Sport

Ex-Radprofi kapituliert vor Doping-Vorwürfen Armstrong droht Verlust aller Tour-Titel

(Foto: AP)

Die Indizien gegen Lance Armstrong sind offenbar zu erdrückend: Der siebenfache Tour-de-France-Sieger wehrt sich nicht mehr gegen die Doping-Vorwürfe. "Genug ist genug", erklärt der 40-Jährige, der jedoch weiter alles abstreitet. Die US-Anti-Dopingagentur will ihm jetzt sämtliche Titel aberkennen, zudem dürfte er auf Lebenszeit gesperrt werden.

Lance Armstrong will sich nicht mehr mit den gegen ihn erhobenen Dopingvorwürfen beschäftigen und nimmt dafür auch die mögliche Aberkennung seiner sieben Tour-Titel in Kauf. "Es kommt ein Punkt im Leben jedes Menschen, an dem er sagen muss 'Es reicht.' Für mich ist dieser Punkt jetzt gekommen", teilte der erfolgreichste Radprofi der Tour-Geschichte in einem schriftlichen Statement mit. Der 40-Jährige schrieb von einer "Hexenjagd" durch Travis Trygart, den Chef der US-Anti-Doping-Agentur Usada.

Armstrong im Juli 2010 vor dem Start zu einer 227,5 Kilometer langen Etappe.

Armstrong im Juli 2010 vor dem Start zu einer 227,5 Kilometer langen Etappe.

(Foto: AP)

Die Usada will Armstrong alle bei der Tour-de-France gewonnenen Titel aberkennen und ihn lebenslang sperren lassen. Das gesamte Verfahren habe einen "zu hohen Zoll" von ihm und seiner Familie gefordert, begründete Armstrong seinen Entschluss. Wenn er eine Chance gesehen hätte, in einer fairen Umgebung die Vorwürfe widerlegen zu können, hätte er "die Chance wahrgenommen". "Aber ich weigere mich, in einem einseitigen und unfairen Prozess mitzumachen." Ein Dopinggeständnis legte Armstrong aber nicht ab.

Dennoch kommt seine Weigerung, an dem Verfahren teilzunehmen, einem Eingeständnis gleich. "Das ist ein trauriger Tag für alle von uns, die den Sport und unsere Athleten-Helden lieben", teilte Tygart in einem Schreiben der Usada mit. Der Fall sein "ein Herzen brechendes Beispiel" wie die Kultur des "Siegens um jeden Preis" einen sauberen und fairen Sport verhindere.

"Er hatte das Recht, die Anschuldigungen anzufechten"

Der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, John Fahey, sieht in Armstrongs Rückzug ein Eingeständnis, dass die Dopingvorwürfe "Substanz gehabt" hätten. "Er hatte das Recht, die Anschuldigungen anzufechten. Er hat sich dazu entschlossen, das nicht zu tun." Armstrong hatte erst Anfang der Woche eine weitere Niederlage im Ringen mit der Usada hinnehmen müssen. Ein Richter in Armstrongs Heimatstadt Austin wies die Klage des Ex-Radprofis am Montag ab, der die Usada bei ihren Ermittlungen gegen sich blockieren wollte.

Durch diesen Beschluss war Armstrong die Möglichkeit genommen worden, eine Schiedsgerichts-Verhandlung zu verhindern, bei der er offiziell als Doper gebrandmarkt werden könnte. "Heute schließe ich diese Seite. Ich werde dieses Thema nicht mehr ansprechen, unabhängig von den Umständen", schrieb Armstrong.

Die Doping-Jäger werfen Armstrong jahrelanges Doping und Handel mit illegalen Substanzen vor. Der siebenmalige Gewinner der Tour de France soll Teil einer regelrechten "Doping-Verschwörung" gewesen sein. Der Texaner wird seit Jahren mit Doping-Vorwürfen konfrontiert. Zuletzt hatten mehrere ehemalige Teamkollegen gegen ihren früheren Chef ausgesagt.

Ullrich könnte Sieger werden

Von 1999 bis 2005 hatte Armstrong siebenmal in Serie die Tour de France gewonnen. Der deutsche Jan Ullrich war in den Jahren 2000, 2001 und 2003 hinter dem Amerikaner auf Platz zwei des wichtigsten Radrennens der Welt gefahren. Ob Ullrich bei einer Aberkennung der Titel nachträglich zum Sieger ernannt werden würde, ist aber offen.

Armstrong teilte mit, dass er sich künftig nur noch um die Arbeit seiner Stiftung, dem Kampf gegen Krebserkrankungen und um seine Familie kümmern wolle. "Nach vorne blickend werde ich mich um die Erziehung meiner fünf wunderbaren Kinder und dem Kampf gegen Krebs widmen und versuchen, der fitteste 40-Jährige auf dem Planeten zu sein", schrieb er.

Quelle: ntv.de, dpa/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen