Schumi-Sieg in Kanada 150. Grand-Prix für Ferrari
09.06.2002, 20:43 UhrPerfekte Strategie, perfektes Auto, perfekter Fahrer: Weltmeister Michael Schumacher hat einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum historischen fünften WM-Titel gesetzt und zum fünften Mal in seiner Formel-1-Karriere den Großen Preis von Kanada gewonnen.
Der Ferrari-Star verwies vor rund 130.000 Zuschauern Monaco-Sieger David Coulthard (Schottland) im McLaren-Mercedes auf den zweiten Platz. Schumacher schraubte sein Punktekonto mit dem sechsten Erfolg im achten Saisonrennen seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf 70 Zähler und legte damit eine gelungene Generalprobe für sein "Heimspiel" in 14 Tagen auf dem Nürburgring (23. Juni) hin.
Schumachers Schlüssel zum Sieg war der späte Boxenstopp in der 37. Runde. "Wer hier am längsten draußen bleibt, der gewinnt auch das Rennen", hatte der Kerpener schon zuvor gesagt - und er behielt Recht. Schumacher blieb fast bis zum letzten Tropfen Benzin auf der Strecke und fuhr in dieser Zeit mit Rekordrunden am Fließband die entscheidenden Sekunden Vorsprung auf die Verfolger heraus. Für Schumacher war es der insgesamt 59. Sieg seiner Karriere.
Den dritten Platz belegte nach 70 Runden der Brasilianer Rubens Barrichello im Ferrari vor dem Finnen Kimi Räikkönen im Silberpfeil. Einen schwarzen Tag erwischten die favorisierten Williams-BMW. Ralf Schumacher, der 2001 noch strahlender Montreal-Gewinner vor seinem Bruder war, ging nach verpatztem Boxenstopp diesmal auf Position sieben ebenso leer aus wie sein Teamkollege Juan Montoya. Der Kolumbianer, der nach seiner Trainingsbestzeit als Favorit ins Rennen gegangen war, schied an zweiter Stelle liegend mit einem technischen Defekt aus. In der WM-Wertung haben beide BMW-Williams-Piloten nun schon 43 Punkte Rückstand auf Schumacher.
Nichts zu holen gab es auch für die beiden Mönchengladbacher in der Formel-1-WM: Überraschungsmann Nick Heidfeld wurde nach zuletzt guten Leistungen im Sauber auf Rang 12 auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Frentzen, dessen Arbeitgeber Arrows das Geld ausgeht, landete direkt dahinter auf Platz 13.
Beim Start verteidigte Montoya im Gegensatz zum Rennen in Monte Carlo seine Pole Position. Michael Schumacher verlor seinen zweiten Platz noch vor der ersten Kurve an Barrichello, Ralf Schumacher fiel hinter Räikkönen auf Rang fünf zurück. Heidfeld überholte zwar den vor ihm gestarteten Giancarlo Fisichella, musste aber Coulthard passieren lassen und blieb so auf Rang sieben.
Schon zu Beginn der zweiten Runde verlor Montoya seine Führung an Barrichello, der den Kolumbianer am Ende der Start-Zielgeraden ausbremste. Bis zur zehnten Runde konnte sich der Brasilianer um gut drei Sekunden von Montoya absetzen. In der 15. Runde wurde dann aber das Safety-Car auf die Strecke geschickt, um den gestrandeten BAR von Lokalmatador Jacques Villeneuve zu bergen, wodurch das Feld wieder zusammengeschoben wurde. Montoya ging sofort an die Box, ließ nachtanken und nur die Hinterreifen wechseln. Der BMW-Williams-Pilot kam auf Platz fünf noch vor Coulthard wieder auf die Strecke.
Nachdem das Safety-Car das Rennen wieder freigegeben hatte, nutzte Montoya in der 18. Runde einen Fehler von Räikkönen und Ralf Schumacher, die die Schikane vor der Zielgeraden verpassten, überholte beide und schob sich auf Platz drei hinter Barrichello und Michael Schumacher vor, die danach aber kontinuierlich ihren Vorsprung ausbauten. In Runde 26 ging Barrichello zum Reifenwechsel an die Box, stand mehr als zehn Sekunden und kam erst als Sechster wieder auf die Strecke.
In Runde 38 fuhr Spitzenreiter Michael Schumacher bei einem Vorsprung von knapp 24 Sekunden auf Montoya zum Nachtanken in die Box und kam nur knapp hinter dem Kolumbianer auf Platz zwei zurück auf die Piste.
Ralf Schumacher hatte bei seinem Boxenstopp in Runde 42 Pech, dass die Tankanlage nicht funktionierte. Die Mechaniker mussten Montoyas Anlage nehmen, in der nicht genügend Benzin war. Nach dem ersten 20-Sekunden-Stopp musste "Schumi II" zwei Runden später noch ein zweites Mal an die Box und fiel bis auf Rang zehn zurück. Montoya rutschte nach seinem zweiten Stopp auf Rang drei zurück, bekam Position zwei aber zurück, als Barrichello 16 Runden vor dem Ende zum zweiten Mal tankte. In der 56. Runde rollte Montoya dann wie schon in Monaco mit Motorschaden aus.
Quelle: ntv.de