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Genderdebatte um Gold-Boxerin Khelif nennt Musk und Rowling in Cybermobbing-Klage

Die algerische Boxerin Imane Khelif gewann olympisches Gold in Paris.

Die algerische Boxerin Imane Khelif gewann olympisches Gold in Paris.

(Foto: picture alliance / Anadolu)

Während der Olympischen Spiele wird Imane Khelif Ziel einer überhitzten Gender-Debatte. Nach ihrem Gold-Sieg reicht die algerische Boxerin in Paris eine Klage wegen Cybermobbings ein. Nun stellt sich heraus: Elon Musk und J.K. Rowling sind Teil der Ermittlungen.

Während der Olympischen Spiele steht Imane Khelif im Zentrum einer aufgeheizten Gender-Debatte. Doch nach ihrem Gold-Sieg wehrt sich die algerische Boxerin gegen die Internet-Hetze, die sie erfährt, und reicht bei der Pariser Staatsanwaltschaft Klage wegen Cybermobbings ein. Darin wird neben Tesla-Chef Elon Musk auch die "Harry Potter"-Autorin J.K. Rowling genannt. Das berichtet Khelifs Anwalt Nabil Boudi gegenüber dem US-Magazin "Variety". Die Pariser Behörden bestätigen auf AFP-Anfrage, dass eine Untersuchung eingeleitet wurde.

Ursprünglich betrifft die Beschwerde die Plattform X, was nach französischem Recht bedeutet, dass sie sich gegen Unbekannte richtet. So sei "sichergestellt, dass die Staatsanwaltschaft den gesamten Spielraum hat, um gegen alle Personen zu ermitteln", einschließlich derjenigen, die möglicherweise unter Pseudonymen Hassbotschaften verfasst haben, erklärt Boudi. In der Beschwerde werden dennoch einige bekannte Persönlichkeiten namentlich erwähnt.

"Unter anderem werden J. K. Rowling und Elon Musk genannt", berichtet Boudi und fügt hinzu, dass US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump ebenso Teil der Ermittlungen sei. "Trump hat getwittert, also wird er unweigerlich als Teil der Strafverfolgung untersucht werden, ob er nun in unserer Klage genannt wird oder nicht."

Prominente greifen Khelif auf X an

Bereits zu Beginn der Wettkämpfe in Paris entbrennt um Khelifs Geschlechtszugehörigkeit eine laut ausgetragene Debatte, die um die Welt geht. Die 25-Jährige wurde als Frau geboren und identifiziert sich nicht als transgender oder intersexuell. Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) unterstützt ihre Teilnahme an den Frauen-Wettkämpfen. "Wissenschaftlich gesehen kämpft hier kein Mann gegen eine Frau", heißt es in einem Statement. Und trotzdem wird Khelif Opfer von Hasskommentaren und Mutmaßungen über ihr Geschlecht. Die meisten dieser Angriffe erfolgen über die sozialen Medien, insbesondere auf X. Und als sich schließlich auch Prominente in die Debatte einschalten, erreicht die Kontroverse eine neue Stufe.

In einer Nachricht an ihre 14,2 Millionen Follower postet Rowling ein Bild von Khelifs Kampf gegen die italienische Boxerin Angela Carini und beschuldigte Khelif, ein Mann zu sein, der "die Qualen einer Frau genießt, der er gerade auf den Kopf geschlagen hat". Musk teilt unterdessen einen Beitrag der Schwimmerin Riley Gaines, in dem sie behauptet, dass "Männer nicht in Frauensportarten gehören". Der X-Besitzer schließt sich der Botschaft an und schreibt: "Absolut." Trump wiederum postet ein Bild von dem Kampf gegen Carini, begleitet von der Botschaft: "Ich werde Männer aus dem Frauensport heraushalten!"

Auch der US-amerikanische Influencer Logan Paul greift Khelif im Internet an. Nach ihrem Sieg gegen Carini postet er auf X: "Direkt vor unseren Augen spielt sich die reinste Form des Bösen ab. Ein Mann durfte eine Frau auf der globalen Bühne verprügeln und ihren Lebenstraum zerstören, während sie für ihren verstorbenen Vater kämpfte. Dieser Wahn muss ein Ende haben." Wenig später löscht Paul den Beitrag und räumt ein, dass er sich "der Verbreitung von Fehlinformationen schuldig gemacht haben könnte".

Für Boudi ändern solche Entschuldigungen - einschließlich derer, die Khelif persönlich erhält - jedoch nichts an den Ermittlungen. "Die Klage ist eingereicht und die Fakten bleiben bestehen."

"Werden sich vor Gericht verantworten müssen"

Boudi erklärt außerdem, dass in der Beschwerde zwar Namen genannt werden. "Aber wir bitten darum, dass die Staatsanwaltschaft nicht nur gegen diese Personen ermittelt, sondern gegen jeden, den sie für relevant hält. Wenn der Fall vor Gericht kommt, werden sie sich verantworten müssen." Er fügt hinzu, dass die Klage zwar in Frankreich eingereicht wurde, "sich aber auch gegen Personen im Ausland richten kann". Die Pariser Staatsanwaltschaft könne zur Bekämpfung von Hassreden im Internet auch Rechtshilfeersuchen an andere Länder stellen.

Was X betrifft, so Boudi, richte sich die Klage gegen Verfasserinnen und Verfasser von Beiträgen und nicht gegen die Plattformen selbst: "Es liegt in der Verantwortung des Gesetzgebers, Sanktionen gegen Plattformen zu verhängen, nicht in unserer." Er weist jedoch darauf hin, dass Fälle von Cybermobbing von den Justizbehörden inzwischen sehr viel ernster genommen würden und es in einigen Fällen zu Gefängnisstrafen komme.

"Schönster Sieg in meiner Karriere"

Khelifs Trainer, Pedro Diaz, sagt gegenüber "Variety", das Mobbing, das Khelif während der Olympischen Spiele ertragen musste, habe "unglaubliche Auswirkungen auf sie" und "alle um sie herum" gehabt: "Ich habe in meinem Leben noch nie etwas so Abscheuliches gesehen."

Diaz berichtet zudem, er habe Khelif gebeten, nicht in die sozialen Medien zu schauen, damit sie "ihren Fokus auf die Goldmedaille nicht verliert." "Sie ist so klug und hat eine unglaubliche Motivation", so Diaz, für den sich Khelifs Goldmedaillengewinn "wie der schönste Sieg in meiner Karriere als Trainer anfühlt."

Quelle: ntv.de

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