Besser als die Toniebox? Hörbert im Test: Wie gut ist der Kindermusikspieler?
10.03.2022, 17:23 Uhr
Der Hörbert besteht zum Großteil aus Holz
(Foto: Timo Steinhaus)
"Hör wie du willst" ist das Motto der Kinderhörspielbox Hörbert von Winzki. Das Gerät verspricht große Flexibilität und ein nachhaltiges Konzept. Im Test von Stiftung Warentest stieß der Musikspieler prompt die Toniebox vom Thron und heimste den Testsieg ein. Zu Recht? Wir haben den Hörbert angeschaut.
Lange Zeit war die Toniebox in Kinderzimmern der Alleinherscher über Hörspiele und Kinderlieder. Genügsam dudelte sie vor sich hin, während Eltern im Laufe der Zeit immer neue Tonies anschafften und sich über die mitunter doch recht kurze Spielzeit der Figuren ärgerten. Dann testete die Stiftung Warentest 2019 verschiedene Kinderspielboxen und die Toniebox landete mit einem "befriedigend (3,0)" auf dem zweiten Platz. Im vergangenen Jahr hat Winzki nachgelegt und eine neue Version des Hörbert auf den Markt gebracht. Wir haben das Modell ausprobiert.
Das Ergebnis auf einen Blick
- Altersempfehlung laut Hersteller: Ab zwei Jahren
- Maße: 30 × 26 × 12 cm
- Gewicht: 1,1 Kilogramm
- Preis: Ab 249 Euro
Das gefällt uns gut:
✔️ Hochwertige und robuste Konstruktion
✔️ Kein Abonnement nötig
✔️ Große Flexibilität
✔️ Kindgerechte Bedienung
✔️ Lange Laufzeit
✔️ Nachhaltiges Konzept
✔️ Alle Teile können repariert werden
Das geht besser:
❌ Hoher Preis
❌ Schwer
❌ Teils umständliche Bedienung bei den Zusatzfeatures
❌ Radiostreams stocken mitunter
Was kann der Hörbert?
Während bei der Toniebox eine Figur auf das Gerät gestellt wird, funktioniert der Hörbert mit einer wiederbespielbaren Speicherkarte. Im Lieferumfang enthalten ist eine Karte mit 8 Gigabyte Kapazität, die 140 Minuten Musik und Hörspiele enthält. Das Kind wählt über die neun bunten Holzknöpfe aus, welche Playlist es hören möchte. Ein weiterer Druck auf die Taste und der nächste Titel wird abgespielt. Mit den beiden unteren dunklen Tasten können Kinder vor- und zurückspulen. Schön finden wir, dass der Hersteller auch Modelle mit weniger Tasten anbietet, die auch von auch Menschen mit eingeschränkter Motorik oder verminderter Sehfähigkeit bedient werden können.
Über eine kostenlose Software können Eltern Inhalte hinzufügen, löschen oder verschieben. Wer MP3-Dateien nutzt, kommt so pro Speicherkarte auf eine Spielzeit von rund 100 Stunden. Da kann kein Tonie mithalten. Das ist aber nicht alles: Hörbert kann sich mit dem heimischen WLAN verbinden und so Internet-Radio streamen. Via Bluetooth kann das Gerät mit dem Smartphone gekoppelt und als Lautsprecher genutzt werden. Zudem können bis zu zwei Bluetooth-Kopfhörer gleichzeitig verbunden werden – einen Kabelanschluss hat das Gerät nicht, doch mittlerweile gibt es Bluetooth-Kopfhörer für Kinder in Hülle und Fülle.
Wem das alles noch nicht reicht: Hörbert kann über eine Aufnahmefunktion direkt mitschneiden, was gerade abgespielt wird. Im Test fühlten wir uns in die Zeit zurückversetzt, als wir selbst vor dem Radio saßen und die Lieblingssongs via Kassette aufnahmen – Bandsalat inklusive. Und wo wir gerade bei Kassettenrekorder-Funktionen sind: Für zehn Euro Aufpreis kommt der Hörbert mit einem Einbaumikrofon, mit dem Kinder ihre eigene Stimme aufzeichnen können. Abgerundet wird das Paket durch einen eingebauten Sleep-Timer und eine Lautstärkebegrenzung.
