Bills siegen in NFL-Playoffs Büffelherde überrennt Steelers nach dem Schneesturm
16.01.2024, 07:27 Uhr
Die Auftakthürde der NFL-Playoffs haben die Buffalo Bills locker übersprungen. Der 31:17-Heimsieg gegen die Pittsburgh Steelers war nie in Gefahr. Nächster Gegner ist Meister Kansas City. Mit den Chiefs hat Buffalo noch eine Rechnung offen. Bei den Steelers droht derweil ein harter Schnitt.
Erst wütete der Schneesturm, dann die Büffelherde. So wie der Blizzard am Wochenende über den Großraum Buffalo hinwegfegte und für eine Verlegung des Wild Card Games zwischen den Buffalo Bills und den Pittsburgh Steelers sorgte, überrannten die Platzherren beim 31:17-Heimsieg die Gäste. Während die Bills, angetrieben von ihren euphorischen und enthusiastischen Fans, in der Kältekammer Orchand Park heiß liefen, wirkten die Steelers im wichtigsten Spiel der bisherigen Saison lange Zeit wie angefroren.
Minus acht Grad Celsius zeigte das Thermometer zu Spielbeginn, die gefühlte Temperatur lag sogar bei -15,5 Grad. Doch die Fans, die tags zuvor noch vom Verein zum Schneeschaufeln aufgerufen wurden, nahmen es mit Humor: "Wo würdest du lieber sein als genau jetzt, genau hier?", stand auf einem Plakat geschrieben.
Buffalo hatte diesen Spaß im heimischen Winter-Wunderland erst durch einen 21:14-Sieg am letzten Spieltag der Punktrunde bei den Miami Dolphins möglich gemacht. Denn durch diesen Triumph - es war der fünfte nacheinander - gewannen die Büffel vor Miami noch die AFC East und ersparten sich somit einen Wild-Card-Trip zur weitaus höheren Hürde Kansas City Chiefs.
Tags zuvor waren noch bis zu 15 Zentimeter Schnee pro Stunde gefallen, am Montag jedoch war zumindest das Spielfeld von der weißen Pracht befreit. Dafür mussten sich zahlreiche Fans durch mitunter knietiefen Schnee zu ihren Plätzen durchkämpfen - und somit härter schuften als ihre Lieblinge im ersten Viertel.
Liebevolle Blicke in der Kältekammer
In der achten Minute passte Bills-Quarterback Josh Allen auf Dawson Knox. Der Tight End packte in der linken Hälfte der Steelers-Endzone zu und Buffalo hatte seinen ersten Touchdown. Der Vorbereiter sprang dem Vollstrecker anschließend in die Arme und schaute ihm so liebevoll in die Augen, wie Anna ihrem Kristoff im Disney-Klassiker "Die Eiskönigin".
Nur drei Minuten später folgte ein Doppelschlag der Bills. Erst sorgte ihr Cornerback Taron Johnson mit einem Hit dafür, dass Steelers' Wide Receiver George Pickens den Football an der eigenen 29-Yard-Linie verlor und Buffalo somit in Ballbesitz kam. Dann brauchte Josh Allen nur eine Aktion, um diesen Fehler umgehend zu bestrafen. Er bediente den völlig freien Dalton Kincaid mit einem 29-Yard-Pass - 14:0 für die Gastgeber.
Die Steelers, denen winterliche Temperaturen mindestens so vertraut sind wie den Bills, kamen in den Schluss-Sekunden des ersten Viertels erstmals über die Mittellinie. Doch der Angriff endete vier Minuten später mit einer Interception ihres Quarterbacks Mason Rudolph. Bei seinem Pass war Buffalo-Cornerback Kaiir Elam in der eigenen Endzone einen Tick schneller als Pittsburghs Wide Receiver Diontae Johnson und fing den Wurf des in den vergangenen Wochen so zuverlässigen Rudolph ab.
Ganz anders zeigte sich Josh Allen. In der 23. Minute lief er bei einem Third Down kurz hinter der Mittellinie in der eigenen Hälfte los - und hörte erst 52 Yards später in der Steelers-Endzone wieder auf. Es war der zweitlängste Rushing-Touchdown eines Quarterbacks der NFL-Geschichte - und zugleich Allens 16. Touchdown der Saison im Laufspiel, kein anderer Playmaker hat mehr. "Das ist unglaublich. Seine Beine machen den Unterschied", meinte CBS-Experte und Ex-Dallas-Quarterback Tony Romo.
