Sport

Kein Riesenschritt im Anti-Doping-Kampf DOSB bremst Gesetz aus

Die Diskussion über eine Strafverschärfung im Kampf gegen Doping wird auf der DOSB-Mitgliederversammlung kontrovers geführt. Das Ergebnis ernüchternd, zumindest für den Deutschland Leichtathletik-Verband. Der scheitert mit seinem Wunsch nach gesetzlicher Hilfe unerwartet deutlich.

DOSB-Maskottchen Trimmy hat weiterhin gut lachen, ein Dopinggesetz wird es in Deutschland weiterhin nicht geben.

DOSB-Maskottchen Trimmy hat weiterhin gut lachen, ein Dopinggesetz wird es in Deutschland weiterhin nicht geben.

(Foto: dpa)

Der deutsche Sport wird von der Politik keine Kronzeugenregelung im Strafrecht und keine uneingeschränkte Strafbarkeit des Besitzes von Dopingmitteln fordern: Aus Angst vor teuren Schadensersatzprozessen, die Fachverbände in den Ruin treiben könnten, lehnte die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Stuttgart mit großer Mehrheit einen Antrag des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) auf Verschärfung der Doping-Richtlinien ab.

"Wir waren nicht von unserem Erfolg überzeugt, aber wollten aufrütteln und sind nun enttäuscht, dass der Antrag so klar abgelehnt wurde. Es wäre ein Riesenschritt im Anti-Doping-Kampf gewesen", kommentierte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) das Ergebnis von nur 25 Ja-Stimmen 459 Stimmberechtigten bei acht Enthaltungen. Vor allem enttäuschte Prokop, dass die Argumente von Juristin Katja Mühlbauer nicht erhört wurden. Sie hatte deutlich gemacht, dass sie drei Jahre lang bei ihrer Arbeit in der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft München erfahren habe, wie den Ermittlungsbehörden die Hände durch die derzeitige Rechtssituation gebunden seien.

Doch für Prokop ist die Entscheidung kein Grund, die Bemühungen einzustellen: "Ich bin sicher, in fünf Jahren werden wir ein Anti-Doping-Gesetz haben. Bei einem Regierungswechsel oder einem anderen Bundesinnenminister vielleicht schon früher."

Furcht vor Schadensersatzprozessen

Zufrieden: DOSB-Präsident Thomas Bach (l.) und sein Generalsekretär Michael Vesper.

Zufrieden: DOSB-Präsident Thomas Bach (l.) und sein Generalsekretär Michael Vesper.

(Foto: dpa)

Auch der DOSB betont, er sei weiter an der Optimierung der Instrumente im Anti-Doping-Kampf interessiert. Präsident Thomas Bach, dessen Organisation noch kurzfristig einen eigenen Antrag eingebracht hatte, um der DLV-Initiative Wind aus den Segeln zu nehmen, sagte: "Die Entscheidung gegen den DLV-Antrag war eine Risikoabwägung." Generaldirektor Michael Vesper meinte, im Falle einer Umsetzung der DLV-Lösung hätte die Gefahr bestanden, dass es bei Dopingurteilen von Sportgerichten zu einer "Beißhemmung" hätte kommen können, weil aus Angst vor Freisprüchen durch öffentliche Gerichte hohe Schadensersatzprozesse gedroht hätten.

Nach lebhafter Diskussion sprach sich das Plenum bei nur neun Enthaltungen ohne Gegenstimme für den Antrag des DOSB aus. Dieser sieht vor allem vor, die Höchststrafe für Dopingvergehen im Arzneimittelgesetz von drei auf fünf Jahre zu erhöhen und weitere Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften (bisher nur München und Freiburg) in allen Bundesländern einzurichten. Diese sollen wie Polizei und Zoll eng mit der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) zusammenarbeiten.

Es fehlt an Willen und an Geld

Doch der deutsche Sport hat nicht nur ein Dopingproblem. Er verfehlt laut Thomas Bach bei Olympia 2016 in Rio de Janeiro sein gesetztes Ziel, wenn er binnen der nächsten vier Jahre nicht 25 Millionen Euro mehr an Förderung erhält. Dieser Bedarf sei "eher bescheiden" formuliert, betonte der DOSB-Präsident. Bach forderte Optimierung im Bereich Trainer, Sportwissenschaft und Sportpsychologie.

Die Finanzsituation der Vereinigung von fast 28 Millionen Mitgliedern in 91.000 Vereinen ist auch deswegen prekär, weil der DOSB 2012 eine rote Zahl in seiner Bilanz schreiben wird. Laut Schatzmeister Hans-Peter Krämer ist dies vor allem Folge davon, dass die Glücksspirale statt kalkulierter 6,0 nur 5,4 Millionen Einnahmen erbrachte. 2011 hatte der DOSB noch ein Plus von 409.000 Euro verbucht.

Auch vor diesem Hintergrund lehnte das 459-köpfige Plenum bei nur elf Ja-Stimmen einen DLV-Antrag ab, der darauf abzielte, dass der DOSB aus seinen Rücklagen von fast fünf Millionen Euro das sich erneut abzeichnende Minus der Nationalen Anti Doping Agentur NADA (500.000 Euro) übernimmt.

Quelle: ntv.de, sid

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