Angst vor den Dopingjägern? Armstrong lässt Tour-Start offen
14.10.2008, 18:56 UhrAlles Zufall? Kaum rückt die französische Antidoping-Agentur (AFLD) den Betrügern im Tour-Peloton erfolgreich mit Doping-Nachtests zu Leibe, lässt Rekordsieger Lance Armstrong plötzlich offen, ob er im nächsten Jahr an der Frankreich-Rundfahrt teilnehmen wird. Der "Gazzetta dello Sport" sagte der Amerikaner: "Derzeit bestehen noch Zweifel bezüglich der Tour."
Grund dafür ist aber natürlich nicht die strikte Dopingbekämpfung in Frankreich. Vielmehr fürchtet Armstrong, wegen seiner Probleme mit Organisatoren, Journalisten und Fans von seiner "Mission" abgelenkt zu werden: dem Kampf gegen Krebs weltweite Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Ausladung wäre "ein Eigentor"
Der siebenmalige Tour-Sieger betonte jedoch, dass er sehr gerne bei der Frankreich-Rundfahrt an den Start gehen würde. "Ich hoffe, dass es eine diplomatische und friedliche Lösung gibt", sagte er. Vor seiner Comeback-Ankündigung habe er die Tour-Organisatoren informiert, jedoch noch keine Antwort erhalten. Dass ihn die Tour nicht einladen könnte, kann sich Armstrong aufgrund seiner sieben Siege nicht vorstellen. "Alles ist möglich, aber ich halte das für unwahrscheinlich. Das wäre ein Eigentor", sagte der 2009 für Astana fahrende Profi.
Vor der Tour wird der Texaner im kommenden Jahr erstmals beim Giro d'Italia starten. Die Italien-Rundfahrt sehe er nicht nur als Training für die Tour an. "Ich starte beim Giro, um zu siegen. Allein schon, weil es möglich sein könnte, dass der Giro mein einziges Rennen über drei Wochen sein wird", sagte Armstrong. Dass die Veranstalter der Italien-Rundfahrt darauf verzichtet haben, die Dopingproben aus diesem Jahr noch einmal auf CERA zu testen - alles Zufall.
Scharping gibt den Dopinggegner
Rudolf Scharping kritisierte das Comeback scharf. "Er hat das nicht nötig und dem Radsport dient das nicht", sagte der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) dem Fachblatt "Radsport".
Nach den Doping-Enthüllungen der vergangenen Tage fürchtet er um die Zukunft des Profi-Radsports der Männer: "Das ist jetzt endgültig ein Überlebenskampf." Der ehemalige Verteidigungsminister forderte im Kampf gegen Doping eine harte Hand. "Da ist kein Platz mehr für Gefühle, da zählt nur konsequentes Handeln."
Verurteilter Basso kommt zurück
Während in Stefan Schumacher und Bernhard Kohl zwei weitere Top-Athleten nachträglich auf EPO-Doping getestet worden waren, steht in Ivan Basso ein ehemaliger Angeklagter im spanischen Doping-Skandal um den Mediziner Eufemiano Fuentes vor der Rückkehr. Der Italiener wurde zwar von einem Gericht wegen der Verwicklung in die "Operacin Puerto" zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt. Diese wurde jedoch in eine Geldstrafe umgewandelt, so dass der Giro-Sieger von 2006 nach einer zweijährigen Doping-Sperre wieder in das Renngeschehen eingreifen kann.
Der 30-Jährige will am 26. Oktober in Japan wieder in den Sattel steigen und plant offenbar auch einen Start beim Giro 2009. Dort könnte es dann zu einem Aufeinandertreffen zwischen Basso und Armstrong kommen. Die Veranstalter werden sich die Hände reiben, Verfechter eines sauberen Sports jedoch mit Grausen abwenden.
Quelle: ntv.de