Schwimmer im Höhenflug Biedermann und Koch siegen souverän
23.11.2015, 08:50 Uhr
Marco Koch zog an allen vorbei, wäre aber gern noch "ein bisschen schneller" gewesen.
(Foto: dpa)
Zu Beginn der Wuppertaler Kurzstreckenmeisterschaft legen die Stars Biedermann und Koch eine fabelhafte Performance hin. Während die beiden eigentlich sicher zur EM nach Israel reisen wollen, hadern andere noch.
Weltmeister Marco Koch lag wieder auf Rekordkurs und war am Ende "ein bisschen müde", Weltrekordler Paul Biedermann zog im Schlussspurt auf und davon: Die beiden deutschen Vorzeigeschwimmer haben zum Abschluss der Kurzbahn-DM in Wuppertal ihre Ausnahmestellung bestätigt und ihre Ansprüche auf EM-Medaillen unterstrichen.
"Ich hatte gehofft, dass es ein bisschen schneller wird", sagte Koch nach seinem souveränen Sieg auf seiner Goldstrecke 200 Meter Brust in 2:02,49 Minuten. Seinen deutschen Rekord von der WM 2014 verpasste der 25-Jährige um 1,2 Sekunden. "Es sieht sehr gut aus, die Basis ist gelegt", meinte der Darmstädter nach seinem dritten Titel in der Schwimmoper.
Zusammen mit Biedermann, der über 400 Meter Freistil in 3:38,95 Minuten seinen insgesamt 43. deutschen Meistertitel gewann, führt Koch die deutsche Mannschaft für die Europameisterschaften in Israel vom 2. bis 6. Dezember an.
"Sie fahren, um zu gewinnen"
Das Duo und die Kurzbahn-WM-Dritte Franziska Hentke, die über 200 Meter Schmetterling nur um vier Zehntelsekunden über ihrem deutschen Rekord blieb, sollen in Netanja Edelmetall holen. "Sie fahren dahin, um Medaillen zu gewinnen", sagte Bundestrainer Henning Lambertz. Biedermann ließ in seinem letzten Rennen bei einer Kurzbahn-DM seinem acht Jahre jüngeren Konkurrenten Florian Vogel keine Chance. "Ich wollte noch mal meine Stärken ausspielen", sagte der 29-Jährige, der auf den letzten 50 Metern vorbeizog. Der Doppel-Weltmeister von 2009 sagte nach dem Sieg auch endgültig seine EM-Teilnahme zu: "Warum nicht?"
Etwa 25 Schwimmer soll das DSV-Team in Israel umfassen, obwohl mehrere Athleten wegen der erhöhten Terrorgefahr nach den Anschlägen in Paris nicht mitfliegen wollen. "Jede einzelne Absage wird akzeptiert", betonte Lambertz. Der Bundestrainer selbst denkt auch darüber nach, zu Hause zu bleiben. "Ich habe schon Bauchschmerzen. Wenn es nicht nötig ist, muss ich nicht mitfahren." Diagnostik-Bundestrainer Frank Lamodke und fünf Heimtrainer sollen die Mannschaft vor Ort betreuen. Die Normen erfüllten in Wuppertal insgesamt 30 Schwimmer.
Für Koch ist die EM eine willkommene Abwechslung auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio. "Die nächsten Monate sind lang genug mit hartem Training", sagte der Weltmeister, der die DM mit deutschem Rekord über 400 Meter Lagen begonnen hatte. "Neben der Langbahn-EM in London im nächsten Jahr ist es der einzige richtige Wettkampf, bei dem man noch mal auf die internationale Konkurrenz trifft. Da sieht man, woran man noch gezielt arbeiten muss."
Keine Angst, aber auch keine Lust aufs Risiko
Nur vorm Fernseher zuschauen wird Vogel, der mit seinem deutschen Rekord über 800 Meter Freistil für einen Höhepunkt gesorgt hatte. "Einmal aufgrund der politischen Lage, aber auch weil das Training für Olympia im Fokus steht", sagte der 21-Jährige. Auch Kurzbahn-Weltrekordler Steffen Deibler, der sich am Schlusstag seine DM-Titel 44 und 45 holte, lässt die EM diesmal aus, weil sie "nicht in den Formaufbau für Rio passt".
Noch nicht entschieden hat sich Dorothea Brandt. Die 31-Jährige, die über 50 Meter Freistil ihren insgesamt 26. deutschen Meistertitel gewann, würde gerne in Netanja starten, tendiert aber eher zu einer Absage. "Es ist nicht so, dass ich Angst habe. Aber warum soll ich was riskieren? Israel war in den letzten Jahren schon nicht besonders sicher", sagte die Bronzemedaillengewinnerin der Kurzbahn-WM 2014.
Quelle: ntv.de, Thomas Lipinski, sid