Werder hofft auf Wunder Bayern überglücklich
07.03.2008, 14:12 UhrIn der Bundesliga trennen den FC Bayern München und Werder Bremen nur vier Punkte, doch im UEFA-Pokal Welten. Während der deutsche Rekordmeister nach der 5:0-Gala beim RSC Anderlecht das Viertelfinale praktisch schon erreicht hat, beschwören die Bremer nach der durch zwei schwere Fehler von Torhüter Tim Wiese verursachten 0:2-Niederlage bei den Glasgow Rangers ein weiteres Fußball-Wunder an der Weser. "Jetzt müssen wir wieder einen großen Abend fabrizieren", erklärte Werder-Manager Klaus Allofs mit Blick auf das Rückspiel in der kommenden Woche. Bayer Leverkusen sieht sich unterdessen nach dem 1:0-Sieg im 32. deutsch-deutschen Europacup-Duell gegen den Hamburger SV mit "51:49" (Sportdirektor Rudi Völler) im Vorteil.
Wiese mutierte im Ibrox-Park vom gefeierten Elfmeter-Killer zum verspotteten Verlierer. "Der Ball flattert ganz schön, er rutscht mir durch die Hände. Ich dachte erst, der geht noch auf die Latte - aber dann ist er drin", schilderte der Schlussmann jene Szene in der 45. Minute, in der er einen Distanzschuss von Daniel Cousin passieren ließ. Dass er zwei Minuten nach Wiederbeginn mit einer zu kurzen Abwehr auch noch Steven Davis das 2:0 ermöglichte, verdarb Wiese den Abend endgültig.
Schotten höhnisch
Die schottischen Medien geizten nicht mit Hohn. "Witz-Torwart gibt Rangers große Chance", titelte etwa die "Scottish Sun". Die nach den zwei gehaltenen Strafstößen gegen den SC Braga vor drei Wochen aufgekommene Diskussion über einen möglichen Einsatz Wieses in der Nationalmannschaft dürfte sich vorerst erledigt haben. Doch nicht nur der Schlussmann hatte in Schottland keinen guten Tag erwischt. Nur ein einziges Mal schoss Werder durch Markus Rosenberg auf das Tor der Gastgeber. "Wir haben massive Aufbauarbeit geleistet", klagte Allofs.
Einen persönlichen Befreiungsschlag landete Theofanis Gekas. "Ich habe gezeigt, dass ich da bin, wenn der Trainer mich braucht", freute sich der Grieche, der das bundesliga-interne Duell gegen den HSV mit dem 100. UEFA-Cup-Tor für Leverkusen in der 77. Minute entschied und damit nach 88 Tagen Pause wieder traf. Der späte Treffer des Bundesliga-Torschützenkönigs 2007 eröffnet Bayer gute Chancen. "Wir haben uns den Vorsprung redlich erkämpft und alle Möglichkeiten, ins Viertelfinale zu kommen", sagte Coach Michael Skibbe.
Sein Kollege Huub Stevens war sichtlich angefressen. "Das war das Schlechteste, was ich bisher gesehen habe. So kann man nicht in die nächste Runde kommen", polterte der Niederländer, der sich im Sommer zu gerne mit einem Titel aus Hamburg verabschieden würde. Zu allem Überfluss fehlen in der zweiten Partie auch noch Vincent Kompany und Nigel de Jong wegen ihrer jeweils dritten Gelben Karte. Dennoch will der HSV die Flinte nicht ins Korn werfen. "Ich glaube, dass wir stark genug sind und es noch packen", meinte Piotr Trochowski.
Derweil feiern die Münchner Bayern die Rückkehr des Lust-Fußballs, der den Titelfavoriten in den ersten Wochen der Saison ausgezeichnet hatte. "Wir haben in Anderlecht auf jeden Fall Spaß gehabt", gestand Hamit Altintop, der den Torreigen in der 9. Minute eröffnet hatte. Im Mittelpunkt des Jubels stand Trainer Ottmar Hitzfeld, der die Stars Franck Ribry und Miroslav Klose zunächst auf der Bank gelassen und die Belgier geradezu schwindelig rotiert hatte. "Die Rotation ist kein Risiko für mich, sondern ein sinnvolles Konzept", betonte Hitzfeld, der im Herbst nach dem 2:2 gegen Bolton für seine Wechsel von Karl-Heinz Rummenigge noch scharf gerügt worden war.
Diesmal hatte der Coach alles richtig gemacht. "Es wird wahrscheinlich vorerst nicht mehr so leicht, in der Bundesliga oder in Europa auswärts fünf Tore zu schießen. Deshalb ist es sehr angenehm, dass dieses Spiel nicht so viel Kraft gekostet hat", freute sich Manager Uli Hoeneß nach dem Spiel, das durch weitere Tore von Luca Toni, Lukas Podolski, Klose und Ribry zum Schützenfest geriet.
Quelle: ntv.de