Aussehen und Verarbeitung
Schon beim Auspacken unterscheidet sich der Hörbert auf den Blick von vielen anderen Musikspielern für Kinder: Das Gerät besteht zum Großteil aus Holz, das mit einem speichelfesten Lack überzogen ist.
Als wir den Hörbert aus dem Paket heben, staunen wir. Das Gerät ist ganz schön schwer. Ganze 1,1 Kilo zeigt unsere Küchenwaage an – da sollte lieber kein Kinderfuß im Weg sein, wenn Hörbert einmal fallen gelassen wird. Gefertigt wird die Box laut Hersteller in Deutschland mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, der Plastikanteil liegt unter fünf Prozent. Das macht schon mal einen guten Eindruck. Oben auf dem Gerät befindet sich neben dem Tragegriff ein Knopf, der gleichzeitig als An- und Ausschalter sowie als Lautstärkeregler dient. Auf der Vorderseite sind der Lautsprecher aus Edelstahl sowie die bunten Holzknöpfe zur Bedienung angebracht.
Auf der Rückseite befindet sich eine Schraube, die mit einem Schraubendreher oder einer Münze herausgedreht werden kann. Eltern können dann den Schiebedeckel herausziehen und aufs Innenleben des Geräts zugreifen. Das ist nötig, um Speicherkarten einzusetzen, weitere Einstellungen vorzunehmen oder die vier mitgelieferten AA-Batterien auszutauschen. Die Verarbeitung ist top: Nichts ruckelt oder wackelt, die Tasten haben einen angenehmen Druckpunkt – kein Vergleich zu manch einem Plasik-Bomber auf Fernost. Den Test überstand der Hörbert ohne Probleme. Sollte doch mal etwas kaputtgehen, liefert der Hersteller sogar sämtliche Einzelteile zur Reparatur und Schaltpläne für Bastler – top!
Der Hörbert im Praxistest
Den Hörbert in Betrieb zu nehmen, ist kinderleicht: Schraube auf der Rückseite rausdrehen, mitgelieferte Speicherkarte und Batterien einsetzen und schon kann der Hörspaß beginnen. Lästig finden wir allerdings, dass die Schraube nur mit einer Münze oder einem Schraubendreher gelöst werden kann. Unsere fünf und zehn Jahre alten Testerinnen finden sich schnell zurecht und wissen bald, hinter welchem Knopf ihr Lieblingssong liegt und wie oft sie drücken müssen. Für die kindgerechte Bedienung also Daumen hoch. Auch Lautstärke und Klang passen: Hörbert hat ausreichend Power, ohne auf maximalem Level zu laut für Kinderohren zu sein, Bässe und Höhen sind ausgewogen, Stimmen sind gut zu verstehen. Dass ein Kindermusikspieler nicht mit einer Smart-Home-Box für Erwachsene mithalten muss, sollte jedem klar sein. Auch das Mikrofon liefert einen ausreichenden Klang, als wir unsere Stimmen aufnehmen.

Wer die Speicherkarte austauschen oder Zusatzfunktionen aktivieren will, bekommt das Innenleben des Hörbert zu sehen.
