EM-Start mit neuem Erfolgscoach DHB-Frauen wollen dank Cruyff zum Titel
01.12.2018, 13:01 Uhr
Groener und seine Handball-Ladies gehen mit viel Selbstvertrauen in die schwere EM-Vorrundengruppe.
(Foto: imago/DeFodi)
Die Mission ist klar: Die deutschen Handballerinnen arbeiten am Comeback in der Weltspitze, am liebsten mit einer Medaille bei der EM in Frankreich. Klappen soll das dank Henk Groener, der schon Oranje zu WM-Silber führte. Und als Trainer auf Johan Cruyff setzt.
Die Inspiration für seinen Trainer-Job hat sich Henk Groener von Johan Cruyff geholt. Nach dem Vorbild des einstigen Fußball-Weltstars hat der 58 Jahre alte Niederländer die Handballerinnen seines Heimatlandes vor einigen Jahren in die Weltspitze geführt. Nun soll er dieses Kunststück mit der deutschen Auswahl vollbringen. Zweifel am Gelingen dieser Mission hat Groener nicht.
"Es ist nicht die Frage, ob wir in der Weltspitze ankommen, sondern nur wann und wie", sagte der Bundestrainer vor dem EM-Auftakt gegen Titelverteidiger Norwegen an diesem Samstag (ab 15.00 Uhr/Eurosport und bei sportdeutschland.tv) in Brest. Für Groener ist es das Turnierdebüt mit der DHB-Auswahl. Die hat den kontinentalen Titel noch nie gewonnen, die einzige - silberne - Medaille gab es bei der Premiere 1994. Das Team könne mehr aus seinem Potenzial machen, hatte Groener bei Amtsantritt zu Jahresbeginn gesagt. Das will er nun in Frankreich beweisen.
Groener machte "Oranje" groß
Um gegen die hochkarätige Konkurrenz bestehen zu können, hat Groener seinen Spielerinnen vor allem eines eingeimpft: Selbstvertrauen und Lockerheit. Er gibt ihnen mehr Freiräume, spricht viel, ist ein kommunikativer Typ. Ganz so, wie er es einst bei Cryuff beobachtet hat. "Die Spieler und Spielerinnen sind immer das Wichtigste in einer Mannschaft. Das hat Cruyff so gesagt und verkörpert", erzählte Groener. Seit einigen Jahren ist er Chef der Trainerausbildung am renommierten Johan-Cruyff-Institut in Amsterdam, zu dessen Gründervätern er gehört. Dass er sein theoretisches Wissen in der Praxis umsetzen kann, bewies Groener in seiner Heimat.
2009 übernahm er die "Oranjes", die damals höchstens Mittelmaß verkörperten. Mit einem intensiven Nachwuchsprogramm und der mittlerweile weltberühmten Handballakademie im kleinen Städtchen Papendal führte er die Niederlande 2015 zu WM-Silber und ein Jahr später ins Olympia-Halbfinale von Rio - und locker vorbei an den Frauen des Deutschen Handballbundes, die seit WM-Bronze 2007 den Anschluss an die Weltspitze verloren haben.
Viele Trainer versuchten seither vergeblich, den wieder herzustellen. Nervös machen lässt sich Groener davon nicht. "Druck macht man sich nur selber, ich kann damit umgehen. Ich will Europameister werden, aber das wollen 15 andere Trainer auch." Seine Art kommt im Team gut an. "Henk redet viel mit uns, er bindet uns ein, er will unsere Meinung hören", berichtete Kapitänin Julia Behnke. Die Kreisläuferin gehört zu den wenigen Routiniers, das nach der verpatzten Heim-WM mit dem frühen Aus im Achtelfinale einen Umbruch erlebt hat.
Es herrscht Optimismus, auch wenn in der Vorrunde neben Goldanwärter Norwegen mit dem EM-Fünften Rumänien und dem WM-Viertelfinalisten Tschechien weitere Brocken warten. Fernziel sind die Olympischen Spiele 2020 in Tokio, wo die Deutschen erstmals seit 2008 wieder dabei sein wollen. Groener geht es offensiv an: "Das ist mein erstes Turnier in der neuen Funktion. Und da ist es wie im Handball: Der erste Angriff ist der wichtigste. In Frankreich beginnt die Jagd nach dem Olympia-Ticket."
Quelle: ntv.de, Björn Pazen und Eric Dobias, dpa