Frost und Frust bei Pittsburgh
Buffalo führte 21:0 - und auf den Rängen warfen die Fans vor lauter Begeisterung Schneebälle durch die Gegend. Bei den Steelers hingegen gab es nicht nur Frost, sondern auch Frust. "Es ist niederschmetternd. Wir wollten in diesem Jahr weit in den Playoffs kommen und wir dachten, dies ist ein Team, das wir besiegen können", meinte Offensive Tackle Dan Moore. "Es ist schwer, zurückzukommen, wenn du in deren Stadion 0:21 hinten liegst", ergänzte Tight End Pat Freiermuth.
Durch einen Touchdown kurz vor der Halbzeit und ein Field Goal sieben Minuten nach Wiederanpfiff kamen die Gäste zwar auf 10:21 heran, doch richtig in Bedrängnis geriet Buffalo nicht mehr. Auch nicht nach dem zwischenzeitlichen 17:24 in der 50. Minute. Denn vier Minuten später kam der Winter-Walzer von Khalil Shakir. Der Wide Receiver der Bills war nach einem Anspiel von Josh Allen eigentlich schon von Steelers-Safety Minkah Fitzpatrick an der 15-Yard-Linie gestoppt worden.
Doch Shakir wühlte und wuselte sich trotzdem weiter, tänzelte noch ein paar andere Steelers-Verteidiger aus und belohnte sich für diesen unnachgiebigen Einsatz mit einem 17-Yard-Touchdown. "Was für ein Aufwand. Der Spielzug des Abends", rief CBS-Kommentator Jim Nantz in sein Mikrofon. "Ich hatte schon aufgehört, hinzugucken und in die Menge geschaut", ergänzte Romo. Es war der vierte Bills-Touchdown der Partie - vom vierten verschiedenen Spieler. Mehr Mannschaftsleistung in der Offensive geht kaum.
"Wir sind eine widerstandsfähige Truppe, habe viele erfahrene Führungsspieler - ich denke wirklich, dass da kein anderes Team der Liga mithalten kann", meinte Josh Allen. Nach zwölf Spielen hatten seine Bills eine enttäuschende Zwischenbilanz von 6:6. Die Chance, die Playoffs noch zu erreichen, lag bei fünf Prozent. Seitdem hat Buffalo unter anderem in Kansas City und Miami gewonnen, daheim die Dallas Cowboys besiegt und nun, durch den sechsten Sieg nacheinander, zum vierten Mal in vier Jahren das Playoffs-Viertelfinale erreicht.
Buffalos Gruppe der Glückseligen
Allen führt die Leistungssteigerung der vergangenen Wochen auf die Team-Chemie zurück. "Wir mögen uns, lieben uns, sind füreinander da und wirklich jeden Tag happy bei der Arbeit", so der 27-Jährige. Für diese Gruppe der Glückseligen geht es nun gegen Kansas City - und somit um Revanche. 2021 und 2022 hatte Buffalo jeweils knapp bei den Chiefs verloren. Zunächst 24:38 im AFC Championship Game, dann ein Jahr später 36:42 nach Verlängerung in einem epischen Viertelfinal-Schlagabtausch.
Diesmal haben die Bills Heimrecht - was wiederum auf den immens wichtigen 21:14-Sieg am 7. Januar in Miami zurückzuführen ist. Gespielt wird am Sonntag. Es soll wieder kalt werden. "Wir brauchen jeden Einzelnen im Team und wir brauchen unsere Fans", sagt Allen.
Die Pittsburgh Steelers hingegen gehen mit vielen Fragen in die Saisonpause. Zum vierten Mal seit 2018 sind sie in der ersten Playoff-Runde ausgeschieden, haben somit seit nunmehr sieben Jahren kein K.-o.-Runden-Spiel mehr gewonnen. Vor allem die Zukunft von Mike Tomlin scheint ungewiss. Nach der Freistellung von Bill Belichick bei den New England Patriots vergangene Woche ist Tomlin der Trainer mit der längsten Amtszeit.
Seit 2007 hat er bei den Steelers das Sagen. Sein Vertrag ist noch für die kommende Saison gültig. Doch als er in Buffalo auf der Pressekonferenz darauf angesprochen wurde, reagierte er frostig - und verließ wortlos das Podium.
Quelle: ntv.de