Geschlechtsdebatte in Paris Box-Olympiasiegerin Khelif wehrt sich juristisch gegen Hass
06.11.2024, 22:41 Uhr
Über Khelif war Hass ausgekübelt worden.
(Foto: picture alliance / Anadolu)
Imane Khelif wird Olympiasiegerin, richtig genießen kann die Algerierin ihren Triumph aber nicht. Viel zu sehr tobt der Hass, wird ihre Geschlechtszugehörigkeit infrage gestellt. Die 25-Jährige wehrt sich und leitet nun juristische Schritte ein.
Die algerische Box-Olympiasiegerin Imane Khelif wehrt sich nun auch juristisch gegen Berichte, die ihre Geschlechtszugehörigkeit infrage stellen. Wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) mitteilte, habe die 25-Jährige "rechtliche Schritte" gegen Personen eingeleitet, "die sich während der Olympischen Spiele Paris 2024 zu ihrer Situation geäußert haben, und auch eine Klage als Reaktion auf die jüngste Berichterstattung vorbereitet".
Zu Wochenbeginn waren in Frankreich Berichte veröffentlicht worden, in denen behauptet wurde, Khelif habe auch ein männliches Y-Chromosom. Das IOC werde sich "nicht äußern, solange die rechtlichen Schritte laufen, oder zu Medienberichten über nicht verifizierte Dokumente, deren Herkunft nicht bestätigt werden kann", heißt es in der Mitteilung weiter.
Das IOC betonte zudem, Khelif habe "seit vielen Jahren" in der Frauenkategorie an internationalen Wettkämpfen teilgenommen, darunter an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio sowie an den Weltmeisterschaften der International Boxing Association (IBA) und an von der IBA organisierten Turnieren. Das IOC sei "traurig über den Missbrauch, den Imane Khelif derzeit erfährt".
Anfeindungen aus der Politik
Die Kämpfe der 25-jährigen Khelif und der 28-jährigen Lin Yi-ting aus Taiwan wurden während Olympia von einer emotional geführten Geschlechter-Debatte begleitet. Der Disput um geschlechtliche Identität wird vor allem von konservativen Kreisen zunehmend als Kulturkrieg geführt. Die Debatte ging weit über die Frage des sportlich fairen Wettkampfs hinaus und erfasste auch höchste politische Kreise. In der gesellschaftspolitisch aufgeheizten Stimmung erfuhren beide Athletinnen im Internet viele Anfeindungen. Wegen Cybermobbing aufgrund des Geschlechts, wegen öffentlicher Beleidigung und des öffentlichen Aufrufs zur Diskriminierung hatte die Pariser Staatsanwaltschaft bereits im August Ermittlungen eingeleitet.
Beide Boxerinnen waren nach bislang nicht näher erklärten Geschlechter-Tests vom Verband IBA, der vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht anerkannt wird, von der WM 2023 ausgeschlossen worden. Beide hätten laut IBA die erforderlichen Teilnahmekriterien nicht erfüllt und "im Vergleich zu anderen weiblichen Teilnehmern Wettbewerbsvorteile" gehabt. Das IOC nannte es eine "willkürliche Entscheidung ohne ordnungsgemäßes Verfahren" und ließ Khelif und Lin in Paris teilnehmen. Das im Pass angegebene Geschlecht sei für viele Sportarten maßgeblich für die Zulassung zu den Wettbewerben, lautete eine Begründung.
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa