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Um Olympia-Zukunft zu retten Boxen verpasst Skandal-Verband den K.o.

Ammar Riad Abduljabbar war in Tokio für Deutschland im RIng.

Ammar Riad Abduljabbar war in Tokio für Deutschland im RIng.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Die olympische Zukunft steht auf dem Spiel, zu viele Skandale ranken sich um den Box-Weltverband. Dem deutschen und einigen anderen Nationalverbänden reicht es nun, sie scheren aus und gründen einen eigenen internationalen Verband. Zur anstehenden WM gibt es viele Boykottpläne.

Der Donnerschlag im Amateur-Boxen hatte sich abgezeichnet - und nun ist er da. Deutschland und andere Nationalverbände preschen voran und gründen den internationalen Verband "World Boxing", der der skandalträchtigen und aktuell herrschenden International Boxing Association (IBA) den K.o. verpassen soll.

"Der Verlust des olympischen Status stellt eine existenzielle Bedrohung für den Boxsport dar, die negative Auswirkungen auf den Sport auf allen Ebenen haben wird. World Boxing hat sich zum Ziel gesetzt, dies zu verhindern", sagte Tyson Lee, Präsident des US-Verbandes.

Auch der Deutsche Boxsport-Verband (DBV) ist in die gegründete Vereinigung verwickelt, DBV-Sportdirektor Michael Müller sitzt im Interims-Exekutivkomitee des Verbandes. "Für den DBV zählt, dass das Boxen olympisch bleibt. Dafür schauen wir uns alle möglichen Wege an - und wünschen uns eine klare Positionierung des IOC", sagte DBV-Präsident Jens Hadler. In seiner Satzung hat der DBV die Möglichkeit verankert, in zwei Verbänden zu sein - eine generelle Abkehr von der IBA soll die Verwicklung in World Boxing also nicht bedeuten.

Verbandspräsident mit vielen Skandalen

Doch für die IBA ist die Gründung des neuen Verbandes ein Schlag ins Gesicht - auch wenn dieser abzusehen war. Der Amateur-Weltverband unter der Führung des russischen Präsidenten Umar Kremlew hängt seit Jahren in den Seilen, immer mehr Gegner des vor Skandalen triefenden Verbandes hatten sich mobilisiert. World Boxing bittet nun zum Vereinigungskampf.

Der neue Verband mit Sitz in der Schweiz, dem unter anderem die USA, Großbritannien und die Niederlande angehören, wurde als "Reaktion auf die anhaltenden Probleme im Zusammenhang mit dem bestehenden internationalen Dachverband des olympischen Boxsports gegründet", so World Boxing, der "dessen Versäumnis, die langjährigen Bedenken des IOC in Bezug auf sportliche Integrität, Führung, Transparenz und Finanzmanagement ausräumen" möchte.

Gibt es eine olympische Zukunft?

Und der einzige Weg führt über einen neuen Verband, der nun um die Anerkennung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) kämpft. Denn das olympische Boxen liegt am Boden, die IBA ist seit 2019 vom IOC wegen "mangelnder finanzieller Transparenz" und "fehlender Integrität der Schiedsprozesse" suspendiert, den Technischen K.o. für die Spiele 2028 in Los Angeles hat das Boxen bereits kassiert. In Tokio 2021 organisierte eine vom IOC eingesetzte Taskforce die Wettkämpfe, gleiches ist für Paris 2024 geplant. Das IOC teilte mit, es nehme "die jüngsten Entwicklungen zur Kenntnis" - mehr nicht.

"World Boxing ist ein Zusammenschluss von Menschen, deren einziges Interesse darin besteht, eine bessere Zukunft für die Boxer zu schaffen", sagte Boris van der Vorst, Präsident des niederländischen Boxsportverbandes. Alle weiteren nationalen Verbänden seien herzlich eingeladen, sich World Boxing anzuschließen, heißt es auf der Webseite des Verbandes. Ein Interims-Exekutivkomitee soll die erhoffte Revolution anführen, ein Präsident im November gewählt werden.

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Die IBA will das nicht auf sich sitzen lassen - und kündigte Maßnahmen an, um ihre "Autonomie als offizieller weltweiter Dachverband und globale Heimat des Boxsports zu schützen". Diese globale Heimat gewährte zuletzt russischen und belarussischen Athletinnen bei der WM in Indien eine uneingeschränkte Starterlaubnis - mit Flagge, mit Hymne.

Gleiches ist für die anstehende Männer-WM im usbekischen Taschkent (1. bis 14. Mai) geplant. Zahlreiche Nationen planen deshalb erneut einen Boykott. Die IBA habe "kein wirkliches Interesse am Boxsport und den Boxern", sondern sei nur "an der eigenen Macht interessiert", teilte das IOC zuletzt mit - wie die Ringe-Organisation nun aber als Punktrichter im Kampf der Verbände entscheidet, ist offen.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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