Rekordkulisse in New York Beckham brilliert und verliert
19.08.2007, 14:55 UhrDavid Beckham glänzte in seinem ersten Ligaspiel von Beginn an, versetzte Gegenspieler und Zuschauer ins Staunen - und stand am Ende dennoch mit leeren Händen da: Vier Tage vor dem Fußball-Klassiker gegen Deutschland konnte der englische Star das 4:5 seiner Los Angeles Galaxy in einer denkwürdigen Partie bei den New York Red Bulls nicht verhindern.
So trat Beckham mit einer Niederlage im Gepäck den Flug nach London an, wo er am Mittwoch im Wembley-Stadion sein 97. Länderspiel bestreiten will. Immerhin ließ sein überzeugender Auftritt über 90 Minuten auf dem ungewohnten Kunstrasen keinen Zweifel an seiner Fitness für das Duell gegen Jens Lehmann und Co.
Wie in den 80er Jahren
Vor der Rekordkulisse von 66.237 Zuschauern wehte in New York ein Hauch von Nostalgie durch das Giants-Stadium. Einen ähnlichen Ansturm hatte es im "Big Apple" bei einem Ligaspiel zuletzt 1980 gegeben. Damals pilgerten 70.312 Fans in die Arena, um Franz Beckenbauer und Pele im Trikot von Cosmos New York in der damaligen North American Soccer League gegen die Fort Lauderdale Strikers mit Gerd Müller zu sehen.
"Das ist ein großartiges Gefühl und eine große Ehre, vor solch einer Kulisse zu spielen. Hoffentlich hält dieser Boom an, denn das ist es, was die Liga und der Sport hier in Amerika brauchen", meinte Beckham begeistert. Zuvor hatten sich in den zehn Heimspielen der Bulls im Schnitt nur knapp 11.000 Zuschauer in der riesigen Arena verlaufen.
Pfiffe und Beckham-Trikots
Mit einem Eckball und einem Freistoß bereitete der 32-jährige Beckham die beiden Treffer von Carlos Pavon in der sechsten und achten Minute vor. Dennoch reichten die brillanten Balleinlagen des Stars nicht, um die siebte Saisonniederlage zu verhindern und Galaxy aus dem Tabellenkeller zu führen.
"In so einem Spiel war ich zuletzt dabei, als ich neun oder zehn Jahre alt war", sagte Beckham nach der Tor-Gala. Bei seinem ersten Auftritt in New York löste der Star zwiespältige Reaktionen aus. Bei fast jedem Eckball wurde er von den einheimischen Fans ausgepfiffen. Dennoch waren Tausende von Zuschauern in Beckham-Trikots erschienen.
Ein ehemaliger Bundesliga-Profi sorgte dafür, dass "Becks" weiter auf den Sieg in der Major League Soccer (MLS) mit Galaxy warten muss. Der frühere Hannoveraner Clint Mathis erzielte den Treffer zum 2:2 und bereitete unmittelbar nach der Pause die 3:2-Führung für New York vor. Juan Pablo Angel erzielte in der 88. Minute den Siegtreffer für die Gastgeber.
Star im Reisestress
"Ich hoffe, wir haben allen Zuschauern, die heute gekommen sind, einen guten Grund gegeben, wiederzukommen", meinte Red Bull- Trainer Bruce Arena nach dem Spektakel. Mathis fühlte sich sogar an alte Zeiten in der Bundesliga erinnert: "Das ist wie in Europa. Wir sollten bei jedem Spiel mit 60.000 Fans rechnen. Ganz egal, ob wir gegen David Beckham oder Kansas City spielen."
Weit weniger euphorisch war Beckham, auf den in den nächsten Tagen jede Menge Reisestress zukommt. Unmittelbar nach dem Länderspiel gegen Deutschland geht es zurück nach Los Angeles, denn nur 29 Stunden nach dem Abpfiff in Wembley spielt er am Donnerstag mit Galaxy das MLS-Derby gegen Chivas. "Das ist zwar anstrengend, aber da muss ich durch. Ich glaube nicht, dass der Stress meine Leistungen für England und Galaxy beeinflussen wird", betonte der 32-Jährige, der zwischen Länder- und dem Ligaspiel acht Zeitzonen durchfliegt und insgesamt 8.700 Kilometer zurücklegt.
von Heiko Oldörp, dpa
Quelle: ntv.de