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"Alles ein Haufen Scheiße" Box-Diva Fury wütet und tritt zurück

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Tyson Fury ist ab sofort Ex-Weltmeister im Boxen - verkündet er zumindest in einem Rücktritts-Tweet voller wüster Beschimpfungen. Die wichtigen Pläne wurden eh schon ohne den "unwürdigsten Schwergewichts-Weltmeister" gemacht.

Schwergewichts-Weltmeister Tyson Fury hat auf die anhaltenden Querelen um seine Person reagiert und seinen Rücktritt vom Boxsport erklärt. Der 28 Jahre alte Brite teilte diese Entscheidung in einem mit Beschimpfungen überladenen Tweet mit. Darin heißt es unter anderem, Boxen sei "die traurigste Sache, an der er je teilgenommen habe, alles ein Haufen Scheiße". Er sei dennoch "der Größte und ich bin es auch im Ruhestand", fügte Fury an. Es folgt ein unflätiger Gruß.

Wie ernst Furys Tweet zu nehmen ist, bleibt ungewiss. Der Bezwinger von Wladimir Klitschko hatte schon mehrfach in seiner Karriere von Rücktritt gesprochen. Allerdings: Mit seinem tatsächlich Rücktritt würde Fury diesmal wohl mindestens einer unfreiwilligen Karrierepause zuvorkommen. Durch Koks-Vorwürfe, Kindereien und mögliche weitere Doping-Verstöße war der Schwergewichts-Champ in den letzten Monaten schnurstracks seinem Karriere-K.o. entgegengetaumelt. Auf Kritik reagierte der Box-Riese mit Trotz und derben Späßen im Internet. Nicht nur das Lager von Wladimir Klitschko wendete sich angewidert ab.

Auch den zweiten Termin für eine WM-Revanche gegen Wladimir Klitschko ließ der exzentrische Brite platzen.

Auch den zweiten Termin für eine WM-Revanche gegen Wladimir Klitschko ließ der exzentrische Brite platzen.

(Foto: dpa)

"Er ist verrückt", sagte der britische Top-Promoter Eddie Hearn. Der Manager von IBF-Weltmeister Anthony Joshua wollte für seinen Schützling ursprünglich den Kampf gegen Fury. Ein rein britisches Duell hätte die Kassen klingeln lassen. Doch nach Furys Eskapaden soll Joshua nun gegen Klitschko boxen. "Wir wollen diesen Kampf unbedingt", sagte Hearn über den Deal mit dem Ukrainer. Für den 26. November hat Joshua bereits die Manchester Arena gemietet. "Wir führen gerade intensive Gespräche mit dem Klitschko-Lager. Noch sind nicht alle Fragen geklärt", meinte Hearn.

2012-Olympiasieger Joshua gilt als der kommende Mann im Schwergewicht. Der 1,98 Meter große Hüne und frühere Sparringpartner Klitschkos ist mit 26 Jahren bereits IBF-Weltmeister und hat alle seine 17 Profikämpfe vorzeitig durch K.o. gewonnen.

Fury zeigte indes keine Anzeichen von Reue und machte sich lieber zum Affen. Der 28-Jährige twitterte ein Bild aus dem Film "Scarface". Auf diesem ist Hauptfigur Tony Montana, gespielt von Al Pacino, zu sehen, der an einem Tisch vor einem riesigen Kokain-Berg sitzt. Fury ersetzte Pacinos Gesicht durch sein eigenes und schrieb #Tysonmontana dazu. Zudem änderte er seinen Twitter-Namen in TysonMontana.

Positiver Test auf Kokain - unter anderem

Nach einem Test der international anerkannten Doping-Agentur Voluntary Anti-Doping Association (VADA) ist Fury am 22. September, einen Tag vor seiner Absage des Klitschko-Kampfes am 27. Oktober, positiv auf Kokain getestet worden. Die Untersuchungen auf weitere verbotene Substanzen halten an, teilte die VADA mit. Damit droht Fury der Verlust seiner Gürtel.

Bereits im Juli waren Dopinggerüchte um Fury aufgekommen. Nachdem er das erste Re-Match gegen Klitschko für den 9. Juli wegen einer angeblichen Knöchelverletzung abgesagt hatte, kam heraus, dass der 28-Jährige laut der britischen Anti-Doping-Agentur UKAD wegen eines positiven Tests gesperrt worden sei.

"Unwürdigste Schwergewichts-Weltmeister"

Die Doping-Anschuldigungen sind Gift für das weltweite Schwergewichts-Boxen, das stets um ein sauberes Image kämpft. Klitschkos Manager Bernd Bönte reagierte daher gegenüber nur noch mit Kopfschütteln. "Wenn das so stimmt, passt das in das Gesamtbild, das man von Fury nach seinen Anfeindungen etwa gegen Homosexuelle hat. Er ist für mich der unwürdigste Schwergewichts-Weltmeister, den ich persönlich kennengelernt habe", sagte Bönte.

Entscheidend ist nun, wie die Weltverbände auf die positiven Dopingtests und Furys Rücktritt reagieren. Fury ist innerhalb der vier wichtigen Weltverbände Titelträger der WBO und Super-Champ der WBA. Sollten sich die Doping-Vorwürfe bestätigen, müsste der Brite seine Gürtel abgeben.

"Wir bereuen mittlerweile, dass wir nicht schon vor dem ersten Kampf in die Verträge geschrieben haben, dass Dopingtests obligatorsich sind", sagte Bönte mit Blick auf die überraschende Punktniederlage von Klitschko im November 2015. Dann, womöglich, hätte Klitschko seine WM-Gürtel nie verloren.

Quelle: ntv.de, Nikolaj Stobbe, sid

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