"Stimmung ist bestens" Bayern wollen nachlegen
08.03.2009, 15:18 UhrUli Hoeneß erdrückte Jürgen Klinsmann fast beim Torjubel - und auch die Spieler ließen ihren Trainer in einem besonders kritischen Moment nicht im Stich. "Die Stimmung ist natürlich bestens", berichtete Klinsmann erleichtert nach dem 5:1 (3:1)-Torfestival des FC Bayern gegen den Auswärts-Punktelieferanten Hannover 96, das dem 44-Jährigen zwar eine wichtige Atempause verschaffte, aber nicht die Lizenz zum Verlieren zurückgab.
Denn von einer Wende zum Gutem mochte beim deutschen Meister nach dem höchsten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga niemand sprechen. "Das war nicht mehr als ein Pflichtsieg. Wir müssen nachlegen, wir brauchen eine Serie", sagte Philipp Lahm reserviert, Miroslav Klose verwies sogar demonstrativ auf die Schwäche des Gegners: "Ohne Hannover wehtun zu wollen, viel ist von uns nicht verlangt worden."
Schützenfest als Ausrufezeichen
Das Schützenfest war, noch dazu ohne die Top-Stars Franck Ribry und Luca Toni sowie Kapitän Mark van Bommel, ein Ausrufezeichen in schwierigen Zeiten - mehr nicht. "Es war ein guter Spieltag für uns, aber wir müssen nachlegen und in Bochum und gegen Karlsruhe sechs Punkte holen", forderte Michael Rensing. Der Torhüter gab sich so deutlich wie kein anderer Spieler als Klinsmann-Sympathisant: "Ich bin froh und glücklich für den Trainer, dass wir gewonnen haben."
Auch Hoeneß nahm nach dem Sprung auf Platz zwei gleich den vier Punkte entfernten Tabellenführer Hertha BSC ins Visier. "Wir müssen schauen, dass wir den Abstand zur Spitze kontinuierlich verringern können", sagte der Manager. Die Frage, ob die Vereinsführung nach dem Pokal-K.o. gegen Leverkusen eine Entlassung von Klinsmann erwogen habe, beantwortete er kopfschüttelnd mit einem Wort: "Nein!" Die Unruhe sei von außen gekommen, "wir haben dazu nichts beigetragen".
Geraucht hatte es aber auch intern nach der 2:4-Pleite gegen Leverkusen. "Wir haben uns ein bisschen die Meinung gesagt", verriet Daniel van Buyten. Ausgerechnet der Abwehrspieler, der zuletzt stinksauer auf Klinsmann gewesen war, erzielte das wichtige 1:1 (20.). Und auch der vom Trainer oft verschmähte Lukas Podolski (73.) traf, ebenso wie Klose (25.), Hamit Altintop (34.) und Martin Demichelis (89.). "Tore sind die beste Medizin für Stürmer", sagte Klinsmann, der Podolski für seine "Präsenz" auf dem Platz lobte.
Nach dem Pflichtsieg konnte Klinsmann, der am Dienstag gegen Sporting Lissabon den Einzug ins Champions-League-Viertelfinale perfekt machen sollte, schon wieder von großen Zielen reden: "Wir haben alle Möglichkeiten, Meister zu werden. Wir werden uns ins Zeug legen, der Hertha Druck zu machen", kündigte er kämpferisch an. "Die Bayern darf man nie abschreiben", meinte Bundestrainer Joachim Löw: "Jürgen ist ein Trainer, der hartnäckig seine Ziele verfolgt."
Ersatzgeschwächt gegen Lissabon
Allerdings müssen die Münchner das Spiel gegen Lissabon stark ersatzgeschwächt angehen, was angesichts des 5:0-Siegs im Hinspiel zu verschmerzen ist. Der türkische Nationalspieler Hamit Altintop erlitt gegen Hannover einen Muskelfaserriss in der Wade. Der Mittelfeldspieler fällt damit am Dienstag. Auch im Liga-Spiel am kommenden Samstag beim VfL Bochum steht er definitiv nicht zur Verfügung. "Wir hoffen, dass wir Hamit so schnell wie möglich wieder fit bekommen", sagte Trainer Jürgen Klinsmann.
Neben Altintop werden gegen Lissabon auch die angeschlagenen Franck Ribry (Schienbein-Prellung), Luca Toni (Achillessehne) und Tim Borowski (Zerrung) fehlen. Fraglich ist der Einsatz von Innenverteidiger Daniel van Buyten, der beim Warmmachen vor der Partie gegen Hannover mit dem linken Fuß umgeknickt war und sich dabei eine Kapselzerrung in der Fußwurzel zugezogen hatte. Ein Einsatz am Dienstag soll aus medizinischer Sicht möglich sein. Trotz der Blessur hatte der Belgier gegen Hannover 96 bis kurz vor Spielende durch.
Sporting Lissabon konnte vor dem Rückspiel in München ebenfalls ein Erfolgserlebnis in der nationalen Meisterschaft feiern. Nach Toren der Angreifer Liedson (8. Minute) und Derlei (34.) gewann der portugiesische Pokalsieger sein Heimspiel gegen FC Paos Ferreira mit 2:0 (2:0). Sporting bleibt mit vier Punkten Rückstand auf Tuchfühlung zu Tabellenführer FC Porto, der am 21. Spieltag mit 4:1 bei Leixes Matosinhos siegte.
Quelle: ntv.de, Von Klaus Bergmann, dpa