Rücktritt wegen Steueraffäre? Aufsichtsrat setzt Hoeneß unter Druck
05.05.2013, 01:44 Uhr
Soll sein Amt bis zur Klärung ruhen lassen: Uli Hoeneß.
(Foto: dpa)
Nach seiner großen Beichte gerät Uli Hoeneß immer stärker in die Bredouille. Die einflussreichen Aufsichtsräte, die sich in der brisanten Causa lange zurückhaltend präsentiert haben, drängen den Bayern-Boss offenbar zum Rückzug. Harsche Kritik erfährt Hoeneß derweil vom obersten Finanzwächter.
Steht Uli Hoeneß kurz vor seinem Rückzug? Medienberichten zufolge drängen die einflussreichen Aufsichtsräte des FC Bayern München Hoeneß zu einem solchen Schritt nach dem Champions-League-Finale. Wie der "Spiegel" berichtet, zeigen die großen Sponsoren des FC Bayern München Einigkeit darüber, dass Hoeneß nach dem 25. Mai, dem Tag des Champions-League-Finales gegen Borussia Dortmund, sein Amt bis zur Klärung der Steueraffäre ruhen lassen soll. Diese Entscheidung soll Hoeneß bereits an diesem Montag auf der Aufsichtsratssitzung bekanntgeben.
Dem Magazin zufolge hatten sich die Konzernchefs von Adidas, Audi, Volkswagen und der Deutschen Telekom zunächst auf einen schnelleren Rückzug des Bayern-Bosses verständigt, diesen aber nach dem grandiosen 3:0 gegen den FC Barcelona aufgeschoben. Nach der Euphorie über den Einzug ins Finale wollten sie den Steuerhinterzieher aber nicht zum sofortigen Rückzug drängen, da dieser für Unmut unter den Fans sorgen könnte, heißt es zur Begründung. Da Adidas und Audi in der FC Bayern München AG nur 18,2 Prozent des Kapitals halten, können sie Hoeneß zudem nicht zwingen, sich selbst auszuwechseln. Die Aufsichtsräte wollen Hoeneß laut "Spiegel" jedoch die Möglichkeit geben, sein Amt bei einer reibungslosen Bewältigung der Steueraffäre wieder zu übernehmen.
Wie die "Welt" berichtet setzt der Aufsichtsrat darauf, dass Hoeneß freiwillig Konsequenzen aus seiner Steueraffäre zieht. Ein Rücktritt sei zwar im Moment kein Thema, heißt es demnach aus dem Umfeld des Gremiums. "Aber wenn er vernünftig ist, lässt er sein Amt ruhen."
"Mehr als großen Mist gebaut"
Kritik wegen des Umgangs mit seiner Steueraffäre kommt derweil von Wolfgang Schäuble (CDU). Der Bundesfinanzminister sagte der "Bild am Sonntag": "Er hat mehr als großen Mist gebaut. Steuerhinterziehung ist grundsätzlich eine Straftat." Hoeneß hatte vor einigen Tagen der "Zeit" gesagt, er habe mit seiner jahrelangen Hinterziehung von Steuern "Riesenmist gebaut, aber ich bin kein schlechter Mensch".
Im Fall Hoeneß sei die Enttäuschung wegen seiner herausgehobenen Rolle und vor dem Hintergrund seines sozialen Engagements besonders groß, so Schäuble. "Er muss jetzt mehr Kritik ertragen als andere. Und darüber kann Uli Hoeneß sich kaum beklagen. Denn er ist ja jemand, der die Gesetze der Medienwelt kennt und sich in der Vergangenheit auch nicht durch große Zurückhaltung in der Öffentlichkeit ausgezeichnet hat." Zur Klage von Hoeneß, er schlafe schlecht, sagte der Minister: "Ich empfände es als schwierig, wenn Uli Hoeneß sagen würde: Mir geht es prima, ich schlafe bestens."
Hoeneß schadet Union
Die Steueraffäre um Hoeneß und die Beschäftigung von Familienmitgliedern durch Politiker in Bayern schaden der Union offenbar massiv in der Wählergunst, wie die "Bild am Sonntag" berichtet. In der aktuellen Emnid-Umfrage sackte die Union auf 37 Prozent und damit den schlechtesten Wert seit gut einem halben Jahr ab. CDU/CSU verlieren damit zur Vorwoche drei Punkte, wie die Umfrage im Auftrag der Zeitung ergab. "Es hat in letzter Zeit eine Reihe von Ereignissen gegeben, die das Vertrauen der Bürger in wirtschaftliche Eliten erschüttert hat", sagte Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner dem Blatt. "Dazu gehört in gewissem Maße sicherlich der Fall Hoeneß und der Umgang mit Steuersündern, aber auch die Amigo-Affäre in Bayern. Weil die Union als besonders wirtschaftnah gilt bekommt sie den Unmut direkt zu spüren."
Die SPD verharrt in der Umfrage bei 27 Prozent, während es je einen Punkt aufwärts geht mit den Grünen auf 15, der FDP auf fünf und der Piratenpartei auf vier Prozent. Die Linkspartei liegt unverändert bei sieben Prozent, die Sonstigen Parteien bei fünf Prozent - davon zwei Prozent für die "Alternative für Deutschland".
Quelle: ntv.de, dsi/dpa/rts