Reise

Viel Grün, Ruhe und Nudeln statt Kartoffeln Wie Merkel in die Uckermark

Die Uckermark ist der größte und gleichzeitig der am wenigsten besiedelte Landkreise der Bundesrepublik. Diese Mischung macht für viele Besucher ihren Reiz aus - viele erkundigen sich aber auch nach Kanzlerin Merkel.

Angela Merkel (damals noch Kasner) 1973 mit Freunden beim Camping in Himmelpfort ...

Angela Merkel (damals noch Kasner) 1973 mit Freunden beim Camping in Himmelpfort ...

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Gar nicht so selten erkundigen sich Touristen nach der Bundeskanzlerin. Wo die heutige CDU-Politikerin zur Schule oder zum Friseur gegangen ist, möchten sie wissen. "Andere fragen nach ihrem Elternhaus", erzählt Sabine Hertrich. Man sei schon stolz darauf, dass sie aus Templin kommt, sagt die Geschäftsführerin des Templiner Tourismus-Service. Spezielle Führungen auf den Spuren der Bundeskanzlerin gebe es aber nicht. Die Nachfrage sei nicht so groß. Templin wie die gesamte Region habe mit unberührter Natur, beschaulichen Orten und viel Ruhe aber auch ohne Kanzlerin-Touristik viel zu bieten.

Die Uckermark, nordöstlich von Berlin gelegen, bildet den größten und gleichzeitig einen der am wenigsten besiedelten Landkreise der Bundesrepublik. Genau diese Mischung mache für viele Besucher ihren Reiz aus, sagt Stefan Zierke, Geschäftsführer der Tourismus Marketing Uckermark GmbH. Uckermark-Touristen seien vor allem auf der Suche nach Erholung in der Natur. In der eiszeitlich geprägten Hügellandschaft gibt es Seen, Wälder und Pflanzen oder Tiere, die anderswo kaum noch zu finden sind.

"Toskana des Nordens"

.. und auf einem Klassenfoto von 1971 (10. Klasse der Polytechnischen Oberschule Templin).

.. und auf einem Klassenfoto von 1971 (10. Klasse der Polytechnischen Oberschule Templin).

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Region fasziniert offensichtlich auch die seit Langem im rund 80 Kilometer entfernten Berlin lebende Angela Merkel bis heute. Sie besitzt ein Sommerhaus in der Nähe von Templin und sagt von sich, sie fühle sich auf dem Lande besonders wohl. So oft es geht, fahre sie ins Grüne. Wer es der Kanzlerin gleichtun will und den hin und wieder "Toskana des Nordens" genannten Landstrich ansteuert, findet in der Uckermark ein Netz von Rad-, Wander- und Wasserwegen. Auch Reitwege gibt es. Wer lieber noch unorthodoxer reisen möchte, kann sich mit Flößen, Hydrobikes oder einer Draisine fortbewegen.

Gerade die vielen Möglichkeiten zur aktiven Erholung und auch die Weite der Landschaft sei für Besucher attraktiv, sagt Zierke. Für manche sogar so sehr, dass sie nie wieder gehen wollen: Vor allem in den Regionen Templin und Angermünde im Süden der Uckermark sind nach der Wende zahlreiche Großstädter heimisch geworden.

Kartoffeln heißen in der Uckermark "Nudeln".

Kartoffeln heißen in der Uckermark "Nudeln".

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Künstler haben sich ebenso angesiedelt wie Menschen, die alternative Landwirtschaft betreiben wollen. Mit ihnen entdeckten die Uckermärker alte kulinarische Vorlieben wieder: Ursprüngliche Lebensmittel werden geschätzt in der Region, in der Kartoffeln von alters her Nudeln heißen und in der die Bauern ihren Proviant in "Kalit" genannten Spankörben mit aufs Feld nahmen.

60 Prozent stehen unter Schutz

Ob die Neusiedler auch das Bewusstsein der Einheimischen für die Reize ihrer Heimat geschärft haben, ist Zierke sich nicht sicher. Tatsache aber ist, dass heute 60 Prozent des Landkreises als Landschafts- oder Naturschutzgebiete eingestuft sind. Mit dem Nationalpark Unteres Odertal, dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und dem Naturpark Uckermärkische Seen finden sich drei überregional bedeutsame Schutzgebiete in der Region.

Wasserbüffel im Nationalpark "Unteres Odertal".

Wasserbüffel im Nationalpark "Unteres Odertal".

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Besucher seien auch hier willkommen, sagt Nationalparkleiter Dirk Treichel. Neben Radtouren oder naturkundlichen Wanderungen durch das Schutzgebiet empfiehlt er geführte Kanutouren, bei denen Besucher wild-romantische Altarme der Oder erkunden können. Um Biber, die anderswo längst als ausgestorben gelten, geht es im Naturpark. Bei geführten Touren auf seinen Spuren erfahren Wanderer unter anderem, wie es den Nagetieren gelingen konnte, dort in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Stausee anzulegen.

Norddeutsche Backsteingotik

Die Leistungen menschlicher Baumeister können Besucher in Städten und Dörfern der Uckermark besichtigen. Von gediegenen Herrenhäusern wie dem einstigen Schloss derer von Arnim in Boitzenburg über Dorfkirchen, Ackerbürgerstädtchen-Architektur wie in Angermünde oder nach der Sanierung kaum wieder zu erkennende Plattenbauten wie in Schwedt reicht die Bandbreite. Mittelalterliche Wehranlagen und Zeugnisse norddeutscher Backsteingotik finde der Gast ebenso wie gut erhaltene und herausgeputzte Stadtkerne, sagt Stefan Zierke.

Das Rathaus von Templin

Das Rathaus von Templin

(Foto: picture-alliance/ ZB)

In der Kurstadt Templin, die stolz als "Perle der Uckermark" für sich wirbt, gibt es außerdem ein Thermalbad und eine Westernstadt, deren Besucher sich ins Amerika des 18. Jahrhunderts versetzen lassen. Ganz in der Nähe steht auch eines der wegen ihrer architektonischen Vielfalt bekannten uckermärkischen Gotteshäuser. Im "Kirchlein im Grünen" von Alt Placht können Besucher mit etwas Glück Horst Kasner, dem Vater der Bundeskanzlerin, begegnen. Der Pfarrer im Ruhestand hält dort noch hin und wieder Gottesdienste und berichtet des Wegs kommenden Radfahrern, was es mit dieser Kirche ohne Dorf auf sich hat.

Informationen

Tourismus Marketing Uckermark, Grabowstraße 6, 17291 Prenzlau
Tel.: 03984/835883, Internet: www.tourismus-uckermark.de

Quelle: ntv.de, Annette Herold, dpa

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