterpiste benötigt man nicht unbedingt einen Geländewagen, doch solch ein Auto ist sehr zu empfehlen. Die trostlose Landschaft und der ausgetrocknete Swakopfluss stimmen auf die pflanzlichen Fossile ein: So muss es auf dem Mond aussehen.
Auch der erste Blick auf die staubig-grünen Pflanzen mit ihrem Blättergewirr verstärkt das Gefühl, durch eine ferne Vergangenheit zu reisen. Welwitschien liegen vereinzelt im Geröllboden. Sie sehen wie abgestorben aus, sind jedoch höchst lebendig. Das zum Überleben notwendige Wasser ziehen die Pflanzen aus dem Nebel, der vom Meer in die Wüste zieht, erklärt die Biologiestudentin Susanne Steiner aus Wien.
Steiner folgt sozusagen den Spuren des österreichischen Forschungsreisenden Friedrich Welwitsch, der 1859 auf einer Expedition durch die Namib-Wüste die pflanzlichen Saurier entdeckt hat. Er schickte ein Exemplar seines Fundes an den englischen Botaniker Sir William Hooker. Und der kommentierte: "Ohne Frage die wunderbarste Pflanze ... und eine der hässlichsten."
Auf mehrere Hundert Jahre schätzen manche Botaniker das durchschnittliche Alter einer Welwitschia mirabilis, wie die wissenschaftliche Bezeichnung lautet. "Es gibt in der Namib welche, die seit mehr als 2.000 Jahren wachsen", sagt Steiner.
Auch in deutschen Gewächshäusern wachsen seit Jahrzehnten aus Samen gezogene Welwitschien. "Die beste Sammlung hat Berlin", sagt der Biologe Stefan Schneckenburger, Geschäftsführer des deutschen Verbandes Botanischer Gärten in Darmstadt. Die Pflanzen gedeihen bei fachmännischer Pflege bestens. Doch sie vermitteln nicht das natürliche Umfeld dieses "Fossils" - die einzigartige Namib-Wüste.
Informationen: Namibia Tourism, Schillerstraße 42-44, 60313 Frankfurt (Tel.: 069/133 73 60, Internet: www.namibia-tourism.com).
Quelle: ntv.de, dpa