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Finaler Showdown in Madrid Bayern "gierig" aufs Triple

Große Bühne für das Spiel der Saison. Im Estadio Santiago Bernabéu zu Madrid können Bayern und Inter Geschichte schreiben.

Große Bühne für das Spiel der Saison. Im Estadio Santiago Bernabéu zu Madrid können Bayern und Inter Geschichte schreiben.

(Foto: dpa)

Franck Ribéry steht vor einem neuen Vertrag, José Mourinho vor dem Abschied - aber in Maddrid zählt für Bayern München und Inter Mailand nur das historische Triple. Für beide Teams wäre es die Krönung einer schon jetzt herausragenden Saison. Für Inter-Coach Mourinho könnte es zudem der ultimative Triumph über jenen Mann werden, unter dem er einst seine Trainerkarriere begann - als Dolmetscher.

In Madrid wird sich entscheiden, wie gut Louis van Gaals Bayern tatsächlich sind.

In Madrid wird sich entscheiden, wie gut Louis van Gaals Bayern tatsächlich sind.

(Foto: dpa)

Offiziell geht es für den FC Bayern und Inter Mailand in Madrid nur um den dritten Titel der Saison. Inoffiziell geht es auch darum, die Saison nicht als Verlierer zu beenden. Vor dem großen Finale der Champions League hielten sich deshalb beide Seiten mit Kommentaren über den Gegner und strittige Personalfragen im eigenen Team zurück. Nichts sollte die Konzentration der Double-Gewinner aus Deutschland und Italien vor dem Griff nach dem dritten und wichtigsten Titel der Saison stören. Bei den Spielern wird das Kribbeln sowieso immer größer. "Die Anspannung ist da, die Konzentration wird von Stunde zu Stunde größer", sagte Nationalspieler Bastian Schweinsteiger und versprach den Fans einen besonderen Auftritt. "Wir hatten einen großen Abend im Pokalfinale in Berlin. Ich denke, dass das noch ein größerer Abend hier wird. Jedem ist klar, dass wir Historisches erreichen können."

Während Schweinsteiger auf dem Podium von einer "gierigen" Mannschaft sprach, lauschte Erfolgstrainer Louis van Gaal in der ersten Reihe der Pressekonferenz den Ausführungen von Schweinsteiger und seinem Kapitän Mark van Bommel. Mal mit ernster Miene, mal mit einem kurzen Lächeln - und ein lautes Lachen gab es für van Bommels Anmerkung, dass man jetzt die "Gladiolen" gewinnen könne. Denn "Alles-oder-Nichts-Spiele" sind vom van Gaal'schen Wortschatz die Begegnungen, in denen es um den "Tod und die Gladiolen" geht. "Es wird ein knappes Spiel", tippt Ehrenpräsident Franz Beckenbauer: "Man muss höllisch aufpassen, darf Mailand nicht ins Messer laufen."

"Fokussieren und konzentrieren"

Egal wann und wo in dieser traumhaften Saison: Die Münchner hatten immer die Nase vorne, wenn es um Alles oder Nichts ging. Noch ein letztes Mal müssen ab 20.45 Uhr alle Kräfte gebündelt werden. "Wir müssen uns fokussieren und konzentrieren auf dieses Spiel - und das ist jetzt viel schwieriger als für ein normales Spiel zum Beispiel gegen Hannover", warnte ein "stolzer" van Gaal: "Für mich ist es eine Ehre hierher zurückzukehren ins Bernabéu, für mich ein fantastisches Stadion."

Für Bayern-Coach van Gaal wäre es der zweite Triumph in der Champions League.

Für Bayern-Coach van Gaal wäre es der zweite Triumph in der Champions League.

