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Turn-EM in Birmingham DTB-Herren glänzen

Bei den Kunstturn-Europameisterschaften in Birmingham überzeugen die deutschen Herren nach Gold im Teamwettbewerb auch in den Einzelwettkämpfen. Matthias Fahrig, Marcel Nguyen, Philipp Boy und Ausnahmekönner Fabian Hambüchen holen fünf Medaillen, herausragend ist Boden-Gold durch Fahrig. Der sagt anschließend: "Sportlich läuft es hier einfach Bombe."

Matthias Fahrig gewann Gold am Boden, Teamkollege Marcel Nguyen holte Bronze.

Matthias Fahrig gewann Gold am Boden, Teamkollege Marcel Nguyen holte Bronze.

(Foto: dpa)

Vom einstigen Sorgenkind zum neuen EM-Star: Präsent wie sonst nur Fabian Hambüchen hat sich "Überflieger" Matthias Fahrig zum Abschluss der Kunstturn-Europameisterschaften in Birmingham zum neuen deutschen Turnkönig gekrönt. 24 Stunden nach dem Triumph mit der deutschen Riege ließ der sprunggewaltige Hallenser einen weiteren Titel am Boden sowie EM-Silber beim Sprung folgen und stellte Deutschlands Ausnahmeturner erstmals in den Schatten.

Immerhin: Zum Abschluss der europäischen Titelkämpfe durfte sich Hambüchen zumindest über eine Bronzemedaille am Reck freuen, gemeinsam mit seinem Teamkollegen Philipp Boy aus Cottbus, der auf die gleiche Punktzahl kam. Hambüchen fehlte in der Schwierigkeit das entscheidende Zehntel, um Titelverteidiger Vlasios Maras aus Griechenland hinter sich lassen zu können.

Fahrigs famose Rückkehr

"Sportlich läuft es hier einfach Bombe und die Stimmung in der Mannschaft war extrem klasse", sagte der 24-Jährige Fahrig, der beim Boden-Finale fast eine Klasse für sich gwesen war. Mit dem höchsten Ausgangswert von 6,7 Punkten ließ er der Konkurrenz keine Chance, Teamkollege Marcel Nguyen (Unterhaching) eingeschlossen, der aber immerhin die Bronzemedaille an diesem Gerät eroberte. Nur 18 Monate, nachdem er aus disziplinarischen Gründen nicht für Olympia in Peking berücksichtigt worden war, genoss der Halb-Kubaner Fahrig seine erste internationale Einzel-Goldmedaille in vollen Zügen: "Ich freue mich einfach wahnsinnig. In den letzten Jahren bin ich immer besser geworden und habe eine gewisse Konstanz bewiesen, auch persönlich."

Am Boden gelang Fahrig eine makellose Vorstellung.

Am Boden gelang Fahrig eine makellose Vorstellung.

(Foto: dpa)

Dies zeigte sich auch beim Sprung. Mit dem sogenannten Dragulescu (Ausgangswert: 7,0 Punkte) zeigte Fahrig den schwierigsten Sprung aller Finalisten und wurde für sein Risiko immerhin mit Silber hinter Tomi Tuuha aus Finnland belohnt. Sichtlich bewegt vom größten Erfolg seiner sportlichen Karriere bedankte sich Fahrig anschließend nur sehr zögerlich beim Publikum und freute sich mehr nach innen.

Russlands Fehlen optimal genutzt

Die Teamkollegen zitterten in der Einturnhalle um Fahrig, lugten immer wieder hinter dem Vorhang hervor und waren begeistert. Hambüchen: "Das war einfach geil, schon nach der ersten Sprungbahn waren wir sicher, dass 'Matze' es schafft. Und der Titel ist im Lande geblieben, das ist wichtig." Bei den letztjährigen europäischen Titelkämpfen in Mailand hatte der 22-Jährige selbst den Sieg am Boden davongetragen.

Das deutsche Team fährt mit sechs Medaillen nach Hause. Auch, weil die Russen gar nicht anreisen konnten.

Das deutsche Team fährt mit sechs Medaillen nach Hause. Auch, weil die Russen gar nicht anreisen konnten.

(Foto: dpa)

Den Grundstock zu ihrem phänomenalen Abschneiden in Birmingham hatten die deutschen Gerätartisten bereits am Samstag mit dem Triumph im Mannschafts-Wettbewerb gelegt, dem ersten auf internationaler Ebene seit 74 Jahren. "Das war absolute Weltklasse, das gab es bei uns noch nie", sagte Hambüchen nach dem souveränen Erfolg vor Großbritannien und Frankreich mit 18 Übungen ohne einen einzigen Sturz.

Die einstige Turn-Großmacht Russland, die an der EM wegen Anreiseproblemen nicht teilnehmen und damit auch nicht ihren Titel verteidigen konnte, wurde in der aktuellen Euphorie schon gar nicht mehr als Gegner wahrgenommen. "Diesmal hätten es auch die Russen gegen uns schwer gehabt", meinte DTB-Präsident Reinhard Brechtken und Chefcoach Hirsch formulierte bildhaft: "Wer nicht am Tisch sitzt, kann auch nicht vom Teller essen."

Quelle: ntv.de, sid

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