Massive Kritik nach Handball-Debakel Coach Heuberger "kann es nicht"
17.06.2013, 13:58 Uhr
Martin Heuberger ist als Nationaltrainer der sportlich Hauptverbantwortliche für das EM-Aus. Der Alleinschuldige ist er nicht.
(Foto: dpa)
Dem Entsetzen nach dem EM-Aus der deutschen Handballer folgen Schuldzuweisungen: Nationaltrainer Martin Heuberger sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert, Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar sieht die "größte Krise überhaupt". Verband und Liga zoffen sich.
Nach dem Scheitern in der Qualifikation für die Handball-Europameisterschaft 2014 schwindet der Rückhalt für Martin Heuberger (49). Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar (40) hat dem Bundestrainer den Rücktritt nahegelegt. "Er ist nicht der Alleinschuldige. Aber die Nationalmannschaft hat jetzt zweimal versagt, als es darauf ankam. Da muss sich auch der Bundestrainer fragen lassen, ob er noch der Richtige ist", sagte Kretzschmar der Tageszeitung Die "Welt".
Trainer-Legende Vlado Stenzel (79) ging sogar einen Schritt weiter und forderte: "Bundestrainer Martin Heuberger muss weg. Er kann es nicht." Ein deutscher Bundestrainer müsse "fünfmal so viel wissen wie die Spieler, die er trainiert. Sonst folgen sie ihm nicht, selbst wenn sie es wollten", sagte Stenzel, der die DHB-Auswahl 1978 zum WM-Titel geführt hatte, bei "Sport Bild plus". Heuberger, der mit den DHB-Nachwuchs-Teams viele Erfolge gefeiert hat, fehle einfach die Klasse für den Männerbereich: "Der Unterschied zwischen der Arbeit mit der Jugend und der Arbeit mit der A-Nationalmannschaft ist so groß wie der Unterschied zwischen einem See und einem Meer."
"Größte Krise überhaupt"
Laut Kretzschmar erlebt der deutsche Handball derzeit "seine größte Krise überhaupt". Dennoch zögere die Verbandsspitze um den scheidenden DHB-Präsident Ulrich Strombach, die nötigen harten Entscheidungen zu treffen. "Wir sind am Boden. Und was machen die Verantwortlichen? Die fahren jetzt erst mal in den Urlaub und setzen sich vermutlich erst im August zusammen, um über Konsequenzen aus dem Debakel zu beraten", sagte er: "Die Motivation der Verantwortlichen, jetzt noch unangenehme Entscheidungen zu treffen, tendiert doch gen Null. Das ist eine unerträgliche Situation und zeigt, wie mies die Außendarstellung des Verbandes derzeit ist."
Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann befürchtet nach dem EM-Debakel auch negative Auswirkungen für die Liga. "Die Nationalmannschaft ist unser Zugpferd, und das Zugpferd ist ins Straucheln geraten. Das wird uns hart treffen. Nicht direkt, aber mittelfristig", sagte Bohmann. "Millionen Fans haben bei den Turnieren die Nationalmannschaft im Fernsehen gesehen. Diese Werbung fällt jetzt weg", sagte der Liga-Chef, der aber zunächst nicht mit rückläufigen Ticketverkäufen der Klubs rechnet.
Die Forderung von Ex-Bundestrainer Heiner Brand nach einem Bekenntnis der Liga zur Nationalmannschaft wies Bohmann zurück. "Ich halte nichts von Pauschalurteilen und hektischen Aktionen. Wir sollten uns zusammensetzen und gemeinsam konsequent an Wegen arbeiten, wie wir aus dieser Situation herauskommen", sagte der Manager. Grundsätzlich müsste sich die Zusammenarbeit zwischen dem DHB, den Landesverbänden und der Liga verbessern: "Und dann müssen die Ideen auch umgesetzt werden. Dann ist mir auch nicht bange, dass wir aus der Krise herauskommen."
Quelle: ntv.de, sid