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DOSB und Politik streiten Curling stirbt als Bauernopfer

Keine Medaillenchance - keine Förderung. So sieht die Zukunft für das deutsche Curling aus.

Keine Medaillenchance - keine Förderung. So sieht die Zukunft für das deutsche Curling aus.

(Foto: imago/Chai v.d. Laage)

Der organisierte Sport verlangt mehr Geld von der Politik für den Leistungssport. Weil sich nichts bewegt, führt der DOSB vor, was dann passiert: Schwache Sportarten kriegen keinen Cent mehr. Die Curler sind wohl nicht die letzten Leidtragenden.

Die Auseinandersetzung zwischen Sport und Politik um die deutsche Leistungssportförderung spitzt sich weiter zu. Der Deutsche Curling-Verband (DCV) wird als erster olympischer Fachverband wegen fehlender Finanzmittel aus der staatlichen Förderung fallen, um die anderen Wintersportarten nicht stärker zu belasten. Das hat der Olympische Sportbund bestätigt.

Dies würde nicht nur das Ende des Curling-Leistungssports in Deutschland bedeuten, sondern ist auch ein möglicher Hinweis auf einen Paradigmenwechsel im deutschen Sport. Eine Konzentration der Gelder auf die erfolgsversprechenden Sportarten wird immer wahrscheinlicher. "Der Leistungssport steht am Scheideweg", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann: "Die zur Verfügung stehenden Mittel reichen nicht aus, um in der vollen Breite und notwendigen Tiefe und Professionalität zu fördern."

Die Curler sind nur die Ersten

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes erklärte, seinem Verband habe sich eine Grundsatzfrage gestellt: Bei allen Sportarten ein wenig kürzen - oder an einer Stelle komplett. Der DOSB hat sich für eine Sportart entschieden, die keine olympischen Medaillen verspricht. Dieses Kriterium nennt der Verband in seinem Statement recht deutlich.

Die Leistungssportförderung

Das Bundesinnenministerium stellt jährlich 138 Millionen Euro an öffentlichen Geldern für den Spitzensport bereit. Neben dem BMI investiert das Verteidigungsministerium etwa 30 Millionen Euro in etwa 800 Sportsoldaten und -soldatinnen. Die Sporthilfe unterstützt etwa 3800 Athleten aus 50 Sportarten mit insgesamt rund zwölf Millionen Euro. Grundlage für die Mittelvergabe sind die Zielvorgaben, die hier für die Spiele in Sotschi und Rio eingesehen werden können.

Um den Curling-Verband vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren, hat der DCV die Verträge aller Trainer und des Sportdirektors bereits fristgerecht gekündigt. Die Finanzierung von Sportstätten und Trainingslagern ist mehr als ungewiss. "Der Leistungssport im Deutschen Curling-Verband ist am Ende und hat so wahrscheinlich für lange Zeit keine Chance mehr zurückzukommen", sagt Verbandspräsident Dieter Kolb, der seiner Sportart einen "Rückfall in die Steinzeit" vorhersagt.

Doch die Curler dürften nicht die letzten sein, denen in Zukunft Einschnitte drohen. "Solange der deutsche Sport nicht mehr Mittel erhält, der Bedarf aber an allen Stellen wächst, sind wir gezwungen, Prioritäten zu setzen", erklärte Hörmann: "Wir sehen an diesem aktuellen und wenig erfreulichen Beispiel, welcher Stein ins Rollen kommt, wenn es uns nicht gelingt, mit dem Bundesinnenministerium und der Politik zu anderen und neuen Formen der Förderung zu kommen."

Skiverband reagiert

Hintergrund der Entscheidung ist der seit langem schwelende Streit zwischen dem DOSB und dem Bundesinnenministerium (BMI) um die staatliche Unterstützung des Leistungssports. Zum Verhängnis wird dem DCV offenbar eine vergleichsweise geringe Finanzlücke von rund 350.000 Euro für die gesamten deutschen Wintersportverbände.

"Da das BMI nicht bereit ist, diese Mittel aufzustocken, wird der DCV aus der Gesamtförderung genommen, um die Lücke zu stopfen", sagt Kolb. Das Ministerium verwies auf Anfrage auf das Votum des DOSB. Beide Seiten, so scheint es, schieben sich den Schwarzen Peter zu.

Hausintern hat bereits der Deutsche Skiverband (DSV) Konsequenzen gezogen. Um die Zukunft der populären und geldbringenden Kernbereiche Biathlon, Ski alpin und Ski nordisch nicht zu gefährden, wurde der Bereich Buckelpiste aufgegeben. Die Sparte erhält von der eigenständigen Leistungssport GmbH des DSV keine Mittel mehr, die dadurch "eingesparten" rund 250.000 Euro werden anderweitig investiert.

Quelle: ntv.de, cba/sid

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