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Nächster Tour-Dopingfall Auch "Bergkönig" Kohl positiv

Die Doping-Lawine nimmt im Radsport immer mehr an Fahrt auf, und wieder ist das Team Gerolsteiner betroffen. Eine Woche nach Stefan Schumacher ist offenbar auch dessen Teamkollege Bernhard Kohl aus Österreich als Betrüger entlarvt worden. Bei den durch die französische Antidoping-Agentur (AFLD) nachträglich durchgeführten Bluttests der Tour de France wurde auch der diesjährige "Bergkönig" und Gesamtdritte positiv auf das EPO-Präparat CERA getestet.

Das bestätigte Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer, der zugleich seinen Rückzug aus dem Radsport ankündigte. Auch die französische Sportzeitung
"L'Equipe" berichtete von einer positiven A-Probe Kohls.

"Bernhard Kohl hat mich angerufen, er hat von der NADA einen Brief bekommen", sagte Holzcer und fügte hinzu: "Ich bin unendlich traurig. Das zeigt die ganze Macht- und Hilflosigkeit. Für mich ist es an der Zeit, mich zu verabschieden. Ich kapituliere vor dieser kriminellen Energie", sagte Holczer.

Aus dem Nichts auf Rang drei

Kohl war einer der Shooting-Stars bei der Tour 2008. Quasi aus dem Nichts fuhr er auf den dritten Gesamtrang und ließ mit seinen Kletterqualitäten schon im Sommer Zweifel aufkommen. Für das kommende Jahr hat er bereits einen Vertrag beim belgischen Rennstall Silence-Lotto unterschrieben. Dort sollte er mit dem Tour-Zweiten Cadel Evans (Australien) die Doppelspitze bilden.

Kohls Manager Stefan Matschiner sagte zu dem vermeintlichen Dopingfall: "Ich kann das noch nicht bestätigen. Bernhard hat ein Kuvert bekommen, der Inhalt war französisch. Das müssen wir erst übersetzen." Sollte es sich um die Benachrichtigung über eine positive Probe handeln, werde man wegen des laufenden Verfahrens bis zur möglichen Öffnung einer B-Probe keine Stellungnahme abgeben, sagte Matschiner weiter.

Holczer will Schadenersatz

Holczer, der im Sommer vergeblich nach einem Nachfolger für den zum Saisonende aussteigenden Hauptsponsor Gerolsteiner gesucht hatte, will gegen Kohl ebenso juristisch vorgehen wie gegen Schumacher. "Ich werde zu 100 Prozent den selben Weg gehen", kündigte er eine Schadensersatzklage an.

Mit Kohl ist bereits ein dritter Tour-Teilnehmer bei der Nachkontrolle positiv auf das EPO-Mittel CERA getestet worden. Genau eine Woche zuvor waren Deutschlands Shootingstar Schumacher (Nürtingen) und der italienische Kletterkünstler Leonardo Piepoli mit jeweils zwei positiven Proben aufgeflogen.

Tests auf Eigenblutdoping angekündigt

Und das ganze Ausmaß der kriminellen Aktivitäten im Fahrerfeld ist noch gar nicht absehbar. In den französischen Labors werden noch weitere Blutproben analysiert. Das neue Testverfahren war erst im September auf den Markt gekommen - wie sich herausstellt, mit durchschlagendem Erfolg. Bei der Methode ist CERA im Blut deutlicher nachweisbar als zuvor im Urin. Zudem kündigte AFLD-Präsident Pierre Bodry jüngst an, in Kürze eine neue Methode zum Nachweis von Eigenblutdoping auf den Markt zu bringen. Damit sollen dann die Proben weiterer Fahrer mit auffälligen Blutwerten analysiert werden, zu denen angeblich auch Tour-Sieger Carlos Sastre vom CSC-Team sowie drei weitere Fahrer des von Bjarne Riis geleiteten Rennstalls gehören.

Damit gestaltet sich die Tour de France 2008 im Nachhinein mehr und mehr als Farce. Bereits während der Frankreich-Rundfahrt im Sommer waren die Spanier Manuel Beltran und Moses Duenas sowie der zweimalige Etappengewinner Riccardo Ricco positiv auf CERA getestet worden. Außerdem wurde dem Kasachen Dimitri Fofonow die Einnahme eines Stimulans nachgewiesen. Sollten sich nun die drei positiven Fälle auch in der B-Probe bestätigen, käme die Tour schon auf ein Rekordergebnis von sieben Dopingfällen.

Ermittlungen im Fall Schumacher laufen

Im Fall Schumacher, der am 3. und 15. Juli positiv getestet worden war, sind die Mühlen der Justiz schon in vollem Gange. Beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) ist die Einleitung eines Sportrechtsverfahrens bereits vorbereitet. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat ebenfalls Ermittlungen gegen den zweimaligen Etappensieger eingeleitet.

Das Schumacher-Lager zweifelt die Rechtmäßigkeit der Proben zwar an. Das zuständige Dopinglabor hat jedoch alle Zweifel als unbegründet zurückgewiesen.

Quelle: ntv.de

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