"Po-Muskel hat zugemacht" Auch Friedrich verpasst Medaille
23.08.2008, 17:05 UhrNach Ariane Friedrichs Absturz ist auch die deutsche Leichtathletik am Tiefpunkt angekommen. Mit einer einzigen Bronzemedaille müssen die 60 Starter von den Olympischen Spielen aus Peking abreisen: Mehr als Platz drei für Speerwerferin Christina Obergföll sprang in den 47 Entscheidungen für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) nicht heraus.
Hochspringerin Friedrich hatte eine Medaille im Kopf und am Ende nichts in der Hand: Platz sieben und 1,96 Meter - eine Riesen-Enttäuschung für die 24-Jährige aus Frankfurt/Main. "Ich habe zwei Jahre für Olympia trainiert, da ist die Enttäuschung natürlich groß", meinte Ariane Friedrich, die in dieser Saison schon 2,03 Meter überquert hatte. Als Begründung für das enttäuschende Abschneiden führte sie muskuläre Probleme an: "Der Po-Muskel hat zugemacht. Er war hart wie ein Stein."
Der Sieg ging an Tia Hellebaut aus Belgien, weil nach zuvor 34 Siegen in Folge ausgerechnet im Finale die Super-Serie der scheinbar übermächtigen Kroatin Blanka Vlasic riss: 2,05 Meter reichten der Weltmeisterin nicht zum Sieg, denn die höhengleiche Europameisterin Hellebaut brauchte einen Versuch weniger.
Mallow fordert mehr Geld
DLV-Cheftrainer Jürgen Mallow hatte zuvor eine Verdopplung der Fördermittel für die olympische Kernsportart gefordert und zugleich das zuständige Innenministerium ungewöhnlich scharf kritisiert. "Irgendwann ist der Geduldsfaden gerissen, weil die so arrogant und hochnäsig mit uns umgehen. Die wollen immer mehr Medaillen, und was tun sie dafür? Nichts, nichts, nichts!", sagte der Leitende Bundestrainer vor Medienvertretern in Peking. In Athen hatte es vor vier Jahren zweimal Silber für den DLV gegeben.
Erfolgreichste Leichtathletik-Nation vor dem abschließenden Männer-Marathon am Sonntag war das US-Team mit siebenmal Gold vor Russland und Jamaika (je 6). Als Überflieger im "Vogelnest" stieg Sprinter Usain Bolt auf: Der Jamaikaner holte drei Goldmedaillen, jedes Mal mit Weltrekord.
US-Staffeln dominieren
Einzel-Olympiasieger LaShawn Merritt und Weltmeister Jeremy Wariner führten das US-Quartett über 4 x 400 Meter vor 91.000 Zuschauern zum siebten Gold hintereinander - der souveräne Sieg in glänzenden 2:55,39 Minuten war ungefährdet. Beim Staffelsieg der Amerikanerinnen in 3:18,54 Minuten "hinkte" das DLV-Quartett mit Jonna Tilgner, Sorina Nwachukwu, Florence Ekpo-Umoh und Claudia Hoffmann fast 50 Meter hinterher und wurde Letzter. "Wir sind glückliche Achte", meinte Tilgner.
Noch ein "Double" gab es für Äthiopiens Dauerläufer: Kenenisa Bekele machte es Tirunesh Dibaba nach und gewann nach den 10.000 auch die 5000 Meter (12:57,82 Minuten). Mit dem weitesten Wurf des Jahres holte sich Norwegens Nationalheld Andreas Thorkildsen wie 2004 in Athen Speer-Gold ab: An den 90,57 Metern - Olympischer Rekord - biss sich die Konkurrenz die Zähne aus. Weltmeister Tero Pitkämäki (Finnland) musste sich im letzten Durchgang noch dem Letten Ainars Kovals geschlagen geben.
Zweimal Laufgold für Kenia
Bei den "Afrika-Meisterschaften" über 800 Meter war wie bei der WM 2007 ein Kenianer vorn: Wilfred Bungei, schon vor sechs Jahren auf den zwei Stadionrunden Weltklasse, gewann die erste Entscheidung des Abends in 1:44,65 Minuten. Im Schlussspurt ließ sich Bungei nicht vom Sudanesen Ismail Ahmed Ismail und Weltmeister Alfred Kirwa Yego aus Kenia einholen. 20 Minuten später holte Nancy Jebet Langat über 1500 Meter der Frauen (4:00,23 Minuten) schon wieder Gold für Kenias Mittelstrecken-Asse.
Quelle: ntv.de