(Foto: Timo Steinhaus)
So weit, so einfach. Wer aber WLAN, Bluetooth, den Sleep-Timer oder die Lautstärkebegrenzung aktivieren will, muss wieder die Schraube auf der Rückseite öffnen. Über den Batterie-Halterungen im Inneren des Hörbert befindet sich ein kleiner Set-Knopf. Wird er gedrückt, spielen die Tasten auf der Vorderseite keine Musik ab, sondern aktivieren die verschiedenen Funktionen. Das ist mitunter doch etwas umständlich, wie das folgende Beispiel zeigt. Als wir den Hörbert via Bluetooth mit unserem Smartphone koppeln möchten, um ihn als Lautsprecher zu nutzen, müssen wir folgende Schritte befolgen:
- Schraube lösen
- Set Knopf drücken
- Grünen Knopf auf der Vorderseite drücken, um Bluetooth zu aktivieren
- Gelben Knopf auf der Vorderseite drücken, um Pairing zu aktivieren
- Hörbert erscheint in den Einstellungen des Smartphones und kann gekoppelt werden
- Dann steht Folgendes in der Bedienungsanleitung: "Um hörbert in den Bluetooth-Lautsprechermodus zu versetzen, drückt man den Drehknopf zweimal nacheinander. Das darf nicht zu schnell und nicht zu langsam erfolgen. In etwa in dem Tempo, in welchem man das Wort "hör-bert" ausspricht."
Bis wir im wahrsten Sinne den Dreh raus haben, vergehen mehrere Versuche. Ein wenig Zeit und Geduld sollte man also mitbringen. Auch bei den anderen Zusatzfunktionen geht es so weiter. WLAN aktivieren? Schraube raus. Sleep-Timer verlängern? Schraube raus. Kopfhörer verbinden… Sie wissen schon. Klar, Kinder dürfen nicht an die Batterien kommen oder die Platine einspeicheln. Eine mögliche Lösung wäre vielleicht ein kleines Loch an der Rückseite, durch das der Set-Knopf mit einem dünnen länglichen Gegenstand aktiviert werden kann.
Hörbert-Software: Einfache Bedienung
Wer Internetradio hören möchte, muss den Hörbert mit dem WLAN verbinden. Dazu muss die kostenlose und intuitiv zu bedienende Software auf dem Computer installiert und schließlich die SD-Karte mit einem Kartenleser angeschlossen werden. Wer keinen hat, muss einen anschaffen.
Über die Software kann das WLAN-Passwort hinterlegt und die Inhalte der Speicherkarte bearbeitet werden. Egal, ob neue Inhalte hinzugefügt, alte gelöscht oder einfach etwas verschoben wird: Alles geht einfach und zügig, da die Software die farbigen Knöpfe auf dem Bildschirm anzeigt und diese einfach angeklickt werden können. Auch das Hinterlegen einer URL für einen Radiosender funktioniert prima. Nur beim Abspielen stockt die Übertragung im Test öfter mal. Auch die Aufnahme klappt gut, wir schneiden gleich mal einen Song mit, nachdem wir via Software eine Playlist zum Aufnehmen freigegeben haben.
Fazit: Für wen ist der Hörbert etwas?
Hörbert punktet vor allem mit seiner Vielseitigkeit und seinem offenen Konzept: Man ist nicht an teure Figuren gebunden, sondern kann im Handel für ein paar Euro eine SD-Karte für eigene Inhalte erwerben, wenn der ohnehin schon üppige Speicherplatz nicht reichen sollte. Abgesehen von den Batterien (die aber wenigstens den ganzen Testzeitraum über durchhielten) überzeugt die nachhaltige Ausrichtung. Toll finden wir auch das Bausatz-Angebot für Bastler und Menschen mit eingeschränkten Fähigkeiten. Man merkt, dass sich Winzki viele Gedanken gemacht hat, wie Kinder auf nachhaltigem Weg Musik hören können.
Während Kinder prima mit der intuitiven Bedienung zurechtkommen, müssen Eltern bei den teils umständlich zu aktivierenden Zusatzfunktionen ein bisschen Geduld mitbringen. Man stellt eben nicht einfach wie bei der Toniebox eine Figur obendrauf und das war's, hat dafür aber viel mehr Möglichkeiten. Wen der doch recht üppige Preis nicht abschreckt, der bekommt mit dem Hörbert eine gute Alternative zum Platzhirsch.
Quelle: ntv.de