Auf Goldkurs im WM-Zweier Bob-Dominator Friedrich rast Richtung Coup
02.03.2019, 09:54 Uhr
(Foto: dpa)
Gewonnen ist noch nichts. Aber zur WM-Halbzeit im Zweierbob sind die Titel-Aussichten für den deutschen Bob-Star Francesco Friedrich goldig. Nach zwei von vier Läufen führt er vor seinem ewigen Rivalen - und könnte als Krönung einer perfekten Saison einen Uralt-Rekord einstellen.
Nur ganz kurz brach die Anspannung bei dieser vielleicht historischen WM aus Francesco Friedrich heraus. Der Doppel-Olympiasieger reckte die Faust in die Luft und ließ einen lauten Jubelschrei hören - dann war er wieder im Tunnel, auf dem Weg zu seinem fünften Titel im Zweierbob. Zur Halbzeit in Whistler führt Friedrich knapp, er hält damit auch seinen Dauerrivalen Justin Kripps in Schach.
"Wir wissen, wenn wir unsere normale Leistung bringen, dann sind wir vorne. Die anderen müssen knabbern", sagte Friedrich, der nach dem ersten von vier Läufen noch zurückgelegen hatte: "Den habe ich vermasselt, im zweiten Durchgang hat es dann aber gut geklappt. Wir können entspannt in die Nacht gehen."
Bemerkenswertes Polster, aber kein Ruhekissen
12 Hundertstelsekunden Vorsprung auf Co-Olympiasieger Kripps auf dessen kanadischer Heimbahn sind in der Tat ein bemerkenswertes Polster, allerdings noch kein wirklich beruhigendes. In den beiden entscheidenden Durchgängen am Sonntag (ab 2.00 Uhr MEZ) muss für Friedrich und seinen Anschieber Thorsten Margis alles passen, dann ist der fünfte WM-Titel im Zweier nacheinander greifbar. Eine solche Serie gelang in der langen Geschichte des Bobsports bislang einzig dem Italiener Eugenio Monti (1957 bis 1961).
Wie schwierig das werden könnte, deutete Kripps vor allem im ersten Lauf an. Der 32-Jährige, in Pyeongchang 2018 zeitgleich mit Friedrich Olympiasieger im Zweier, legte einen Bahnrekord hin und distanzierte Friedrich um sieben Hundertstel. "Die Kurven eins, zwei und drei waren einfach nicht gut, da haben wir den Speed nicht mit in die Bahn genommen, unten kamen auch kleine Fehler dazu", sagte Friedrich über Durchgang eins. Der zweite war dann sauber, und auf seinen Vorteil am Start konnte der Deutsche sich ohnehin verlassen.
Perfekte Saison möglich
Auf einem starken dritten Rang liegt mit bereits rund drei Zehnteln Rückstand der zuletzt angeschlagene Nico Walther mit Anschieber Paul Krenz. "Wenn man nach einer sechswöchigen Verletzung bei der WM dann so in die Halbzeit geht, kann man mehr als zufrieden sein", sagte Walther. Für Johannes Lochner (+0,76) galt das nicht, er belegte mit Christopher Weber nur den enttäuschenden achten Platz. "Im Training waren wir meilenweit weg, jetzt war es ein bisschen besser", sagte Lochner: "Aber ich mache immer noch zu viele Fehler."
Friedrichs Missgeschicke waren vergleichsweise winzig, und so liegt er auch am Ende seiner bislang perfekten Saison in der Spur. Der Sachse hatte in diesem Winter als erster Pilot überhaupt alle Weltcuprennen im Zweier für sich entschieden. Mit dem historischen fünften Titel würde er weiter an seinem Status als vielleicht bester Pilot in der Geschichte des Bobsports arbeiten. Friedrich, einst nur Spezialist für den kleinen Schlitten, ist mittlerweile Olympiasieger im Zweier und Vierer, Weltmeister und auch Gewinner des Gesamtweltcups in beiden Bobs.
Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp, sid