(Foto: dpa)

Bei van Gaal ist der gehandelte Rekordgehalt-Vertrag bis 2015 für den im Finale gesperrten Ribéry in den Stunden vor dem Duell gegen Inter kein Thema. Viel Fantasie benötigt man aber nicht, um sich vorzustellen, was am Sonntag bei einer Titel-Sause auf dem Marienplatz los sein würde, wenn dort "Feier-Biest" van Gaal die nächste Party-Performance hinlegen würde und Ribéry den Zehntausenden seinen Verbleib zurufen würde. "Ich lebe in der Gegenwart und wir müssen abwarten und sehen, ob wir die Gewinner sind. Inter Mailand ist ein schwerer Gegner, das haben sie gegen Chelsea und Barcelona bewiesen", betonte der Coach - "froh, dass ganz Deutschland hinter uns steht". Und auf der Tribüne drücken die Altstars von 2001 die Daumen. Kahn, Effenberg und Co. holten den Cup zuletzt nach München.

Mourinho nervt Inter

Während die Vertragsgerüchte um Ribery den Bayern Rückenwind geben dürften, ist man auf Mailänder Seite ob der immer heißeren Real-Spekulationen um Mourinho angefressen. Die Inter-Spieler werden in Madrid rund um die Uhr von der Öffentlichkeit abgeschirmt, nur zum Abschlusstraining auf dem Gelände von Real verließen sie am Freitag ihre Hotelzimmer. Präsident Massimo Moratti ist bereits sichtlich genervt vom Thema Mourinho. "Es gibt nichts Neues", sagte er nach seiner Ankunft in Madrid. Zum Spiel wurde er kaum gefragt. Immerhin sind bei Inter alle Spieler fit - wie auch bei den Münchnern. Nur auf den gesperrten Thiago Motta muss Mourinho verzichten.

Auf Bastian Schweinsteiger ruhen im Finale die Blicke von Fußball-Deutschland. Er muss sich beweisen.

Auf Bastian Schweinsteiger ruhen im Finale die Blicke von Fußball-Deutschland. Er muss sich beweisen.

(Foto: dpa)

Spätestens nach dem WM-Aus für Michael Ballack werden noch mehr Augen auf Schweinsteiger gerichtet sein. Kann er die Mannschaft in diesem großen Spiel (mit-)führen? "Das belastet mich überhaupt nicht. Ich bin hier bei Bayern München und nicht bei der Nationalmannschaft", betonte Schweinsteiger: "Es zählt einzig allein das Finale." Ein großer Daumendrücker wird aber auch der Bundestrainer sein. "Natürlich kann jetzt die Krönung erfolgen", erklärte Bundestrainer Joachim Löw, "aber selbst bei einer Niederlage können die Bayern stolz sein auf das, was sie geleistet haben."

Alle an Bord beim Abschlusstraining

Arjen Robben könnte das Duell auf Augenhöhe an alter Wirkungsstätte entscheiden.

Arjen Robben könnte das Duell auf Augenhöhe an alter Wirkungsstätte entscheiden.

(Foto: dpa)

Auch Uli Hoeneß würde sich die Saison selbst im Falle des nicht erwarteten Misserfolgs nicht madig machen lassen, behauptet er. Selbst beim so erfahrenen Vereinspräsident war das Kribbeln vor der Partie in der spanischen Hauptstadt noch größer als sonst. "Dieses Mal wird es bestimmt auch anders als beim Pokalfinale in Berlin. Dieser Wettbewerb hat eine andere Qualität und eine andere Tragweite. Das wird dann auch nicht spurlos an mir vorbeigehen", schwärmte der langjährige Manager schon im Vorfeld.

Das Abschlusstraining am Vorabend des Spiels absolvierten die Bayern mit dem kompletten, einsatzfähigen Kader. Rund eine Stunde dauerte die Einheit im Bernabéu-Stadion, an deren Rande Sportdirektor Christian Nerlinger noch folgende Anmerkung machte: "Das Finale wird ein Duell auf Augenhöhe. Aber ich glaube an die Mannschaft und glaube, dass wir das Spiel gewinnen werden."

Quelle: ntv.de, dpa

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