Biathlon-Weltcup in Pokljuka Dahlmeier dominiert, Rösch rührt die Herzen
10.12.2016, 13:58 Uhr
(Foto: imago/GEPA pictures)
Beim vierten Saisonsieg von Biathlon-Dominator Martin Fourcade in Pokljuka sorgt Michael Rösch für einen bewegenden Moment. Er widmet Platz 6 einem Ex-Coach, schon vorm Zieleinlauf kullern die Tränen. Bei den Damen siegt Laura Dahlmeier immer weiter.
Die sportlichen Sieger beim Biathlon-Weltcup im slowenischen Pokljuka sind der Franzose Martin Focault und Laura Dahlmeier, der Sieger der Herzen ist Michael Rösch. Beim 33-jährigen Wahl-Belgier kullerten die ersten Tränen bereits auf der Schlussrunde, im Ziel brachen dann endgültig alle Dämme. "Das ist zwar nur ein popeliger sechster Platz, aber der bedeutet für mich die Welt", sagte Biathlet Michael Rösch schluchzend und widmete den größten Erfolg seit seinem Nationenwechsel dem verstorbenen Ex-Trainer Klaus Siebert: "Das ist für dich, Klaus!"
Siebert war am 24. April an den Folgen seiner Krebserkrankung gestorben. Während der langen Trainerkarriere verhalf er zahlreichen Skijägern zu WM- und Olympia-Medaillen, unter anderem formte er Ricco Groß oder die Weißrussin Darja Domratschewa zu Spitzenathleten. Auch Rösch, wie Siebert in Sachsen geboren, hatte lange Zeit unter ihm trainiert.
Wechsel nach Belgien
2014 war der 33-jährige Rösch allerdings zur belgischen Mannschaft gewechselt - weil im starken Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) kein Platz mehr für ihn war. In der Folge hatte der einzige noch aktive deutsche Olympiasieger schwere Zeiten zu überwinden, Sponsoren sprangen ab, das Geld für weite Reisen und hochwertiges Equipment wurde knapp. Doch Aufgeben war keine Option.
"Ich habe aber niemals gedacht, dass ich mit den besten der Welt noch mitlaufen kann. Heute ist mir ein perfektes Rennen gelungen", sagte Rösch im ZDF. Als sich seine Gedanken kurz vor dem Ziel dann um all die Unterstützer der vergangenen Jahre drehten, war es um ihn geschehen. "Ich habe schon auf der letzten Runde geheult. Das ist einfach traumhaft. Ich danke meiner Familie und allen, die mich unterstützt haben", sagte Rösch.
Fourcade schießt makellos
Rösch lag am Ende nur einen Platz hinter Simon Schempp, der als Fünfter bester Deutscher war beim vierten Saisonsieg des Franzosen Fourcade. Der fünfmalige Weltcup-Gesamtsieger, der tags zuvor schon den Sprint gewonnen hatte, traf alle 20 Schuss und verwies in einem spannenden Schlagabtausch den Norweger Emil Hegle Svendsen (0/+ 6,0 Sekunden) und den Sprint-Dritten Anton Schipulin (1 Fehler/+ 6,2 Sekunden) aus Russland auf die Plätze.
Erik Lesser, Verfolgungs-Weltmeister von 2015, wurde nach zwei Fehlern (+ 1:37,0 Minuten) als zweitbester Deutscher Elfter, direkt gefolgt von Arnd Peiffer (1/+ 1:45,5 Minuten). Benedikt Doll (3/2:15,7 Minuten) kam als 22. ins Ziel, Matthias Dorfer (3/+ 2:59,5) wurde 36., Florian Graf (2/+ 3:45,7) belegte Platz 40.
Dahlmeier düpiert die Konkurrenz
Wie Rösch war Laura Dahlmeier schon lange vor dem Ziel in Feierstimmung, die Biathletin riss die Arme in die Höhe und jubelte völlig losgelöst. "Da habe ich gedacht, das ist einfach schön", sagte sie über die Momente kurz vor ihrem zehnten Weltcupsieg. Mit 16 Sekunden Vorsprung vor der Finnin Kaisa Mäkäräinen gewann die 23-Jährige trotz zweier Strafrunden die Verfolgung und baute ihre Führung im Gesamtweltcup aus. "Dabei habe ich nach dem zweiten Schießen gedacht, dass ich mich schon verabschiedet habe."
Doch in beinahe schon unglaublicher Manier düpierte sie Konkurrenz doch noch. Dahlmeier gewann zum ersten Mal in ihrer Karriere einen Sprint- und einen Verfolgungswettkampf am Stück. "Das ist schon etwas Besonderes. Da zeigt man, dass man keine Eintagsfliege ist, sondern dass man es auch zweimal hintereinander packen kann."
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa