Boris Becker überflügelt Völlig überraschter Zverev zieht ins Giganten-Halbfinale ein
21.01.2025, 08:08 Uhr
Alexander Zverev hatte drei Sätze lang reichlich Mühe mit Tommy Paul.
(Foto: dpa)
Alexander Zverev kommt seinem großen Ziel immer näher. Der deutsche Tennisstar sehnt sich nach dem ersten Triumph bei einem Grand Slam. Bei den Australian Open fehlen ihm dazu nun noch zwei Siege. Gegen Tommy Paul ist das Spiel lange sehr eng.
Alexander Zverev riss erleichtert die Arme in die Luft, dann sank er erschöpft auf seine Bank. Der Weltranglistenzweite hat in der Hitze von Melbourne kühlen Kopf bewahrt und trotz einer wackeligen Leistung den nächsten Schritt auf seiner Titelmission gemacht. Das 7:6 (7:1), 7:6 (7:0), 2:6, 6:1 gegen den US-Amerikaner Tommy Paul katapultierte Zverev in sein zweites Halbfinale bei den Australian Open nacheinander.
"Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe. Ich hätte 2:0 hinten liegen müssen - da war er besser als ich. Der vierte Satz war dann definitiv mein bester und ich bin extrem happy, wieder im Halbfinale zu stehen", sagte Zverev, der zumindest in den entscheidenden Phasen der Partie überzeugte und nach knapp dreieinhalb Stunden seinen dritten Matchball verwandelte. Er trifft am Freitag auf den Weltranglistendritten Carlos Alcaraz oder Topstar Novak Djokovic. Es kommt so oder so zu einem Giganten-Halbfinale. "Das sind vermutlich zwei der besten Spieler, die jemals einen Tennisschläger angefasst haben", sagte Zverev.
Paul setzt Zverev von Beginn an zu
Mit seinem insgesamt 30. Erfolg bei den Australian Open löste der 27-Jährige Boris Becker als deutschen Rekordhalter ab. Zverev, im vergangenen Jahr im Halbfinale unnötig an Daniil Medwedew gescheitert, will im 36. Anlauf endlich die Hand an eine Grand-Slam-Trophäe bekommen. Am Freitag, im ersten echten Topspiel seiner Turnierreise, wird er dafür aber eine klare Leistungssteigerung brauchen.
Er erwarte einen "unglaublichen Spieler", der "taktisch" herausragend agiere, hatte Zverev vor der Partie gewarnt. Und tat sich entsprechend von Beginn an schwer. Der US-Amerikaner Paul, der sich unter dem Radar auch in diesem Turnier durchaus wohlfühlte, ging viel Risiko in den Returns und hatte damit durchaus Erfolg. Zverev servierte zwar regelmäßig mit mehr als 200 km/h, doch noch regelmäßiger landeten seine ersten Aufschläge im Netz. Den ersten Durchgang gewann er trotz eines Satzballs des Gegners nur, weil Paul nach seinem späten Break doch noch die Nerven flatterten.
Bitterer Rückfall in alte Zeiten
Der Deutsche erlebte seinerseits einen Rückfall in alte Zeiten und agierte über weite Strecken viel zu passiv; zudem motzte er gleich mehrfach den Schiedsrichter an - die Wiederholung eines Ballwechsels wegen einer auf den Court fliegenden Feder brachte den Hamburger auf die Palme. Sein Spiel mit dem Feuer aber rächte sich nicht, weil Paul teils übernervös agierte und erneut einen Satzball liegen ließ. Im Tiebreak war Zverev zur Stelle und zeigte sich wie schon Ende des ersten Satzes deutlich verbessert.
Nachdem sich Paul im dritten Satz endlich belohnt hatte, durfte man sich ein wenig Sorgen um den Deutschen. Zverev, der insgesamt nur wenige Winner produzierte, fing sich aber im rechten Moment. Nun konsequenter marschierte er zum Sieg. "Es war schwierig, meinen Rhythmus zu finden", erklärte er später: "Es fühlt sich an, als hätte ich die ersten beiden Sätze gestohlen."
Djokovic und Alcaraz spielen am deutschen Vormittag (11 Uhr) im mit Spannung erwarteten Prestigeduell den Gegner des Hamburgers aus. Im direkten Vergleich führt Djokovic mit 4:3 - Alcaraz schlug den Serben jedoch bereits zweimal im Finale von Wimbledon. Beim bislang letzten Aufeinandertreffen im olympischen Finale von Paris schnappte sich Djokovic die Goldmedaille nach einem Zweisatzsieg über den Spanier.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid