Sport

"Tür zur Welt weit offen" China lockert Web-Zensur

Eine Woche vor der Eröffnung der Sommerspiele hatten sich die Gewitterwolken über Peking überraschend verzogen. Gastgeber China hob die heftig kritisierte Internet-Zensur auf und beugte sich damit dem entschiedenen Protest des IOC. "Das Problem ist gelöst", erklärte IOC-Vizepräsidentin Gunilla Lindberg (Schweden) nach einem Krisengipfel mit dem Organisationskomitee BOCOG.

Im Hauptpressezentrum (MPC) der Spiele konnten danach nicht nur die zuvor geblockten Seiten der Menschenrechtsorganisation amnesty international, von Reporter ohne Grenzen, der Deutschen Welle oder der BBC aufgerufen werden, sondern sogar die deutsche Version der Homepage von Falun Gong, obwohl China im Fall der verbotenen Bewegung keinerlei Zusagen gemacht hatte.

Das IOC zeigte sich in einer offiziellen Stellungnahme "erfreut über die Einhaltung der Versprechungen" und stellte gleichzeitig klar, dass es sich nie mit einem eingeschränkten Internet-Zugang einverstanden erklärt habe.


Präsident Hu fordert Objektivität

Unterdessen forderte Chinas Staatspräsident Hu Jintao die zu den Spielen erwarteten 20.000 ausländischen Journalisten zur Objektivität auf. "Chinas Tür zur Welt ist immer weit offen", sagte er eine Woche vor dem Olympia-Auftakt auf einer Pressekonferenz. Allerdings sollte man sich bei der Berichterstattung an chinesische Regeln und Gesetze halten.

Einen Tag nach dem Regentief war der Blick auf die Berge um Peking frei. Und auch im deutschen Lager hatte sich die Lage wieder entspannt. "Die Beachvolleyballer können ihr Ausweichquartier am Rande von Peking beziehen", bestätigte Pressesprecher Gerd Graus. Man habe die Sicherheitsbedenken der Organisatoren ausräumen können.

Allgemeine Begeisterung

IOC-Spitze und Athletenkommission zeigten sich nach der Besichtigung des Olympischen Dorfes vom Angebot für die Sportler "allgemein begeistert", wie DOSB-Präsident Thomas Bach berichtete: "Hochwertige Ausstattung der Zimmer, viel Wasser und Grün zwischen den Häusern und eine variantenreiche Verpflegung, da haben sich die Chinesen viel Mühe gegeben." Auch die bislang angereisten deutschen Aktiven seien sehr zufrieden.

Am Wochenende tagt die IOC-Exekutive, um die 120. Session (5. bis 7. August) vorzubereiten. Lindberg und Athletenvertreter Sergej Bubka (Ukraine) müssen das Führungsgremium verlassen. Für Lindberg dürfte der Chinese Zaiqing Yu zum Vize aufsteigen, der Vorschlag für Bubkas Nachfolge muss noch von der Athletenkommission kommen.

Seine Arbeit nahm auch der Oberste Sportschiedsgerichtshof CAS auf. Der nach Peking entsandten ad-hoc-Kommission liegen die zwei ersten Klagen über Nichtzulassungen im Hockey und Schwimmen vor. Über sie soll kurzfristig entschieden werden.

Quelle: ntv.de, von Dieter Hennig und Christian Klaue, sid

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