Eishockey-Krise nach WM-Euphorie DEL-Meister fordert Reformen
30.07.2010, 10:57 UhrWährend der Eishockey-WM im eigenen Land dachten viele, der Sport komme in Deutschland endlich aus der dunklen Ecke. Doch weit gefehlt: Frankfurt wurde die Lizenz entzogen, Kassel klagt gegen einen Ausschluss und Hannover rettete sich in letzter Minute. Deren Kapitän fordert jetzt Reformen in der Deutschen Eishockey-Liga - und wählt deutliche Worte.
Die anhaltenden Negativschlagzeilen um die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) müssen aus Sicht von Hannovers Kapitän Tino Boos zu Konsequenzen führen. "Es ist sicherlich an der Zeit, etwas Grundlegendes zu ändern", sagte der Ex-Nationalspieler der "Süddeutschen Zeitung".
Boos war mit dem Überraschungs-Meister Hannover Scorpions nur knapp dem Aus für die neue Saison entgangen. Mit seinen Kollegen nahm er am Freitag unter dem neuen Coach Toni Krinner das Training für die anstehende Saison auf. Sie soll am 3. September mit 15 Klubs beginnen, darunter die Kassel Huskies, die sich vor Gericht gegen einen Ausschluss wehren. Ex-Champion Frankfurt Lions erhielt keine Lizenz mehr.
"So hart das jetzt klingen mag: Fälle wie Frankfurt helfen vielleicht, die Liga gesundzuschrumpfen", sagte der 35-Jährige. Der langjährige DEL-Profi sieht viele Ansatzpunkte für eine Verbesserung. "Alle, die Liga und die Klubs, müssen gemeinsam arbeiten - momentan sieht jeder zuerst seine Interessen", klagte Boos und forderte ein ganzheitliches Konzept sowie mehr Marketing. Die Außendarstellung müsse in einem Fußball-Land wie Deutschland stimmen.
"Es geht um einen Sport"

Deutsches Erfolgsteam bei der WM: "Hätte Schub besser mitnehmen können"
(Foto: picture alliance / dpa)
Eine Rückkehr der Liga unter das Dach des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) lehnte Boos zwar ab, forderte aber eine bessere Zusammenarbeit. "Es muss einheitliche Regeln geben von oben bis unten, auch in der Ausländerfrage, damit es einen ehrlichen Auf- und Abstieg geben kann", verlangte der Stürmer. Man müsse davon wegkommen, an die DEL, den DEB oder persönliche Dinge zu denken. "Es geht um ein Produkt, einen Sport - das vergessen viele im Eifer der eigenen Interessen", sagte Boos.
Den Effekt der Heim-WM, wo mit Platz vier das beste deutsche Abschneiden seit 57 Jahren gelang, hält Boos bereits für verpufft. "Man hätte sicherlich den Schub besser mitnehmen können, weil bei der WM auch viele Leute erreicht wurden, die sich sonst nicht so für Eishockey interessieren", sagte der Ex-Nationalspieler.
Quelle: ntv.de, dpa