"Unser Held stirbt viel zu früh" Basketball trauert um Christian Welp
02.03.2015, 18:28 Uhr
Christian Welp war ein introvertierter Basketball-Riese.
Der deutsche Basketball hat einen seiner größten Helden verloren. Bei der EM 1993 war Christian Welp in München der Wegbereiter zum bis heute einzigen Titel der Nationalmannschaft. Nun stirbt ist er im Alter von nur 51 Jahren in den USA gestorben.
Kurz atmete Christian Welp an der Freiwurflinie durch, dann verwandelte er die Münchner Olympiahalle in ein Tollhaus. Unvergessen ist dieser Moment, als der Nationalspieler am 4. Juli 1993 im EM-Finale mit dem entscheidenden Korb für den größten Tag im deutschen Basketball sorgte. Und unvergessen bleiben wird Chris Welp. Mit 51 Jahren ist der Held von München gestorben.

Der EM-Titel 1993 der deutschen Basketballer wird auf ewig mit Welp verbunden bleiben. Er machte die entscheidenden Punkte.
"Ich bin schockiert", sagte Svetislav Pesic, Trainer der Mannschaft, die damals mit dem 71:70-Sieg gegen die hochfavorisierten Russen den bis heute einzigen Titel für den Deutschen Basketball Bund (DBB) holte. Früh am Morgen war der Serbe über die Tragödie informiert worden: "Ich habe bereits mit mehreren Spielern aus dem EM-Team gesprochen. Wir sind alle sehr, sehr traurig."
Die früheren Teamkollegen würdigten Welp in einem Nachruf: "Wir können nicht fassen, dass Christian Welp, unser Chris, tot ist. Er war Mannschaftskamerad, langjähriger Weggefährte, Freund. Und er war ein Held", heißt es dort.
Ein Herzinfarkt riss Welp aus dem Leben. In den USA, weit von seiner Heimat entfernt, starb der einstige Weltklasse-Center am Sonntag. Er hinterlässt seine Ehefrau Melanie und drei Kinder. Seit vielen Jahren lebte die Familie in Seattle. Deutschland hat einen seiner größten Basketball-Helden verloren.
Ein stiller Star
Welp, geboren in Delmenhorst, war nach Frido Frey und Uwe Blab der dritte deutsche Spieler, der es in die Profiliga NBA schaffte. Er spielte von 1987 bis 1989 für die Philadelphia 76ers, in der darauffolgenden Saison für die San Antonio Spurs und die Golden State Warriors.

Welp im Jahr 1984 mit Detlef Schrempf (l.) und Uwe Blab (M.). Drei Jahre später schaffte der Center den Sprung in die NBA.
(Foto: imago sportfotodienst)
Welp war ein stiller Star, ein Einzelgänger. "Total zurückhaltend, total ruhig, total isoliert, total alleine", beschrieb ihn Mitspieler Mike Koch 20 Jahre nach dem Coup von München. Zum Jubiläum hatte sich die Mannschaft getroffen, einer war nicht dabei. Welp blieb daheim.
Und so schauten sich die Mitstreiter ohne ihn auf Video an, wie es zum Wunder kam. Kai Nürnberger steckt den Ball zu Welp durch, der gleicht drei Sekunden vor Schluss mit einem Dunking zum 70:70 aus und wird gefoult. Der fällige Freiwurf sitzt, die Russen können nicht mehr antworten. Der Rest ist Geschichte. "Europameister - es kann nicht jeder sagen, dass er das erreicht hat", erklärte Welp. Direkt nach dem Spielende war der wertvollste Spieler (MVP) des Turniers in die Kabine geflüchtet. Typisch für ihn. 18 Jahre später machte es Dirk Nowitzki nach dem Gewinn des NBA-Titels genauso.
"Ein großer Basketballer"
Meister wurde Welp in Nordamerika nicht. Aber siebenmal in Deutschland, mit Bayer Leverkusen und Alba Berlin. Dazu feierte der 2,12-Meter-Riese drei Pokalsiege und holte 1997 mit Olympiakos Piräus den Europapokal der Landesmeister. Seine Karriere beendete er 1999 in Italien.
"Christian war ein großer Basketballer. Zu seiner Zeit war er mit Detlef Schrempf der beste Europäer in der NBA", sagte Pesic: "Er war als Mensch ein bisschen zurückhaltend, das war seine Mentalität. Aber wenn man dann mit ihm sprach, war da ein sehr angenehmer Mann mit Gefühlen."
Mit 10 begann Welp in Osnabrück mit dem Basketball und ging als 18-Jähriger in die USA. Dort spielte er an der Seite von Schrempf für die Huskies an der Universität Washington in Seattle. Von dort aus schaffte er den Sprung in die NBA. Auch beim DBB löste der Schicksalsschlag Bestürzung aus. "Unser EM-Held von 1993 verstirbt viel zu früh", teilte der Verband am Montagmorgen mit. "Danke, für diese tollen Basketball-Momente!"
Quelle: ntv.de, Uli Schember, sid