Änderungen im deutschen Handball Bundesliga-Reform spaltet die Liga
06.07.2017, 15:27 Uhr
Topklubs wie der THW Kiel sehen in den neuen Regeln eine erhöhte Chancengleichheit vor allem in Europa.
(Foto: dpa)
Ab der kommenden Saison dürfen in der Handball-Bundesliga pro Partie 16 Spieler anstatt 14 eingesetzt werden. Auch die Abstiegsregelung wird überarbeitet. Während sich die Spitzenklubs die Hände reiben, gibt es Kritik von den "Kleinen".
Mehr Spieler, weniger Belastung - die Mitgliederversammlung der Handball-Bundesliga hat sich nach jahrelangen Diskussionen zu einer umstrittenen Reform durchgerungen. Die Vertreter der 38 Profiklubs stimmten in Köln für die Zulassung des 15. und 16. Spielers pro Partie. Dies hatten besonders die Spitzenklubs seit Jahren gefordert, um international konkurrenzfähig zu bleiben.
"Das ist ein Meilenstein", sagte Geschäftsführer Thorsten Storm vom deutschen Rekordmeister THW Kiel dem Sportinformationsdienst: "Vielen Dank an die Liga, die Solidarität funktioniert." Auch sein Amtskollege Dierk Schmäschke vom Vizemeister SG Flensburg-Handewitt sprach von einem "wichtigen Schritt, von dem alle Klubs profitieren können". Deutlich reservierter reagierte Bob Hanning. "Das war der Wunsch der drei Champions-League-Klubs, dem die Liga Rechnung getragen hat", sagte der Geschäftsführer der Füchse Berlin und Vizepräsident des DHB: "Ich bin kein großer Freund der Entscheidung."
Bislang waren nur 14 Spieler pro Bundesliga-Partie einsatzberechtigt. Nun können zwei U23-Spieler zusätzlich aufgestellt werden. Seit sechs Jahren hatte Schmäschke mit Mitstreitern immer wieder den Antrag für den 16er-Kader gestellt, der in den europäischen Konkurrenzligen und der Königsklasse schon länger verbreitet ist. Hauptargument war die Überlastung der Spitzenspieler, die künftig mehr Pausen erhalten könnten. Auf bis zu 80 Einsätze jährlich kommen Profis, die in Bundesliga, DHB-Pokal, Champions League und Nationalmannschaft im Einsatz sind. Verletzungen sind oftmals die Folge.
Problem für Zweitligisten
Dennoch ist die nun verabschiedete Reform umstritten. Vor allem die kleineren Klubs hatten sich lange gewehrt, weil mit den vergrößerten Mannschaften höhere Kosten verbunden sein dürften. Zudem wird es für Zweitligisten wohl schwieriger werden, Nachwuchskräfte zu gewinnen, da in der Bundesliga jetzt 36 neue Arbeitsplätze entstehen. Die Vertreter der Champions-League-Teilnehmer betonten jedoch die Vorteile. "Die Belastung kann anders verteilt werden", sagte Storm: "Die Bundesliga profitiert auch davon, wenn ein Klub erfolgreich in Europa spielt, das sind die Zugpferde."
Auch im europäischen Wettbewerb herrsche künftig ein Stück mehr Chancengleichheit. Zuletzt hatten die deutschen Topklubs in der Königsklasse das Nachsehen. In der vergangenen Saison schaffte erstmals kein Klub aus der erfolgsverwöhnten Bundesliga den Sprung in das seit 2010 stattfindende Final Four in Köln. Womöglich auch ein Fakt, der zum Umdenken beitrug.
Das Votum für den 15. und 16. Spieler blieb am Donnerstag nicht die einzige Entscheidung von größerer Tragweite. Die Versammlung einigte sich auch auf eine neue Auf- und Abstiegsregelung. Nur noch die beiden letztplatzierten Vereine steigen ab der kommenden Spielzeit aus der 1. Bundesliga ab, bisher erwischte es drei Klubs. Das Handball-Unterhaus wird zudem ab der Saison 2019/20 von 20 auf 18 Teams reduziert. Um dies zu erreichen, steigen in den kommenden beiden Spielzeiten vier bzw. fünf Teams aus der zweiten Liga ab.
Quelle: ntv.de, Peer Lasse Korff, sid