Sport

Keine Lust zu feiern DFB-Elf weiter - und Hrubesch ärgert sich

Trotz historischem Erfolg nicht in Feierlaune: Horst Hrubesch.

Trotz historischem Erfolg nicht in Feierlaune: Horst Hrubesch.

(Foto: picture alliance / dpa)

Halbfinale plus Olympia - die deutschen Juniorenfußballer könnten mit sich und der Europameisterschaft in Tschechien durchaus zufrieden sein. Sind sie aber nicht. Sondern ein wenig sauer - und zu müde, um zu feiern. Liegt das an Italien?

Als es vollbracht war, wirkte Horst Hrubesch geschafft. Grenzenlose Euphorie ist eh nicht die Sache des Mannes, der die älteste deutsche Juniorenmannschaft trainiert. Aber an diesem späten Dienstagabend in Prag wirkte er wie einer, der froh ist, dass es vorbei und noch einmal gut gegangen ist. Und das sagte er auch so: "Ich bin froh, dass wir die Qualifikation für das Halbfinale und die Qualifikation für Olympia erreicht haben." Geschafft aber hatte ihn, dass bei diesem 1:1 (0:0) im letzten Gruppenspiel bei dieser U-21-Europameisterschaft alles am Ende ganz knapp war und die immer stärker werdenden Tschechen drauf und dran waren, den Siegtreffer zu erzielen und damit die DFB-Elf aus dem Wettbewerb zu schmeißen.

Hrubesch formulierte das so: "Mich ärgert, dass wir mehr oder weniger den Gegner immer wieder mitgenommen haben durch unsere leichten Fehler." In der Tat war es so, dass die deutsche Mannschaft es in einer starken Anfangsviertelstunde verpasste, die Führung zu erzielen. Und als dann Nico Schulz nach 55 Minuten etwas überraschend doch das Tor erzielte, gelang es ihm und seinen Kollegen nicht, das mutmaßlich entscheidende 2:0 zu erzielen, obwohl allen voran Mittelfeldspieler Emre Can gleich zweimal die Gelegenheit dazu hatte. "Nach dem 1:0 haben wir einige gute Kontermöglichkeiten, da hätten wir das Spiel eigentlich früher entscheiden müssen." Am Ende war es ein etwas glückliches Remis für die Deutschen, die froh waren, dass der Gegner wenig sorgsam mit seinen Torchancen umging.

"Kennen das bisher nur vom Hörensagen"

Das Ergebnis ist allerdings historisch: Wenn am 3. August 2016 in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele beginnen, wird zum ersten Mal seit Seoul 1988, also zum ersten Mal seit 28 Jahren, eine deutsche Fußballmannschaft dabei. Ja, das sei schon toll, sagte Hrubesch: "Wir kennen das bisher nur vom Hörensagen - und jetzt dürfen wir selber mitmachen." Na, dann steht doch wohl eine Party an? "Eine große Feier wird es nicht geben, die Spieler sind sicher müde." Und außerdem sei das Turnier ja noch nicht zu Ende: "Wir haben die Möglichkeit, in Richtung Finale zu gehen. Diese Chance sollten wir nicht liegenlassen."

Marc-André ter Stegen, der Torwart, sah das wenig überraschend ähnlich und konstatierte: "Wir haben kein extrem schlechtes Spiel gemacht, aber viele Sachen hätten wir besser lösen können. Wir können uns über den Halbfinaleinzug freuen, grundsätzlich müssen wir aber schon schauen, dass wir viele Dinge im nächsten Spiel besser machen." Denn bei aller Freude über Olympia - es geht ja noch um was. Gegen wen die Deutschen in der Vorschlussrunde am Samstag ab 18 Uhr in Olmütz antreten, entscheidet sich allerdings erst heute, wenn die vier Teams der Gruppe B ab 20.45 Uhr ihre letzten beiden Spiele austragen. Fest steht nur, dass die DFB-Elf als zweiter der Gruppe A gegen den Sieger der anderen Staffel antritt. Dort führt Portugal mit vier Punkten vor England und Schweden, die jeweils drei Zähler auf dem Konto haben. Aber auch Italien, mit nur einem Punkt auf Rang vier der Tabelle, darf sich, falls es gegen England gewinnt, noch Chancen ausrechnen. Kurzum: Es ist für alle noch alles drin.

Irgendjemand hat dann Hrubesch noch die obligatorische Frage nach dem Wunschgegner gestellt. Und der Trainer hat ebenso obligatorisch geantwortet, dass ihm das egal sei, zumal er sich das eh nicht aussuchen könne. Obwohl: "Vielleicht kommt es ja so, dass wir wirklich im Halbfinale die Italiener kriegen." Wie 2009, als er in Schweden die deutsche U21 mit den späteren Weltmeistern Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Jérôme Boateng, Sami Khedira, Mesut Özil und Mats Hummels zum Titel führte. "Aber im Grunde spielt das keine Rolle." Hrubesch hat dann auch noch gesagt: "Im Halbfinale werden die Karten neu gemischt." Will heißen: Gut, dass es geschafft ist. Was nicht so gut war, zählt dann nicht mehr. Ansonsten aber gelte: "Die Jungs haben hier wirklich nachgewiesen, dass sie kicken können."

So läuft die U-21-EM
Halbfinale                        FINALE
Samstag, 27. Juni        Dienstag, 30. Juni, 20.45 Uhr
Portugal -Deutschland5:0             Portugal -         Schweden
Dänemark -Schweden1:4

3:4 n.E.

  
Gruppe AGruppe B
Mittwoch, 17. JuniDonnerstag, 18. Juni
Tschechien -Dänemark1:2Italien -Schweden1:2
Deutschland -Serbien1:1England -Portugal0:1
Samstag, 20. JuniSonntag, 21. Juni
Serbien -Tschechien0:4Schweden -England0:1
Deutschland -Dänemark3:0Italien -Portugal0:0
Dienstag, 23. JuniMittwoch, 24. Juni
Tschechien -Deutschland1:1England -Italien1:3
Dänemark -Serbien2:0Portugal -Schweden1:1
        
TABELLETABELLE
1. Dänemark34:461. Portugal32:15
2. Deutschland35:252. Schweden33:34
3. Tschechien36:343. Italien34:34
4. Serbien31:714. England32:43
      
Modus: Die Gruppenersten und Gruppenzweiten stehen im Halbfinale am Samstag, 27. Juni, ab 18 und 21 Uhr. Das Finale findet am Dienstag, 30. Juni, ab 20.45 Uhr in Prag statt.

 

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen