Stimmung in Dortmund DHB-Sieg gegen Tunesien
25.01.2007, 17:54 UhrAngeführt von "Teufelskerl" Henning Fritz sind Deutschlands Handballer bei der Heim-WM auf Viertelfinalkurs und dürfen weiter vom ersten WM-Titel nach 1978 träumen. Der Torwart von Meister THW Kiel ebnete in Dortmund mit einer Weltklasseleistung den Weg zum 35:28 (19:11) gegen Afrikameister Tunesien und damit zum zweiten deutschen Hauptrundensieg. Einen Tag nach dem Befreiungsschlag gegen Slowenien (35:29) legte das Team von Bundestrainer Heiner Brand damit im "Hexenkessel" Westfalenhalle den Grundstein für den Einzug in die K.o.-Runde.
Bereits ein Punkt in den noch ausstehenden beiden Begegnungen gegen Europameister Frankreich am Samstag und Island am Sonntag würde dem WM-Gastgeber zum Weiterkommen reichen. Vor 12.000 begeisterten Zuschauern besiegelten Christian Zeitz (7 Tore/Kiel) und Pascal Hens (5/Hamburg) den fünften Sieg im sechsten Duell mit den ebenfalls punktlos in die Hauptrunde eingezogenen Tunesiern, die vom früheren Gummersbacher Coach Sead Hasanefendic trainiert werden.
Von Beginn an übernahmen die Hausherren die Initiative und spielten sich gegen den WM-Vierten von 2005 in einen wahren Rausch. Frenetisch angefeuert von den 12.000 begeisterten Fans, zog die DHB-Auswahl von 3:3 (7.) auf 10:5 (19.) davon. Nicht zuletzt, weil der überragende Fritz in diesem Zeitraum neben zwei Siebenmetern weitere Chancen der Tunesier auf teilweise spektakuläre Art zunichte machte. Selbst dem amtierenden WM-Torschützenkönig Wissem Hmam kaufte der 32 Jahre alte Torhüter den Schneid ab. Mit der Siegerfaust feierte "Fritze", der insgesamt drei Strafwürfe entschärfte, jede gelungene Aktion und betätigte sich immer wieder erfolgreich als Einpeitscher.
Unterstützung erhielt der Kieler von dem erst am Montag nachnominierten Christian Schwarzer. Der Lemgoer wurde diesmal in der 22. Minute eingewechselt und fügte sich nahtlos ins Team ein. Neben der konsequent agierenden Abwehr mit Chef Oliver Roggisch (Magdeburg) überzeugte vor allen Dingen der variable Angriff der Deutschen. Im Rückraum zeigten Zeitz und Hens endlich die erhoffte Torgefährlichkeit, von der auch Linksaußen Torsten Jansen (4/Hamburg) profitierte.
Nach dem Wechsel ließ die Brand-Sieben nicht nach und schraubte die Führung binnen acht Minuten auf neun Tore (23:14). Dabei hatte Hasanefendic vor dem Spiel die Stimmung durch seine Kritik an einigen DHB-Verantwortlichen angeheizt. "Wenn man eine WM im eigenen Land hat, darf man nicht so zurückhaltend sein. Da muss man deutlich formulieren, dass man Weltmeister werden will", hatte der 58-jährige Kroate in Richtung Brand gestichelt.
Um sich konzentriert auf die Begegnung mit Tunesien vorbereiten zu können, war die deutsche Equipe bereits am Mittwochabend nach dem gelungenen Hauptrunden-Auftakt gegen Slowenien von Halle/Westfalen in die Sportschule Kaiserau gereist. Im Mittelpunkt der Lobeshymnen hatte zuvor im Gerry-Weber-Stadion Goalgetter Hens gestanden. Mit neun Toren warf sich der Hamburger nach eher durchwachsenen Leistungen in der Vorrunde den Frust von der Seele. "Natürlich war es ein Befreiungsschlag für mich und die Mannschaft. Aber ich wusste schon vor der WM, dass ich diesmal mehr Verantwortung übernehmen muss", erklärte "Pommes" Hens selbstbewusst nach seiner besten Turnierleistung.
Das anstehende dritte Hauptrundenspiel gegen die favorisierten Franzosen am Samstag in Dortmund steht nicht zuletzt für den 26-jährigen Hens unter einem besonderen Stern. Der "Kanonier" trifft in dem Prestigeduell auf seine Hamburger Vereinskollegen Bertrand und Guillaume Gille.
Quelle: ntv.de