58. Vierschanzentournee DSV-Adler gut gerüstet
27.12.2009, 21:31 Uhr
Die deutschen Hoffnungen auf anständige Tournee-Resultate ruhen auf Talent Pascal Bodmer (l.) und Routinier Martin Schmitt.
(Foto: dpa)
Ein alter Hase und ein junger Hüpfer sind die großen Hoffnungsträger der deutschen Skispringer auf der Jagd nach Podestplätzen bei der 58. Internationalen Vierschanzentournee.
Ein Jahr nach seinem glanzvollen Comeback will Vize-Weltmeister Martin Schmitt gemeinsam mit seinem Zimmerkollegen Pascal Bodmer wieder zum Höhenflug ansetzen und die Fans in den Stadien zu Jubelstürmen hinreißen. "Natürlich hat man irgendwo im Hinterkopf noch den Traum, bei der Tournee einmal ganz oben zu stehen. Aber im Moment bin ich davon ein gutes Stück weg", warnte Schmitt jedoch vor zu großen Erwartungen.
Bundestrainer Werner Schuster schätzt die Lage vor der am Montag mit der Qualifikation beginnenden Traditionsveranstaltung realistisch ein. "Es ist momentan keiner in Sicht, der wirklich um den Tournee-Sieg springen kann. Das ist Tatsache, da gibt es nichts zu beschönigen", sagte der Coach. Wie die meisten Experten erwartet er im Kampf um das 35.000 Euro teure Siegerauto ein Duell zwischen Österreichs Jahrhunderttalent Gregor Schlierenzauer und dem Schweizer Überflieger Simon Ammann.
"Wollen für Unterhaltung sorgen"
Seinen Schützlingen traut Schuster das eine oder andere Highlight auf den vier Stationen in Oberstdorf (29. Dezember), Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (3. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) zu. "Wir sind gut vorbereitet und wollen für gute Unterhaltung sorgen. Wichtig wird sein, dass der Funke vor heimischer Kulisse überspringt und wir richtig gut aus den Startlöchern kommen", formulierte er das Ziel für das Auftaktspringen am Dienstag. "Und bei der Tournee kommen dann noch Emotionen dazu. Die können Berge versetzen", meinte Schuster bei der DSV-Pressekonferenz.
Der späte Beginn um 16.30 Uhr kommt vor allem Schmitt und Bodmer gelegen, die bekennende Langschläfer sind. "Wir liegen beide gerne mal länger im Bett", berichtete Bodmer. Im Wettkampf will sich das auch abseits der Schanzen gut harmonierende Duo dann ausgeschlafen zeigen. "Mein Anspruch ist es nicht mehr, nur dabei zu sein. Um ganz vorne reinzuspringen, muss ich meine Top-Leistung abrufen. Wenn ich konstant springe, kann es für die Top 15 oder sogar Top 10 reichen", meinte Bodmer.
Nesthäkchen als Hoffnungsträger
Um den ohnehin schon großen Druck auf Bodmer ein wenig herauszunehmen, hat der Bundestrainer dem 18-Jährigen einen Freifahrtschein für die Tournee ausgestellt. "Pascal würde ich einfach mal springen lassen, auch wenn er im Moment vom Potenzial her der stärkste Deutsche ist. Er ist ein ehrgeiziger junger Bursche, der hart an sich arbeitet und uns wirklich guttut. Ich würde mich riesig freuen, wenn er für ein Highlight sorgt und ihm auf die Schulter klopfen, wenn er mal daneben haut", erklärte Schuster.
Die gestandenen Athleten wie Schmitt oder auch Michael Uhrmann nimmt er dagegen in die Pflicht. "Die haben genug Routine, genug Klasse, um speziell in Oberstdorf einen guten Auftakt zu liefern. Die Schanze mögen sie ganz gerne", sagte Schuster. Im Vorjahr hatte Schmitt im Allgäu mit Rang fünf überzeugt und später als Dritter in Innsbruck seine achtjährige Abstinenz auf dem Tournee-Podium beendet. "Ich bin auf einem guten Weg. Wie lange es braucht, bis ich das höchste Niveau in meinen Sprüngen erreiche, wird man sehen. Ich spüre, dass nicht mehr viel fehlt", sagte der 31-Jährige.
Bodmer ist Schmitts Vorbild
Schmitt, der zum 14. Mal dabei ist, nimmt sich dabei ein Vorbild an seinem jungen Zimmerkollegen. "Pascal hat im Moment so eine Ruhe, konzentriert sich aufs Wesentliche. Gerade wenn es mal nicht so läuft, kann man sich schon daran hochziehen, weil man sieht, okay, es bringt nichts, wenn ich mir jetzt noch fünf Stunden Gedanken mache, was ich noch besser machen kann", meinte der viermalige Weltmeister von 1999 und 2001.
Im Gegenzug will Schmitt dem Youngster auf der zehntägigen Stress-Tour mit all seiner Routine zur Seite stehen. "Es ist jetzt auf ihn viel eingestürzt und man unterhält sich darüber. Da kann ich ihm vielleicht das ein oder andere sagen, auf was er sich vorbereiten oder was er tun soll. Das ist keine Lehrstunde im Zimmer, so darf man sich das nicht vorstellen, das ist einfach ein lockeres Gespräch", meinte Schmitt. Den wichtigsten Tipp für Bodmer gab es schon vor dem Auftakt: "Er muss nicht um den Tournee-Sieg mitspringen, sondern einfach schauen, dass er das Ganze genießt und nicht als Druck oder Last empfindet."
Quelle: ntv.de, dpa